Für Betriebsleiter Sascha Braun sind diese guten Zahlen ohne die neue Telematiklösung, die vor über einem Jahr in alle Nutzfahrzeuge verbaut wurde, nicht vorstellbar. Jedes Fahrzeugkabine sei mit einer Frontkamera ausgerüstet worden, erläutert Braun.
Wir erkennen riskantes Fahrverhalten früh und beugen so Unfällen vor, sagt der Betriebsleiter. Jetzt können wir agieren und nicht nur reagieren.
Die Aiden – Fahrer nutzen eine Lösung von Samsara, die im überfüllten Telematikmarkt eine echte Innovation ist. Der amerikanische IT – Konzern, der weltweit rund 1000 Flottenkunden betreut und seit fünf Jahren auch in Europa präsent ist, hat eine Komplettlösung entwickelt, die zusätzlich vor Unfällen und anderen unerfreulichen Ereignissen schützt. Eine Dashcam in der Fahrerkabine zeichnet Touren auf. Wenn der Fahrer mit ungewöhnlichen Fahrmanövern oder Fahrverhalten auffällt, schickt die Samsara – Technologie die Aufnahmen in die Cloud des Flottenbetreibers, welcher diese in Minutenschnelle überprüft. Wenn Gefahren drohen, wird der Fahrer gewarnt: wenn bei Weiterfahrt sich solche Situationen wiederholen, erhält er unterwegs und nach der Tour ein Coaching.
Die Samsara – Technologie arbeitet mit künstlicher Intelligenz (KI). Mit ihr kann sie immer neue Gefahrensituationen erkennen. Für Jürgen Schachner, Samsara – Verkaufschef für die deutschsprachigen Länder, ist so gewährleistet, dass jeder Fahrer an seinen persönlichen Schwächen arbeiten kann.
Im letzten Fiskaljahr hat unsere Technologie bei allen überwachten Fahrzeugen über 110 Millionen sicherheitsrelevante Ereignisse erkannt.Weil wir ‚Fehlerkennungen‘ vermeiden wollten, haben wir auch die Benutzer der Dashcams eingeschaltet, sagt Schachner.
Regelmäßig tauschen sich beide Seiten, welche Situationen wirklich gefährlich sind und Nachschulungen notwendig machen.Die Dashcam ist in der Kabine so installiert, dass sie das Sichtfeld des Fahrers nicht einschränken kann.
Der Anwender muss entscheiden, welchen Bereich er mit der Kamera erfassen will, betont Schachner.
In jedem Fall erfasst diese den Straßenabschnitt unmittelbar vor dem LKW. Der Samsara – Manager empfiehlt, die Nutzung dieses Geräts in einer besonderen Policy zu regeln.
Ein solches Regelwerk muss sicherstellen, dass Dashcams ordnungsgemäß und regelkonform eingesetzt werden und die Privatsphären von Fahrer und Beifahrer geschützt werden, sagt Schachner.
Denn die Mitarbeiter müssen sich an die Kamera in der Kabine erst gewöhnen. Viele fürchten, laufend beobachtet zu werden, und lehnen deshalb diese Technologie instinktiv ab.
Die Spedition Bermes in Willich überwand solche Vorbehalte mit einem geschickten Kniff. Sie installierte Dashcams erst in ausgewählten LKW und setzte besonders technikaffine und besonders technikskeptische Fahrer ein. Beide Seiten kamen schnell zu dem Ergebnis, dass die Dashcams die Fahrer nicht permanent überwacht, sondern ihre Arbeit sicherer macht. Tatsächlich zeichnen die Geräte nur spontane Fahrfehler wie das Überfahren einer roten Ampel oder kritische Fahrmanöver wie zu dichtes Auffahren auf. Erst wenn solche Vorfälle regelmäßig passieren, wird der Fahrer nachgeschult.
Wir konnten nach ein bis zwei Monaten erleben, dass die Fahrer von der neuen Technologie wirklich überzeugt waren, erinnert sich Logistikleiter Rainer Chmielewski.
Die Zahlen sprachen für sich. Die Unfallquote ging um 20 Prozent zurück, außerdem zeichneten die Kameras deutlich weniger Fahrfehler und Fahrmanöver auf. Die Nachschulungen zeigten also Wirkung.
Vor allem aber halfen die Aufnahmen bei Gerichtsverfahren.
Bei vielen Unfällen gilt automatisch der stärkere Verkehrsteilnehmer – also der LKW – als schuldig, blickt Chmielewski zurück. Mit den Dashcam – Aufnahmen konnten wir wiederholt das Gegenteil beweisen und Kosten vom Unternehmen sowie Ärger von den Fahrern abwenden.
Wenn beispielsweise drängelnde PKW aus dem toten Winkel heraus die Fahrbahn knapp vor dem LKW wechseln, können solche Fahrfehler mit Kameraaufzeichnungen belegt werden. Das hat auch Braun erlebt.
Bei mindestens elf Unfällen wurden Mitarbeiter dank Videomaterial entlastet, sagt der Aiden – Betriebsleiter.
Wen wundert es, dass sie nie mehr ohne Kamera fahren wollen. Das empfiehlt auch Schachner.
Die Kamera sollte so lang in der Kabine bleiben, wie man einen Nutzen aus ihr ziehen kann, sagt der Samsara-Manager und erinnert an die hohe Fluktuationsrate in vielen Unternehmen.
Sie müssen regelmäßig bis zu einem Drittel der Fahrer neu in die Verbesserungsprozesse einweisen.