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Logistikimmobilien: Corona sorgt für starkes Halbjahr

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Im Logistikbereich überwiegen weiterhin positive Auswirkungen der Covid-19-Pandemie gegenüber den negativen.Der deutsche Investmentmarkt für Industrie- und Logistikimmobilien profitierte im ersten Halbjahr vor allem von einer gut gefüllte Deal-Pipeline vom Jahresanfang.

Der deutsche Investmentmarkt für Industrie- und Logistikimmobilien hat zum ersten Halbjahr 2020 nach Angaben von Colliers International ein Transaktionsvolumen von rund 3 Milliarden Euro verzeichnet und übertrifft somit das Vorjahresniveau um 22 Prozent und den 5-Jahres-Durchschnitt um 3 Prozent. Ausschlaggebend war hier das erste Quartal, welches mit rund 1,9 Milliarden Euro einen neuen Rekord erreichte, auch wenn die Monate April bis Juni schon eine gebremste Dynamik aufwiesen. Colliers International weist jedoch darauf hin, dass bereits zum Jahresanfang eine gut gefüllte Deal-Pipeline vorherrschte und während der Krise vor allem die Transaktionen abgeschlossen wurden, die bereits in finalen Verhandlungen standen und in einigen Fällen mit Verzögerungen unterzeichnet wurden. Die Assetklasse kann sich auf dem gesamtgewerblichen Immobilienmarkt weiterhin als eine der drei wichtigsten Immobilientypen in Deutschland beweisen und den zweistelligen Marktanteil (11 Prozent) der letzten drei Jahre aufrechterhalten.

Industrie- und Logistikimmobilien haben sich in den vergangenen Monaten als robuste und krisenfeste Assetklasse gezeigt. Trotz der Unsicherheiten, die die Covid-19-Pandemie auf den deutschen Investmentmarkt ausgelöst hat, setzt sich der Erfolgskurs dieser Assetklasse fort. Zu Beginn der Krise zeichnete sich bereits ab, dass der Logistiksektor als Gewinner hervorgehen könnte und als unterstützender Pfeiler im Gesamtsystem der deutschen Wirtschaft fungiert. Neben dem stabilen Vertrauen der gängigen Anleger in Logistikassets haben sich nunmehr weitere Investoren, die bislang gar nicht oder nur kaum in Berührung mit diesem Immobilientypen kamen, dieser Assetklasse verstärkt zugewandt. Wir erwarten demnach, dass dieser Kriseneffekt zukünftig für noch mehr Wettbewerbsdruck und dementsprechend für eine weitere Renditekompression auf dem Logistikimmobilienmarkt sorgen wird, kommentierte Peter Kunz FRICS, Head of Industrial & Logistics EMEA bei Colliers International.

Kein einziger Paket-Deal über 500 Millionen Euro

Das zweite Quartal verzeichnete keinen einzigen Paket-Deal über 500 Millionen Euro, dafür wurde aber ein Deal im dreistelligen Millionen-Bereich, das so genannte Maple-Portfolio, Anfang Mai für rund 200 Millionen Euro registriert.Insgesamt belief sich das Volumen, das bis zur Jahresmitte durch Paketverkäufe generiert, wurde auf 1,2 Milliarden Euro, was einem Marktanteil von 39 Prozent und dem Vorjahreswert entspricht.

Internationale Anleger weniger präsent

Internationale Anleger hatten in diesem Jahr einen geringeren Marktanteil als 2019. Der Anteil des internationalen Kapitals verringerte sich zum Halbjahr auf 45 Prozent (circa 1,3 Milliarden Euro).

Die durchschnittliche Brutto-Spitzenrendite in den TOP-Investmentzentren liegt derzeit noch stabil bei 4,2 Prozent liegt.

Aktuell konnten wir auch Transaktionen registrieren, die deutlich darunter lagen, wenn es sich um eine Neubauimmobilie in einer sehr guten Lage innerhalb einer etablierten Logistikregion und mit einem bonitätsstarken Mieter handelt. Vor allem die Rolle des Mieters wird bei zukünftigen Transaktionen wieder stärker ins Gewicht fallen als es noch vor ein paar Monaten der Fall war, sagt Kunz.

Prognosen von Colliers International zufolge ist eine weiterwachsende Nachfrage nach Logistikassets und demnach einen Fortlauf der Rendite-Kompression in den kommenden 12 Monaten zu erwarten. Nicht ohne Einfluss auf den Investmentmarkt ist hier der Boom im E-Commerce, der dazu führt. dass Verteilzentren und Umschlagimmobilien stark nachgefragt sind.

Derzeit befinden sich einige größere Tickets in der Vermarktung, so dass wir von einer soliden Entwicklung der Investmenttätigkeiten in der zweiten Jahreshälfte ausgehen. Wir beobachten zudem, dass (potenzielle) Käufer vermehrt Verstärkung in Form von Buy-Side Consulting einholen, was sich unter anderem durch die Unsicherheiten und die derzeitigen erhöhten Anforderungen bei der Finanzierung aufgrund der wirtschaftlichen Schwankungen der letzten Monate erklären lässt. Auch ist zu erwarten, dass sich die Folgen der Krise im dritten Quartal bemerkbar machen könnten, da in den Monaten des Lockdowns nur wenige neue Investmentmöglichkeiten durch Investoren geprüft wurden und sich dies demnach bremsend auf die Entwicklung des Transaktionsvolumens zeigen könnte. Nach aktuellem Stand erwarten wir ein Transaktionsvolumen, das zwischen 5 und 6 Milliarden Euro liegen dürfte und aufgrund der Covid-19-Krise und der weiterhin hohen Produktknappheit im Markt nicht an das sehr hohe Jahresniveau des Vorjahres anknüpfen wird, so Kunz abschließend.

Foto: Wikimedia

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