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Foto: CO3 _ Agnieszka Paradowska, Monika Szymsńska

Kurzinterview: “Die Transformation zur Nachhaltigkeit ist bereits jetzt möglich”

Wie gelingt der Klimawandel in der Transport-und Logistikbranche? In unserem Interview spricht Anton Gustafsson, Managing Director, CO3 bei Telematics Solution GmbH über fehlende Anreize, Kooperation mit Partnern und Kunden – und wie Telematiklösungen die Transformation zur Nachhaltigkeit unterstützen können.

Lesezeit 8 Min.
Natalia Jakubowska, Trans.INFO: Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral sein. Halten Sie dieses Zeitmaß in der Transport-und Logistikbranche für realistisch?

Anton Gustafsson, Managing Director, CO3 Telematics Solution GmbH: Die Einstellung zur nachhaltigen Entwicklung unterscheidet sich derzeit von einem europäischen Land zum anderen. Der Straßengüterverkehr in verschiedenen EU-Ländern ist jedoch eng miteinander verbunden, was den Wandel vorantreiben kann. Die Politik der so großen und wichtigen Länder wie Deutschland kann Trends setzen und sich positiv auf kleinere Akteure auswirken. Damit sich ein Umschwung in der geplanten Zeit vollziehen kann, müssen die Maßnahmen auf messbaren und genauen Daten basieren.

Da es immer noch Einschränkungen bei der Batterieleistung, Reichweite der Fahrzeuge und Schnellladefunktion gibt, ist es unheimlich wichtig, einer entsprechenden Strategie bei der Implementierung der benötigten Infrastruktur zu folgen. Dank der Einführung von Telematiklösungen, insbesondere zur Erhöhung der Transparenz von Fahrzeugen, stehen sehr genaue Daten zur Verfügung, die sowohl von Institutionen als auch von Unternehmen für optimale Entscheidungen genutzt werden können.

Genauso können Transportunternehmen diese Technologie verwenden, um die Routen zu identifizieren, die es ermöglichen, elektrische Lastwagen für die Ausführung der Aufträge einzusetzen. Mit Blick auf das Ziel 2045 müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass dieser Wandel recht schnell erfolgen muss, insbesondere angesichts der langen Erneuerungszeit der LKW-Flotten.

Wie hat sich in letzter Zeit das Verständnis von Nachhaltigkeit in der Branche verändert?

Einige der größeren Unternehmen in der Transport-und Logistikbranche geben sich bereits jetzt viel Mühe zugunsten der Transformation zur Nachhaltigkeit. Beispielsweise ist bei einigen Speditionen die Messung des CO2-Fußabdrucks obligatorisch, weil sie versuchen, qualitativ hochwertige Daten zu finden, um diesen genau bestimmen zu können. Infolgedessen wächst die Zahl der Unternehmen, die sich auf Messungen des CO2-Fußabdrucks spezialisieren.

Gleichzeitig und aus den gleichen Gründen investieren LKW- und Trailerhersteller in die Elektrifizierung ihrer Fahrzeuge und in die Brennstoffzellentechnologie. Rückblickend waren viele Branchenvertreter der Meinung, es sei nicht möglich, mit elektrischen Lastwagen lange Strecken zurückzulegen. Jetzt erkennen immer mehr von ihnen, dass es klappen kann (obwohl es immer noch eine große Herausforderung ist).

Grüne Antriebstechnologie ist ein heißes Thema sowohl unter den größten und dominantesten Unternehmen in der Branche als auch unter neu gegründeten Start-ups. Jedoch bei den meisten mittelständischen Firmen sowie bei kleineren Frachtführern gibt es nur einige, die aktiv zugunsten der Nachhaltigkeit handeln, weil es immer noch keine konkreten Anforderungen gibt und entsprechende Anreize fehlen.

Die Motivation, sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, scheint einer der wichtigsten Faktoren zu sein, um Änderungen in Richtung der Nachhaltigkeit vorzunehmen. Dies ergibt sich daraus, dass sich sowohl Kunden als auch potentielle Mitarbeiter ihrer wachsenden Bedeutung immer mehr bewusst werden. Im Fall der verbraucherorientierten Unternehmen kann die Sicherstellung, dass die Firma für Kunden relevant bleibt und ihre Erwartungen erfüllt, ein wichtiger Aspekt für Veränderungen sein.

Dieselben Unternehmen müssen daran denken, wie sie zu einem attraktiven Arbeitgeber werden können. Nicht nur jetzt, sondern auch in der Zukunft. Wenn junge Menschen, die sich des Klimawandels bewusster sind, zu Entscheidungsträgern werden, dann wird sich diese Transformation beschleunigen. Die Lieferanten werden aufgefordert, die CO2-Emissionen zu reduzieren. Diese Situation wird die Implementierung umweltfreundlicherer Flotten und solcher Tools zur genauen Messung von Emissionen auf der Grundlage hochwertiger Daten wie CO3 von Telematics Solutions GmbH vorantreiben.

Welchen Stellenwert haben Klimaneutralität und Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen? Welche Maßnahmen haben Sie bereits umgesetzt?

Die CO3-Plattform – ein Service der Telematics Solution GmbH, konzentriert sich auf hochwertige Datenerfassung. Einer der wichtigen Gründe, warum wir dies tun, ist, unseren Partnern bei der grünen Transformation zu helfen. Aktuell können wir Daten zu Kraftstoffverbrauch, zurückgelegten Kilometern und Motor-Emissionsklasse liefern. Zukünftig (in Zusammenarbeit mit Partnern, die Tankkartendienste anbieten) können Informationen über die Art des verwendeten Kraftstoffs gesammelt werden. Dank des Zugriffs auf Daten der OEM-Hersteller werden wir auch genauere Daten zur Messung des CO2-Fußabdrucks erhalten.
Was waren die größten Herausforderungen? Welche Fehler sollte man vermeiden?
Das Sammeln von Outputs für die Transformation zur Nachhaltigkeit in der Transport- und Logistikbranche erfordert die Kooperation von Unternehmen, die unterschiedliche Lösungen anbieten. An dieser Stelle sollte Folgendes betont werden: Es geht nicht nur darum, Telematikdaten zu erfassen. Um die richtigen Messungen vorzunehmen, sollten auch zusätzliche Informationen zum Transportauftrag gewonnen werden. Jeder versteht den Zweck des Wandels, aber es ist immer noch schwierig, verschiedene Unternehmen, Organisationen und Regierungen dazu zu veranlassen, dass sie als motivierte Einheit zusammenarbeiten. Wenn eine Änderung nicht für alle Parteien ebenso vorteilhaft ist, wird ihre Umsetzung problematisch und zeitaufwändiger, als sie sein könnte. In einer Branche, die so weit verstreut ist wie die Transport- und Logistikindustrie, ist es wichtig, dass die Änderung für alle von Vorteil ist.

Eine bessere Planung, die Leerfahrten vermeiden lässt, scheint eine der Aufgaben zu sein, die besonders schnell bewältigt werden kann. Ein Spediteur, der mit seinen Subunternehmern auf festen Strecken arbeitet, kann die Anzahl der leer gefahrenen Kilometer beeinflussen, diese senken und sich nicht nur für die Berechnung des CO2-Fußabdrucks eines bestimmten Transports verantwortlich fühlen, sondern auch für die Folgen des fehlenden Transports. So eine Lösung ist sowohl nachhaltig als auch wirtschaftlich vorteilhaft, was bedeutet, dass sie einen doppelten Gewinn bringen könnte.

Wie sensibilisieren Sie Kunden und Partner für das Thema?

Derzeit gibt es keine Anforderungen zur Messung des CO2-Fußabdrucks. Demnach scheint der Wille, über solche Daten zu verfügen, eher aus internen Regelungen eines Unternehmen zu folgen. Positiv anzumerken ist, dass einige Verlader nicht nur Daten zum CO2-Fußabdruck, sondern auch die Dokumentation der Verwendung von Biokraftstoffen von ihren Subunternehmern verlangen.

Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass es wichtig ist, Kunden Informationen über die Möglichkeiten nachhaltiger Entwicklung bereitzustellen, die durch die Beschaffung hochwertiger Daten geboten werden. Die Implementierung eines Tools, das die Transparenz in der Transportkette gewährleistet, ist meiner Meinung nach der erste Schritt zur Einführung von Änderungen.

Ohne präzise Daten ist es unmöglich, reale Geschäftsziele und Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln. Daher investieren wir nicht nur in die CO3-Plattform, sondern versuchen auch, Kooperationen mit anderen Technologieunternehmen aufzubauen, um den Zugang zu Daten für diejenigen zu ermöglichen, die an diesem Wandel teilnehmen. Wir sind zum Beispiel in Gesprächen mit einem der Start-ups, der sich auf Messungen des CO2-Fußabdrucks spezialisiert. Gemeinsam streben wir danach, den Kunden umfassende Daten zu Kraftstoffverbrauch, Fahrzeugtyp, Fahrtdetails und anderen wichtigen Aspekten zur Verfügung zu stellen.
Gleichzeitig müssen wir der Branche auch eine klare Botschaft senden, dass die Transformation zur Nachhaltigkeit bereits jetzt möglich ist. Wir müssen Beispiele und Umsetzungsmuster nicht nur für umweltfreundlichere Flotten aufzeigen, sondern auch für Lösungen, die Transparenz steigern und den Transport rationalisieren. Wenn wir unsere Kräfte bündeln, können wir eine größere Wirkung erzielen. Um unsere Datenerfassungsfunktionen, die zur genauen Messung des CO2-Fußabdrucks verwendet werden können, zu entwickeln, setzen wir auch auf die Kooperation mit anderen Unternehmen. Die CO3-Plattform wird mit anderen Visibility-Lösungen integriert, um sicherzustellen, dass die gesammelten Daten vollständig genutzt werden.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit in Transport und Logistik

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