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Eurozone-PMI: Wachstum verliert an Schwung. Industrie fällt zurück in die Schrumpfung

Lesezeit 8 Min.

Die Wirtschaftstätigkeit in der Eurozone legte im September erneut zu, allerdings mit nachlassender Dynamik. Der HCOB Flash Eurozone Composite PMI von S&P Global stieg leicht von 51,0 im August auf 51,2 – den höchsten Stand seit 16 Monaten. Der Index, der sowohl Industrie als auch Dienstleistungen abbildet, signalisiert damit ein moderates Wachstum im privaten Sektor des Euroraums.

Anders die Industrie: Der Eurozonen-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe fiel wieder unter die Expansionsmarke von 50,0 – von 50,7 im August auf 49,8. Damit endete die kurze Rückkehr in den Wachstumsbereich nach drei Jahren der Schrumpfung. Die Produktion legte zwar noch zu, allerdings langsamer: Der Index sank von 52,5 auf 50,9.

Neue Industrieaufträge gingen so stark zurück wie seit sechs Monaten nicht mehr, insbesondere wegen schwächerer Exportnachfrage. Auch die Beschäftigung schrumpfte, der stärkste Stellenabbau seit drei Monaten. Einkaufstätigkeit und Lagerbestände nahmen ebenfalls ab, während sich Lieferzeiten auf den höchsten Wert seit fast drei Jahren verlängerten.

Auf der Preisseite meldeten Hersteller zum fünften Mal in Folge leichte Rückgänge sowohl bei den Inputkosten als auch bei den Verkaufspreisen. Auch im Dienstleistungssektor schwächte sich die Inflation ab, blieb aber vergleichsweise hoch. Analysten betonen, dass diese Entwicklung die nächsten Entscheidungen der EZB beeinflussen könnte.

Regional zeigte sich ein gemischtes Bild: Die Niederlande führten das Wachstum mit dem stärksten Anstieg seit Mitte 2022 an. Auch Griechenland, Spanien und Irland verzeichneten Expansion. In den drei größten Volkswirtschaften – Deutschland (49,5), Italien (49,0) und Frankreich (48,2) – schrumpfte der Sektor jedoch weiter.

„Zum siebten Mal in Folge ist die Produktion in der Eurozone gestiegen, wenn auch nur geringfügig. Es gibt keine Anzeichen für eine deutliche Beschleunigung. Die Auftragseingänge stagnierten im Frühjahr und Sommer, entsprechend kürzten Unternehmen im September Personal und Bestände“, kommentierte Dr. Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank.

Deutschland: Produktion zieht an, Auftragseingänge schwächeln

In Deutschland blieb die Industrie im September unter Druck. Der HCOB Germany Manufacturing PMI sank leicht von 49,8 auf 49,5 und verharrte damit im Schrumpfungsbereich. Auffällig: Während der Gesamtindex Schwäche signalisierte, stieg die Produktion auf den höchsten Stand seit März 2022. Der Output-Index kletterte auf 53,0.

Das Stimmungsbild ist gespalten: Einerseits legte die Produktion den siebten Monat in Folge zu, insbesondere bei Investitionsgütern, gestützt durch den Abbau von Auftragsbeständen. Andererseits fielen die Neuaufträge nach vier Monaten Wachstum erneut, die Exportumsätze stagnierten, und die Geschäftserwartungen sanken auf ein Neunmonatstief.

Beschäftigung ging weiter zurück, der stärkste Stellenabbau seit Juni. Auch die Einkaufstätigkeit nahm zum zweiten Mal in Folge ab, was die Nachfrage nach Vorleistungen dämpfte. Gleichzeitig verlängerten sich die Lieferzeiten erstmals seit fast drei Jahren – ausgelöst durch Verzögerungen bei Asien-Lieferungen und Engpässe bei Zulieferern.

Preise entwickelten sich rückläufig: Die Einkaufspreise sanken so stark wie seit drei Monaten nicht mehr, gestützt durch den starken Euro und zunehmenden Wettbewerb unter Zulieferern. Auch die Verkaufspreise gaben nach, wenn auch langsamer als zuvor.

Der Flash Composite PMI für Deutschland signalisierte jedoch eine gewisse Widerstandsfähigkeit im Privatsektor: Der Sammelindex stieg auf 52,4 – den höchsten Stand seit 16 Monaten, getragen vor allem vom Dienstleistungssektor. Die Industrie hingegen hinkte hinterher, der Flash Manufacturing PMI fiel auf 48,5.

„Der Versuch, die Expansionsmarke von 50 zu durchbrechen, ist gescheitert. Neue Aufträge belasten die Industrie, sodass das Produktionsplus aus dem Spätsommer in den kommenden Monaten wohl nur gering ausfallen wird – wenn überhaupt“, so Dr. Cyrus de la Rubia, Hamburg Commercial Bank.

Vereinigtes Königreich: Wachstum bremst ab – Industrie stark unter Druck

Das britische Wachstum kühlte im September spürbar ab. Der S&P Global Flash UK Composite PMI fiel von 53,5 auf 51,0 und markierte damit die schwächste Expansion seit Mai. Während die Dienstleistungen (51,9) weiter wuchsen, rutschte die Industrie tiefer in die Rezession.

Der UK Manufacturing PMI sank von 47,0 auf 46,2 – ein Fünfmonatstief. Auch die Produktion brach ein, der Output-Index fiel auf 45,4, den niedrigsten Wert seit März. Ursache waren schwache Inlands- und Exportnachfrage, insbesondere aus Europa und den USA. Zudem belasteten Lieferkettenprobleme in der Autoindustrie, u. a. durch Stillstände bei Jaguar Land Rover.

Neue Aufträge im Privatsektor stiegen nur marginal, die Exportumsätze blieben schwach. Rückstände schrumpften weiter, der Stellenabbau setzte sich fort. Unternehmen reagierten mit Einstellungsstopps und Kostenkürzungen.

Die Preisdynamik ließ etwas nach, blieb aber hoch: Hersteller meldeten die schwächsten Preiserhöhungen seit Dezember 2024, während Dienstleister höhere Kosten für Löhne, Energie und Lebensmittel weitergaben.

„Die September-Umfrage zeigt eine Reihe besorgniserregender Trends: schwächeres Wachstum, nachlassender Außenhandel, sinkendes Vertrauen und weitere deutliche Jobverluste. Einziger Lichtblick: Die Preisentwicklung hat sich abgeschwächt“, so Chris Williamson, Chefökonom bei S&P Global Market Intelligence.

Polen: Abschwung schwächt sich ab

Die Industrie in Polen blieb im September in der Schrumpfung, der Rückgang verlangsamte sich jedoch. Der S&P Global Poland Manufacturing PMI stieg von 46,6 auf 48,0 – ein Fünfmonatshoch.

Produktion und Auftragseingänge gingen zwar zurück, aber in geringerem Tempo. Exportaufträge sanken das sechste Mal in Folge, ebenfalls abgeschwächt. Die Beschäftigung schrumpfte leicht, erstmals seit über drei Jahren nahmen die Auftragsbestände wieder zu – ein Hinweis auf wachsende Kapazitätsauslastung.

Einkäufe und Lagerbestände reduzierten sich, Lieferzeiten verlängerten sich nur minimal. Preisdruck ließ stark nach: Inputpreise fielen so deutlich wie seit Januar nicht mehr, auch die Verkaufspreise sanken. Trotz Schwäche bleiben die Unternehmen optimistisch – getrieben von Hoffnung auf Konjunkturerholung, neue Märkte und Investitionen aus dem nationalen Aufbauplan.

„Das dritte Quartal war schwach, der PMI im Schnitt bei 46,8 – der niedrigste Wert seit Q2 2024. Doch die Richtung stimmt: Der Index stieg drei Monate in Folge, im September auf 48,0, über dem Dreijahresdurchschnitt. Das deutet auf eine mögliche Erholung im vierten Quartal hin“, sagte Trevor Balchin, S&P Global.

Italien: Kurzer Aufschwung beendet

Die italienische Industrie fiel im September wieder in die Schrumpfung zurück. Der HCOB Italy Manufacturing PMI sank von 50,4 auf 49,0 – das stärkste Minus seit drei Monaten. Produktion und Neuaufträge gingen zurück, Exporte nach Europa, USA und Asien sanken so stark wie seit März nicht mehr.

Trotzdem bauten Unternehmen erstmals seit einem Jahr wieder Arbeitsplätze auf – unterstützt durch Investitionspläne und einen etwas optimistischeren Ausblick. Inputpreise stiegen am stärksten seit sechs Monaten, getrieben von Rohstoffkosten. Verkaufspreise blieben stabil.

„Der kurze Aufschwung war schnell vorbei: Im September fiel der PMI zurück auf 49,0. Der Abschwung betrifft die meisten Teilindikatoren des Index“, so Nils Müller, Junior Economist, Hamburg Commercial Bank.

Spanien: Wachstum verliert an Tempo, bleibt aber positiv

Die spanische Industrie wuchs im September weiter, jedoch deutlich langsamer. Der HCOB Spain Manufacturing PMI fiel von 54,3 auf 51,5 – der niedrigste Stand seit Juni. Produktion und Auftragseingänge stiegen nur verhalten, Exporte sanken erstmals seit drei Monaten.

Unternehmen reduzierten erstmals seit Februar Stellen. Inputkosten stiegen leicht, Verkaufspreise sanken wegen Wettbewerbsdruck. Dennoch blieb die Stimmung positiv – getragen von stabiler Binnennachfrage.

„Das Wachstum hat an Schwung verloren, doch der Aufwärtstrend bleibt bestehen“, kommentierte Jonas Feldhusen, Junior Economist, Hamburg Commercial Bank.

Frankreich: Schrumpfung vertieft sich – politische Unsicherheit belastet

In Frankreich verschlechterte sich die Lage im September. Der HCOB France Manufacturing PMI fiel von 50,4 auf 48,2. Produktion ging so stark zurück wie seit Februar nicht mehr, auch Neuaufträge brachen ein. Firmen nannten schwache Nachfrage und politische Unsicherheit nach dem Sturz der Regierung Bayrou als Hauptgründe.

Exporte litten unter US-Zöllen und schwacher Weltkonjunktur. Einkaufsaktivitäten und Lagerbestände schrumpften, Fertigwarenbestände fielen so stark wie seit fast fünf Jahren nicht. Beschäftigung wuchs nur minimal – der fünfte Monat in Folge mit Jobaufbau.

„Nach ersten Erholungssignalen im August kam im September Ernüchterung. Der PMI zeigt: Der Rückgang wurde vor allem durch sinkende Produktion getrieben, ausgelöst von schwächerer Nachfrage“, so Jonas Feldhusen, Hamburg Commercial Bank.

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