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Industrie-PMI Oktober: Südeuropa zieht an, Deutschland und Frankreich bleiben zurück

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Die europäischen Industriebetriebe entwickelten sich im Oktober uneinheitlich: Während Griechenland und Spanien Wachstum verzeichneten, verharrten Deutschland und Frankreich weiter in der Kontraktion. Analysten sehen die traditionellen Industriemotoren Europas „in der Stagnation“, da sich die Dynamik zunehmend in den Süden verlagert.

Der HCOB Eurozone Manufacturing PMI stagnierte im Oktober bei 50,0 Punkten – ein Wert, der weder Expansion noch Rückgang signalisiert. Zwar legte die Produktion leicht zu, doch die Nachfrage blieb schwach und die Beschäftigung ging zurück. Griechenland (53,5) und Spanien (52,1) führten die Expansion an, während Deutschland (49,6), Frankreich (48,8) und Österreich (48,8) weiter schrumpften.

Das Vereinigte Königreich (49,7) und Polen (48,8) verzeichneten mildere Rückgänge, beide zeigen Anzeichen eines Bodens nach Monaten der Schwäche. Die Niederlande (51,8) und Italien (49,9) bewegten sich nahe an der Stabilisierung, wobei Italien kurz vor einer Erholung stand, unterstützt durch das stärkste Geschäftsklima seit über einem Jahr.

Insgesamt zeigen die Oktober-Zahlen: Die europäische Industrie bleibt fragil, doch es gibt erste Anzeichen einer Erholung – insbesondere in Südeuropa. Die anhaltend schwache Nachfrage in Deutschland und Frankreich belastet jedoch weiterhin die Gesamtleistung der Region.

Die Produktion nahm leicht zu, neue Aufträge stagnierten, und die Beschäftigung ging zurück. Viele Unternehmen reduzierten ihre Lagerbestände, während die Verkaufspreise erstmals seit April wieder anzogen.

HCOB-Chefvolkswirt Dr. Cyrus de la Rubia bezeichnete die Erholung der Eurozone als „sehr empfindlichen Spross“. Zwar sei die Produktion nun acht Monate in Folge gestiegen, „doch es fehlt an echtem Schwung“. Schwache Nachfrage, Personalabbau und Unsicherheiten in den Lieferketten – insbesondere bei Halbleitern – belasteten die Lage weiter.

Die Hersteller bleiben vorsichtig optimistisch für 2026, auch wenn die Erwartungen gegenüber September leicht gesunken und weiterhin unter dem historischen Durchschnitt liegen.

Deutschland: Weiterhin schwache Nachfrage und sinkender Optimismus

Die deutsche Industrie trat im Oktober weiter auf der Stelle: Der HCOB Deutschland PMI stieg leicht von 49,5 auf 49,6 Punkte. Die Produktion legte zwar zum achten Mal in Folge zu – angetrieben vom Investitionsgütersektor – doch neue Aufträge und Exporte blieben schwach.

Schwindende Auftragsbestände und verhaltene Nachfrage führten dazu, dass Unternehmen seit 28 Monaten in Folge Personal abbauen. Einkaufsmengen und Lagerbestände wurden weiter reduziert. Während die Einkaufspreise langsamer sanken, stiegen die Verkaufspreise leicht – erst zum zweiten Mal in mehr als zwei Jahren.

HCOB-Ökonom Nils Müller erklärte, der Sektor „trete weiterhin auf der Stelle“ und bleibe „fragil“. Als Belastungen nannte er Kunden-Zurückhaltung, US-Zölle und den schwachen Bausektor. Die Geschäftserwartungen fielen auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2024.

Unterschiedliche Trends in Europa

Auch in anderen Ländern zeigte sich ein gemischtes Bild. Frankreich (48,8) blieb in der Schrumpfung, wenngleich sich das Tempo verlangsamte. Dr. de la Rubia beschrieb die französische Industrie als „in der Rezession“, belastet durch politische Spannungen und sinkende Geschäftserwartungen.

Italien (49,9) näherte sich der Stabilisierung – mit dem besten Wert seit 14 Monaten. Die Produktion legte leicht zu, unterstützt durch neue Aufträge und eine verbesserte Stimmung. Die Exportnachfrage aus Frankreich und Deutschland blieb jedoch schwach, weshalb viele Unternehmen ihre Preise senkten, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

In Spanien (52,1) beschleunigte sich das Wachstum zum sechsten Mal in Folge, getragen von der Inlandsnachfrage, auch wenn die Exporte erneut zurückgingen. Unternehmen weiteten ihre Einkäufe auf den höchsten Stand seit fast einem Jahr aus, während die Beschäftigung leicht sank. Jonas Feldhusen von HCOB sieht eine „aufhellende Perspektive“, warnte aber vor Risiken durch politische Instabilität und neue Handelshemmnisse.

Die Niederlande (51,8) expandierten weiter, wenn auch mit geringerer Dynamik. Produktion und Auftragseingänge verloren etwas an Schwung. Albert Jan Swart von ABN AMRO sprach von einer „wachsenden Kluft zwischen Hightech-Herstellern, die von starker Maschinennachfrage profitieren, und energieintensiven Branchen, die unter hohen Kosten und Werksschließungen leiden“.

In Polen (48,8) zeichnete sich eine vorsichtige Stabilisierung ab. Der Rückgang von Produktion und Auftragseingängen fiel so gering aus wie seit sechs Monaten nicht mehr. Einkaufsmengen nahmen erstmals seit Mai zu, und der Geschäftsausblick erreichte den höchsten Stand seit März. Sinkende Inputkosten milderten den Inflationsdruck, während die schwache Nachfrage weiterhin auf den Margen lastete.

Was der PMI misst

Der Purchasing Managers’ Index (PMI) ist eine monatliche Umfrage unter produzierenden Unternehmen, die von S&P Global (für die Eurozone in Zusammenarbeit mit HCOB) durchgeführt wird.

Ein Wert über 50 signalisiert Wachstum, ein Wert unter 50 Rückgang. Da der PMI aktuelle Geschäftstätigkeiten misst, gilt er als Frühindikator für industrielle Trends – noch bevor offizielle Statistikdaten vorliegen.

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