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Foto: AdobeStock_Kostiantyn

Industrie in Europa vor dem Wendepunkt – Deutschland noch nicht über dem Berg

Lesezeit 4 Min.

Trotz erster Stabilisierungssignale bleibt die europäische Industrie im Juli 2025 tief gespalten. Während periphere Länder wie Irland oder Spanien moderat wachsen, kommen die beiden größten Volkswirtschaften – Deutschland und Frankreich – nicht aus dem Tritt. Besonders Deutschland verzeichnet zwar die besten Daten seit Jahren, doch das reicht noch nicht für eine nachhaltige Erholung. Für Exportnationen wie Polen verschärft sich dadurch die Unsicherheit zusätzlich.

Dieser Text wurde vollständig von einem Redakteur verfasst – basierend auf fachlichem Wissen, journalistischer Erfahrung und sorgfältiger Recherche. Künstliche Intelligenz kam dabei nicht zum Einsatz.

Mit einem PMI von 49,1 Punkten erreichte die deutsche Industrie den höchsten Wert seit fast drei Jahren. Die Produktion stieg im Juli bereits den fünften Monat in Folge – allerdings mit nachlassender Dynamik. Insbesondere der Export, der im Frühjahr durch starke US-Nachfrage getragen wurde, verliert wieder an Schwung.

Fallende Rohstoffpreise und ein nachlassender Kostendruck führten zum stärksten Rückgang der Produzentenpreise seit Februar. Die Lagerbestände an Fertigwaren schrumpfen weiter. Auch die Beschäftigung sinkt, jedoch weniger stark als zuvor. Der Ausblick bleibt vorsichtig optimistisch – doch ohne klare Erholung im Binnenkonsum und bei der Nachfrage insgesamt bleibt die Rückkehr auf Wachstumskurs aus.

Frankreich: Rückschläge bei Aufträgen und Stimmung

Frankreichs Industrie blieb im Juli bei einem PMI von 48,2 Punkten stehen. Doch unter der Oberfläche verschärft sich die Lage: Der stärkste Rückgang bei Neuaufträgen seit Januar, ein Tiefpunkt bei Exportbestellungen und ein Anstieg der Lagerbestände deuten auf zunehmende Mengen unverkaufter Ware hin.

Trotz leicht steigender Beschäftigung sank das Geschäftsklima auf den niedrigsten Stand seit Februar. Unternehmen reagieren mit Zurückhaltung bei Einkäufen und versuchen, ihre Lagerbestände gezielt zu reduzieren.

Polen: Schwache Nachfrage aus Deutschland belastet

Der polnische Industrie-PMI lag im Juli bei 45,9 Punkten – eine leichte Verbesserung gegenüber Juni (44,8), aber weiterhin weit entfernt von der Stabilitätsmarke. Die Produktion sank den dritten Monat in Folge, Aufträge aus dem In- und Ausland brachen deutlich ein – besonders die aus Deutschland, dem wichtigsten Exportziel Polens.

Unternehmen fuhren ihre Rohstoffkäufe so stark zurück wie seit Oktober 2023 nicht mehr, trotz schrumpfender Lagerbestände – Ausdruck geringen Vertrauens in eine baldige Nachfragebelebung. Auch die Beschäftigung nahm weiter ab. Nur etwa 30 Prozent der Unternehmen erwarten kurzfristig eine Produktionssteigerung.

Irland, Spanien und Italien mit Aufwärtstrend

Einige Volkswirtschaften zeigen deutlich positivere Signale:

  • Irland: PMI 53,2 – stärkstes Wachstum in Europa
  • Spanien: PMI 51,9 – stabil im Wachstumsbereich
  • Italien: PMI 49,8 – höchster Stand seit elf Monaten
  • Auch Niederlande und Griechenland befinden sich über der 50er-Marke

In Italien stabilisieren sich die Lagerbestände, das Vertrauen der Unternehmen nimmt leicht zu – trotz anhaltender Rückgänge bei Produktion und Aufträgen.

Beschäftigung und Lieferketten: leichte Entspannung

Erfreuliche Zeichen kommen aus dem Bereich Beschäftigung: Die Schrumpfung der Industriearbeitsplätze verlangsamt sich, während im Dienstleistungsbereich weiterhin neue Stellen entstehen. Insgesamt steigt die Beschäftigung in der Eurozone den fünften Monat in Folge.

Auch die Produktionskosteninflation sank auf den niedrigsten Stand seit neun Monaten. Allerdings verlängerten sich erneut die Lieferzeiten – ein Hinweis auf fortbestehende, wenn auch moderate Lieferkettenprobleme.

Uneinheitliche Erholung, Deutschland bleibt Schlüssel

Die europäischen PMI-Daten für Juli 2025 offenbaren ein gemischtes Bild. Während einige Länder bereits auf einen moderaten Wachstumspfad eingeschwenkt sind, verharren Deutschland und Frankreich in strukturellen Schwächen. Gerade für die eng mit Deutschland verflochtenen Volkswirtschaften – etwa Polen – bleibt die Lage angespannt.

Ob sich Europa wirtschaftlich stabilisieren kann, hängt maßgeblich davon ab, ob der deutsche Binnenmarkt und die Nachfrage wieder anspringen. Andernfalls bleibt die Erholung eine Insel der Hoffnung – umgeben von strukturellen Unsicherheiten.

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