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Foto: AdobeStock/ Samuele Gallini

Sozialdumping: Razzia in Belgien enthüllt Briefkastenfirma

Am Sonntagmorgen beschlagnahmte die belgische Polizei in Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden mehrere LKW des Transportunternehmens Kumas Trans. Hintergrund der Razzia stand Sozialdumping.

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In den Morgenstunden am 24. April wurden auf dem Gelände des belgischen Transportunternehmens in Tessenderlo in Belgien alle LKW beschlagnahmt. Grund für die Razzia waren unter anderem die Verstöße gegen die Beschäftigungsbedingungen von insgesamt 35 LKW-Fahrern, die aus Bulgarien kommen. Das belgische Transportunternehmen Kumas Trans hatte eine Briefkastenfirma in Bulgarien betrieben war jedoch ausschließlich in Belgien tätig.

Zudem hatten die Fahrer einen bulgarischen Arbeitsvertrag und bekamen seit zwei Monaten keinen Lohn mehr ausgezahlt.

Nach Angaben von Transportmedia ist Kumas Trans seit Oktober 2019 in Tessenderlo tätig. Im ersten Jahr erzielte das Unternehmen einen Umsatz von fast 2 Millionen Euro. Das folgende Geschäftsjahr beendete das Unternehmen mit einem Umsatz von nur 341.000 Euro, aber einem erstaunlichen Gewinn von 235.000 Euro, bei einer Beschäftigung von fünf Mitarbeitern in Vollzeit.

Verzweifelte LKW-Fahrer bitten um Hilfe

Die Gewerkschaft der Transportarbeiter BTB-ABVV wurde am Sonntagnachmittag von einem der bulgarischen Fahrer kontaktiert, der gebrochen Englisch sprach. Er erzählte, dass die Polizei am Morgen eine Razzia auf dem Gelände des Unternehmens durchführte, wo auch die LKW abgestellt waren.

Alle Fahrer, die in Tessenderlo ihre Ruhezeiten verbrachten, waren gestrandet. Ihre LKW wurden beschlagnahmt, so dass sie nicht mehr arbeiten können. Sie sind verzweifelt, weil sie weder Geld noch ein Fahrzeug haben, um zu arbeiten oder nach Bulgarien zurückzukehren. Sie werden am Montag die Möglichkeit haben, ihre persönlichen Gegenstände aus ihrem Fahrzeug zu holen. – erzählt Frank Moreels, Vorsitzender der Gewerkschaft.

Der Fall wird der Europäischen Arbeitsaufsichtsbehörde gemeldet

Alle Fahrer wurden vorübergehend in einem Hotel untergebracht und seitens der belgischen Gewerkschaft wurde die Bereitschaft erklärt den gestrandeten Fahrern Hilfe zu leisten. Entweder hilft die Gewerkschaft bei einer Arbeitssuche zu fairen Bedingungen oder leistet Hilfe bei der Rückkehr in deren Heimatland, berichtet die belgische Gewerkschaft BTB-ABVV.

Diesbezüglich werden wir uns mit unseren Kollegen vom bulgarischen Verkehrsverband und dem Europäischen Verkehrsverband ETF in Verbindung setzen. Darüber hinaus werden wir den Fall der Europäischen Arbeitsaufsichtsbehörde (ELA) vorlegen, die die bulgarische Aufsichtsbehörde möglicherweise dazu veranlasst, eine Beschwerde gegen das Unternehmen in Bulgarien einzureichen”, fügt Moreels hinzu.

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