Der jüngste israelische Angriff auf den Iran ließ die Rohölpreise kurzfristig deutlich steigen. Experten warnen: Auch Diesel an den Zapfsäulen könnte bald teurer werden – mit unmittelbaren Folgen für Speditionen und Flottenbetreiber.
Laut Analysten des polnischen Energiemarktspezialisten BM Reflex könnte sich die Situation auf dem Kraftstoffmarkt „innerhalb kürzester Zeit grundlegend verändern“. Bereits in der Nacht auf Freitag – nach dem Angriff – schnellte der Preis für Brent-Rohöl zur Lieferung im August zwischenzeitlich um über 9 US-Dollar nach oben und erreichte 78,50 Dollar pro Barrel – den höchsten Stand seit Ende Januar. Am Freitagmorgen lag der Preis wieder etwas niedriger bei rund 73 Dollar.
In einer aktuellen Marktanalyse von BM Reflex heißt es:
Die starke Volatilität und der Preisanstieg bei Rohöl sind direkte Folgen der Eskalation zwischen Israel und Iran. Der Iran ist nicht nur ein bedeutender Produzent und Exporteur von Rohöl, sondern kontrolliert auch die Straße von Hormus – nach der Straße von Malakka die wichtigste Wasserstraße für den globalen Öl- und Kraftstoffhandel.
ADAC warnt vor Preissteigerungen in Deutschland und Westeuropa
Auch der ADAC sieht die geopolitischen Spannungen mit Sorge. Ein Anstieg des Ölpreises um nur 5 US-Dollar pro Barrel könne bereits spürbare Auswirkungen auf die Kraftstoffpreise in Deutschland und Westeuropa haben.
Der Automobilclub rät Verbrauchern und Fuhrparkbetreibern, bewusst zu tanken:
Zwischen 19 und 22 Uhr ist Tanken meist am günstigsten – die Preise können bis zu 13 Cent pro Liter niedriger sein als morgens“, so der ADAC.
Zudem empfiehlt der Club, Preise aktiv zu vergleichen und günstige Tankstellen gezielt anzusteuern – das könne insbesondere für Flottenbetreiber zu relevanten Einsparungen führen.
Straße von Hormus bleibt Unsicherheitsfaktor
Der polnische Analyst Marek Rogalski (DM BOŚ) verweist auf die zentrale Rolle der Straße von Hormus, durch die rund 20 Prozent der weltweiten Rohöllieferungen transportiert werden. Sollte es dort zu einer Blockade kommen, drohten massive Lieferengpässe und ein weiterer Preisschub. Aktuell gebe es jedoch keine konkreten Hinweise darauf, dass der Iran diesen Schritt plane.
Für den Moment gehen Analysten davon aus, dass sich die Ölpreise im Bereich von 60 bis 70 US-Dollar pro Barrel einpendeln könnten – vorausgesetzt, die Lage eskaliert nicht weiter. Die US-Bank JPMorgan warnt jedoch: Im schlimmsten Fall könnten die Preise auf 120 bis 130 US-Dollar steigen.
Transportbranche sollte Szenarien durchspielen
Der jüngste Preisanstieg wird derzeit vor allem als kurzfristige Reaktion auf die politische Unsicherheit gewertet – noch ist keine dauerhafte Trendwende in Sicht. Dennoch sollten Transportunternehmen und Flottenbetreiber die Entwicklung aufmerksam verfolgen und sich auf mögliche Kostensteigerungen einstellen – etwa durch die Anpassung von Mautkalkulationen, Kundenverträgen oder Kraftstoffzuschlägen.