Am 26. August 2025 haben sich die Gewerkschaft ver.di und die Arbeitgeber in der Logistikbranche Thüringens auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Die Tarifeinigung sieht spürbare Entgeltsteigerungen vor und tritt ab dem 1. Januar 2026 in Kraft. Die Laufzeit beträgt 24 Monate und endet am 31. August 2027.
Drei Stufen, deutliche Erhöhung
Die Löhne der rund 8.500 direkt betroffenen Beschäftigten in der Thüringer Logistikbranche steigen in drei Etappen:
- +3,7 % zum 01.01.2026
- +3,4 % zum 01.10.2026
- +2,9 % zum 01.06.2027
Zusätzlich erhöhen sich die Jahressonderzahlungen um jeweils 100 Euro auf 2.200 Euro (2026) und 2.300 Euro (2027).
Für ungelernte Beschäftigte (EG 2.1) bedeutet der Abschluss ein monatliches Lohnplus von 309,91 Euro, für Fachkräfte (EG 3.5) von 303,62 Euro. Der Stundenlohn steigt für Ungelernte ab 2026 auf 15,04 Euro (Mindestlohn: 13,90 Euro) und ab 2027 auf 15,47 Euro (Mindestlohn: 14,60 Euro). Der sogenannte Ecklohn (EG 3.3) klettert im Lauf der Tarifperiode von 15,94 Euro auf 17,58 Euro.
Verdi: Ein „deutliches Signal der Wertschätzung“
Normen Schulze, Verdi-Landesbezirksleiter für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen und Verhandlungsführer, betont:
„Dieser Abschluss ist ein Erfolg und ein deutliches Signal der Wertschätzung für die Kolleginnen und Kollegen, die tagtäglich in der Logistikbranche ihre anspruchsvolle und unverzichtbare Arbeit leisten. Trotz des wirtschaftlichen Drucks ist es gelungen, faire Löhne und Perspektiven für die Beschäftigten zu sichern.“
Die ver.di-Tarifkommission habe dem Ergebnis einstimmig zugestimmt.
Wirtschaftliche Bedenken und Kritik
Im Vorfeld hatten Logistik- und Speditionsverbände vor den Auswirkungen steigender Personalkosten gewarnt und auf mögliche Rationalisierungsschübe, Wettbewerbsnachteile gegenüber ausländischen Anbietern sowie Belastungen für den Mittelstand hingewiesen.
Schulze entgegnet: „Ja, steigende Personalkosten sind eine Herausforderung – aber sie sind auch eine Investition in die Zukunftsfähigkeit der Branche. Wer heute in faire Bezahlung investiert, sichert sich morgen Fachkräfte. Der Verweis auf Wettbewerbsnachteile darf nicht dazu führen, dass Beschäftigte auf der Strecke bleiben.“
Verdi sieht in dem Tarifabschluss auch eine Antwort auf die strukturellen Herausforderungen der Branche: höhere Kaufkraft, attraktivere Arbeitsbedingungen und ein klarer Abstand zum gesetzlichen Mindestlohn, der im Wettbewerb um Personal entscheidend sei.
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Branche mit Gewicht in Thüringen
Thüringen zählt mit seiner zentralen Lage, guter Autobahnanbindung und Anbindung an Schiene und Luftverkehr zu den bedeutenden Logistikstandorten Deutschlands. Laut Landesarbeitsagentur waren im April 2025 rund 80.400 Menschen in der Logistik beschäftigt – etwa jeder zehnte Beschäftigte im Bundesland.
Ein Sprecher des Landesverbands Thüringen des Verkehrsgewerbes bestätigte gegenüber Medien die Einigung, nannte aber keine weiteren Details.