Die Europäische Union und Indonesien haben ihre Verhandlungen über ein umfassendes Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (CEPA) sowie ein Investitionsschutzabkommen abgeschlossen. Politisch vorbereitet wurde der Schritt durch eine Einigung zwischen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Indonesiens Präsident Prabowo Subianto im Juli 2025.
„Unser Abkommen mit Indonesien schafft neue Möglichkeiten für Unternehmen, Landwirtinnen und Landwirte“, erklärte von der Leyen. „Es bietet uns auch eine stabile und vorhersehbare Versorgung mit kritischen Rohstoffen, die für Europas saubere Technologie und die Stahlindustrie von wesentlicher Bedeutung sind.“
Entlastung bei Zöllen – neue Marktchancen
Das Abkommen sieht vor, Einfuhrzölle auf 98,5 Prozent aller Zolltarifpositionen abzuschaffen. Laut EU-Kommission sparen europäische Exporteure dadurch jährlich rund 600 Millionen Euro an Zöllen. Insbesondere Automobil-, Chemie- und Maschinenbaubranche sowie die Agrar- und Ernährungswirtschaft sollen profitieren.
Handelskommissar Maroš Šefčovič betonte, das Abkommen eröffne europäischen Unternehmen „in einem dynamischen und wachsenden Markt neue Türen“. Besonders hob er hervor, dass der bisherige indonesische Einfuhrzoll von 50 Prozent auf Kraftfahrzeuge schrittweise abgeschafft werde – ein klares Signal für den Ausbau europäischer Auto- und Elektrofahrzeugexporte.
Vorteile für Transport und Logistik
Für die Logistikbranche bedeutet CEPA vor allem berechenbarere Lieferketten und stabile Marktbedingungen. Indonesien ist ein zentraler Standort in Südostasien – mit rund 283 Millionen Einwohnern und wachsender Rolle als Produktions- und Exportland.
Durch vereinfachte Verfahren für Warenausfuhren und den Ausbau von Dienstleistungen in Schlüsselsektoren wie IT und Telekommunikation sollen Transport- und Logistikdienstleister künftig effizienter agieren können. Gleichzeitig wird die Integration von Wertschöpfungsketten zwischen EU und Indonesien gefördert.
Auch die Rohstofflogistik spielt eine Schlüsselrolle: Indonesien zählt zu den weltweit führenden Produzenten von Nickel und Zinn, beides essenziell für Batterien und Fahrzeugbau.
„Das Abkommen bietet die Chance, stabile und verlässliche Lieferketten zu sichern“, betonte VDA-Präsidentin Hildegard Müller.
Nachhaltigkeit im Fokus
Ein zentrales Element des Abkommens ist die Nachhaltigkeitssäule. So gilt das Pariser Klimaschutzabkommen als verbindlicher Bestandteil. Zudem sollen Handel und Investitionen in CO2-arme Technologien und erneuerbare Energien gezielt gefördert werden. Auch die Zusammenarbeit im sensiblen Palmölsektor wird ausgeweitet, um ökologische Standards und Sozialschutz zu stärken.
„In der heutigen unvorhersehbaren Weltwirtschaft sind Handelsbeziehungen nicht nur wirtschaftliche Instrumente – sie sind strategische Vermögenswerte, die Vertrauen, Abstimmung und Widerstandsfähigkeit signalisieren“, so Šefčovič.
Wirtschaft und Verbände begrüßen Einigung
Die deutsche Industrie reagierte positiv auf die Einigung:
- VDA-Präsidentin Hildegard Müller sprach von einem „wichtigen Wachstums- und Diversifizierungsmarkt“ für die deutsche Automobilindustrie. Besonders für Zulieferer, die bereits in Indonesien präsent seien, eröffne CEPA neue Perspektiven.
- BDI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Niedermark hob hervor, dass Südostasien ein „zentraler Bestandteil deutscher Diversifizierungsstrategien“ sei. Angesichts geopolitischer Unsicherheiten sei das Abkommen mit Indonesien ein strategischer Schritt.
DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier betonte: „Endlich zeigt die EU handelspolitisch Flagge und treibt die Diversifizierung der Lieferketten voran.“ Entscheidend sei nun, Exportverbote etwa für Nickel dauerhaft auszuschließen.
Nächste Schritte
Die ausgehandelten Texte werden nun rechtlich überarbeitet und in alle Amtssprachen der EU übersetzt. Nach der Annahme durch den Rat müssen EU-Parlament und indonesisches Parlament ratifizieren, bevor das Abkommen in Kraft treten kann.
Treier mahnte eine rasche Ratifizierung an: „Jetzt kommt es darauf an, dass Unternehmen die neuen Chancen schnell nutzen können.“
Einordnung für Transport & Logistik
Mit CEPA schafft die EU nicht nur einen Zugang zu einem der größten Märkte Südostasiens, sondern stärkt auch ihre Rolle in den globalen Lieferketten. Für Logistikunternehmen bedeutet dies:
- Mehr Warenvolumen auf der Relation EU–ASEAN, insbesondere in der Automobil- und Agrarlogistik.
- Planungssicherheit bei kritischen Rohstoffen wie Nickel für Batterien.
- Neue Geschäftsfelder im Bereich grüne Technologien und nachhaltige Lieferketten.
Damit wird das Abkommen zu einem Schlüsselprojekt für die Transport- und Logistikbranche – sowohl durch steigende Transportströme als auch durch die wachsende Bedeutung Südostasiens als globales Handelsdrehkreuz.