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Ein kostspieliges “Katz- und Maus-Spiel”. Die Niederländer haben berechnet, wie viel sie jährlich durch Manipulationen der Tachographen verlieren

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Die Manipulationen der Tachographen sind einer der größten Missstände in der Transportbranche und leider einer der häufigsten Verstöße in ganz Europa. Nach der niederländischen Inspektion für Umwelt und Transport (ILT) betragen die sozialen Kosten der Betrüge solcher Art bis zu 800 Mio. Euro jährlich.

Die Manipulationen der Tachographen sind leider eine populäre Praxis, welche die Verlängerung der Strecke und die Überschreitung von vorschriftsgerechten Arbeitszeiten des Fahrers erlaubt. Die längere Arbeit des Fahrers bedeutet einen größeren Gewinn für das Transportunternehmen, obwohl ihn die Kosten eines solchen Betrugs an den Rand der Pleite bringen können. In einer solchen Situation setzt der Fahrer nicht nur seinen Leib und manchmal auch sein Leben, sondern auch die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer aufs Spiel. Strafen, mit welchen Manipulationen der Tachographen bewehrt sind, belaufen sich auf Tausende von Euros. In Spanien kann man für Praktiken solcher Art sogar hinter Gitter kommen. Trotzdem fehlt es weiterhin nicht an Betrügern und obwohl jede weitere Generation von Tachographen “klüger” als die frühere ist, verliert sie früher oder später gegen die Kreativität der Schwindler und wird von denen “ausgearbeitet”.

Katz- und Maus-Spiel

Die Tricks für Manipulationen der Fahrtenschreiber sind von Jahr zu Jahr immer raffinierter – macht die niederländische Inspektion für Umwelt und Transport (ILT) deutlich. Trotzdem behaupten die Inspekteure, dass durch breit angelegte Maßnahmen ein großer Teil der Betrüge aufgedeckt werden kann.

„Fünf bis dreißig Prozent der Inspektionen enden mit Entdeckung der Manipulationen. Diese Prozentwerte ändern sich, weil immer wieder neue Techniken kommen. Das ist wie mit dem Katz- und Maus-Spiel. Wenn wir die neueste Methode entdecken, dann steigt die Prozentzahl der erfolgreichen Kontrollen. Dann sinkt diese Prozentzahl wieder und wir wissen, dass eine neue Methode entdeckt wurde. Wenn wir erfahren, was das ist, werden wir bei 30 % der Prüfungen erneut etwas zu machen haben”, erklärt der ILT-Inspektor Bert van Voorthuizen, durch das Portal toezine.nl zitiert.

Es ist kein Wunder, dass der Tachograph für Betrüge missbraucht wird”, sagt Edwin Schoonus, der Oberinspektor von ILT. “Die Kosten für die Installation des Zubehörs für Manipulationen beläuft sich in der Regel auf ca. 3 Tsd. Euro, und die Transportfirma verdient dadurch erheblich mehr Geld. Ferner sind die Methoden der Manipulationen zurzeit so gut, dass es fast unmöglich ist, diese mit bloßem Auge zu bemerken. Höhere Gewinne und eine kleine Chance erwischt zu werden: das hat zur Folge, dass eine solche Option für Firmen interessant wird”, fügt er hinzu.

Die sozialen Kosten belaufen sich auf Millionen Euro

Wie die ILT-Inspekteure betonen, sind Fahrer der Lastkraftwagen, in welchen Manipulationen vorgenommen wurden, müde Mitarbeiter, die weniger konzentriert sind. Dadurch stellen sie eine Gefahr für sich selbst und für andere Verkehrsteilnehmer dar. Ferner verstoßen die Praktiken solcher Art gegen den lauteren Wettbewerb auf dem Markt.

Die geschätzten sozialen Schäden, die mit Betrügen an Tachographen verbunden sind und welche in den Niederlanden begangen werden, betragen nach der ILT ab 700 bis 800 Millionen Euro jährlich. Die Niederländer meinen, dass das ein ausreichender Grund ist, diesem Problem die höchste Priorität bei den Kontrollen von Lastkraftwagen beizumessen.

ILT verbindet diesbezüglich mehrere Handlungsmethoden. Die Inspektion setzt vor allen auf klassische Kontrollen der Lastkraftwagen auf den Straßen. Nach der ILT ist die Wirksamkeit dieser Maßnahmen verhältnismäßig hoch. Zudem verwendet die Inspektion neue, innovative Lösungen in diesem Bereich.

2019 begannen wir nicht breit angelegte digitale Prüfungen”, meint Martijn Klaassen, der Berater des Inspektors im Team der ILT für digitale Kontrollen und Firmen, zitiert von toezine.nl. „Wir verarbeiten die Daten von Tachographen mittels einer Sondersoftware. Wir vergleichen diese Daten mit anderen Daten, die uns über das jeweilige Transportunternehmen vorliegen. So fischen wir die Differenzen heraus. Das ist eine einfache Methode, durch welche wir nach dem Skalieren sehr viele Daten erlangen können”, erklärt er.

Ferner versucht die Inspektion den Einkauf von Geräten, die den Manipulationen dienen, erschweren.

Es gibt spezialisierte Online-Shops, bei denen man manipulierte Tachographen kaufen oder jemand mit der Installation eines solchen Gerätes beauftragen kann. Wir versuchen diese Online-Shops ins Offline-Modus zu setzen oder zumindest ihre Funktion zu stören. Das erfordert wenig Energie, aber liefert große Erfolge, zumindest kurzfristig”, erklärt Edwin Schoonus. „Wenn polnische Dienste eine neue Form der Manipulationen in Polen entdecken, gibt es Chancen, dass wir diese ebenfalls in den Niederlanden finden”, beteuert Schoonus.

Foto: www.policie.cz

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