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GDL-Bahnstreik trifft auch Europa [Update]

Die Lokführergewerkschaft GDL hat ihre Mitglieder dazu aufgerufen für sechs Tage die Arbeit niederzulegen. Die DB Cargo warnt: Das passiert, wenn die Züge Europas größter Güterbahn stehen.

Lesezeit 4 Min.

[Update 24. Januar – 11:00 Uhr]

GDL-Streik gegen die Wirtschaft

Der GDL-Streik trifft DB Cargo und damit die deutsche Wirtschaft besonders, weil DB Cargo, anders als viele Mitbewerber, eine Netzwerkbahn ist und nicht nur einfache Shuttleverkehre anbietet.

Ein mehrtägiger Streik gefährde mittelfristig die Versorgung von rund 15 deutschen Großkraftwerken mit Steinkohle während der Heizperiode im Frühjahr, warnt die Deutsche Bahn.

Zudem sei auch die Versorgung mit Mineralöl an die Raffinerien und Tanklager in Deutschland durch einen GDL-Streik betroffen. Ebenso können die meisten Massengüter für die Stahl- und Chemieindustrie nicht ad hoc auf die Straße umgeladen werden, warnt DB Cargo. Dazu zählen insbesondere Chemie-Gefahrguttransporte, Rohstofflieferungen für die Stahlindustrie und Exporte der Automobilwirtschaft an Seehäfen – aufgrund von Volumen und Sicherheit.


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Risiko für Europa

Sechs von zehn europäischen Güterverkehrskorridoren auf der Schiene führen mitten durch Deutschland, zwei Drittel der Züge von DB Cargo rollen über mindestens eine nationale Grenze. Seit gestern Abend, den 23. Januar werden bei DB Cargo etliche Güterzüge durch GDL-Mitglieder bestreikt und konnten ihre Ziele nicht erreichen, meldet die Deutsche Bahn.

Auch der europäische Güterverkehr über die Alpen, Polen oder nach Skandinavien sowie die Seehäfen in Holland oder Belgien sind betroffen, heißt es weiter.

Im Güterverkehr werde es auch nach einem Streikende mehrere Tage bis Wochen dauern, bis das europäische Netzwerk in Schwung kommt, so die Einschätzung der DB.

Die Deutsche Bahn registrierte einen deutlichen Mengenrückgang und befürchtet, dass die Kunden aus Wirtschaft und Industrie viele Güter auf den LKW und die Straße verlagern.


[Ursprünglicher Text vom 22. Januar]

Die Lokführergesellschaft GDL ruft zum Streik im Personen- und Güterverkehr auf. Der Arbeitskampf beginnt bei der DB Cargo am Dienstag, 23. Januar 2024, um 18:00 Uhr, danach sollen am Mittwoch, 24. Januar, um 02:00 Uhr sämtliche Unternehmen der DB folgen, inklusive der Infrastruktur, und die City-Bahn Chemnitz. Der Streik wird nach Angaben der GDL am Montag, 29. Januar, 18:00 Uhr enden.

Scharfe Kritik am neuen Streik

Der erneute Streik wird sich wieder massiv auf den gesamten deutschen Bahnbetrieb auswirken, warnt die DB.

Im Schienengüterverkehr wird es zu erheblichen Einschränkungen für Industrie und Wirtschaft kommen”, heißt es vonseiten der Deutschen Bahn AG.

Die Bahn versichert zugleich, dass der Konzern in Abstimmung mit seinen Kunden alles dafür tun wird, um versorgungsrelevante Güterzüge ans Ziel zu bringen. Zudem werde die Bahn über Kulanzen und einen Notfahrplan so schnell wie möglich informieren.

Auch der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing kritisierte das Vorgehen der Lokführergesellschaft. Aus seiner Sicht wird der Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der GDL immer destruktiver.

Ich habe null Verständnis für diese Form der Tarifauseinandersetzung“, sagte Wissing gegenüber dem ZDF-Morgenmagazin.

Neues Tarifangebot abgelehnt

Die Bahn hatte am Freitag, den 19. Januar ein neues Tarifangebot vorgestellt, das den Forderungen der Gewerkschaft entgegenkommen sollte. Das neue Angebot umfasste 4,8 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten ab August und weitere 5 Prozent mehr ab April 2025 vorsieht. Zudem wolle die DB auch die Zahlung der Inflationsausgleichsprämie gleich nach einem möglichen Tarifabschluss bewilligen. Die Laufzeit soll dem DB-Angebot zufolge bei 32 Monaten liegen.


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