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Sie ließen die Fahrer in „Slums“ leben und bezahlten ihnen einen Hungerlohn. Vor Gericht verteidigten sie sich damit, „in Übereinstimmung mit polnischen Standards“ gehandelt zu haben

Fortsetzung der Geschichte der Fahrer von den Philippinen, die gezwungen waren, in „Slums“ zu leben, und die bedeutend niedrigere Löhne erhielten, als ihnen zustanden. Die Staatsanwaltschaft fordert drei Jahre unbedingte Haft und eine Geldstrafe in Höhe von 5,5 Mio. dänischen Kronen (ca. 740 Tausend Euro) für vier Vertreter der Leitung des dänischen Unternehmens Kurt Beier Transport.

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Vier Mitarbeiter eines dänischen Transportunternehmens werden u.a. der „groben Ausbeutung der Fahrer, des Verstoßes gegen das Ausländergesetz und der Vernachlässigung der Unterbringungspflicht“ angeklagt – berichtet lastbilmagasinet.dk. Dabei zitiert er den Staatsanwalt Mads Bjerg Olesen, der direkt von Ausbeutung spricht.

Die dänische Staatsanwaltschaft schätzt, dass die Fahrer monatlich 35.000 DKK (7.700 Euro) hätten erhalten müssen, stattdessen aber nur 7.900 DKK (1000 Euro) verdienten.

Millionenschwere Bereicherung des Unternehmens

Die Polizei ermittelte zunächst wegen des Verdachts auf Menschenhandel. Letztendlich wurde die Einstufung der Straftat jedoch geändert. Die Staatsanwaltschaft argumentiert, dass das Unternehmen durch die erhebliche Verringerung der Gehälter seiner Mitarbeiter einen finanziellen Gewinn erzielte. Und das nicht zu knapp.

Über eine lange Zeit kam es zur systematischen und professionellen Ausbeutung von Fahrern aus Drittländern. Dies führte dazu, dass das Unternehmen unberechtigt Millionen Gewinne machte – behauptet der Staatsanwalt, der von transportmagasinet.dk zitiert wird.

Die Angeklagten, zu denen der Geschäftsführer, der Direktor und Vertreter der Geschäftsleitung des Unternehmens gehören, haben sich nicht schuldig bekannt. Sie erklären, dass die Fahrer bei der polnischen Niederlassung des Unternehmens beschäftigt waren. Laut lastbilmagasinet.dk argumentiert ihr Verteidiger auch, dass die Vergütung, die sie erhielten, „den polnischen Standards entsprach“.

„Slums-Siedlung“

Der Fall geriet 2018 in die Schlagzeilen, als Fotos in den Medien kursierten, die die schlimmen Wohnbedingungen der Fahrer aus den Philippinen und Sri Lanka zeigten. Sie waren in überfüllten Containern untergebracht, und dänische Journalisten bezeichneten das, was sie vorfanden, direkt als „Slums“. Einer der Fahrer gab später an, dass er teilweise im Führerhaus eines Lastwagens wohnte, weil die ihm zur Verfügung gestellte Wohneinheit völlig ungeeignet war.

Der Trucker erzählte auch, dass er bei der Einstellung in die Irre geführt wurde, weil man ihm eine saubere und schöne Wohnung gezeigt hatte. Er war außerdem überzeugt, dass er für HTB International Transport, einer Firma aus Polen, durch Europa fahren würde. Anstatt dessen wurde er jedoch nach Dänemark gebracht und lebte dort, wie in den Medien beschrieben, „unter spartanischen Bedingungen im Fahrerlager in Padborg“, im Süden des Landes, nahe der deutschen Grenze.

Das Urteil in dieser Sache soll am 25. August gefällt werden.

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