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Ukraine-Krieg: Auswirkungen in Deutschland und Welthandel sichtbar

Die Ölpreise sind auf höchstem Stand seit 2008. BMW, Audi und MAN i Bayern kämpfen mit Lieferengpässen und zudem prognostiziert das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) einen Einbruch des Welthandels.

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Politiker beraten über möglichen Importstopp für Öl aus Russland, was bereits Auswirkungen auf die jetzigen Ölpreise hat. Die Spritpreise an den Zapfsäulen steigen täglich und es kann noch teurer werden.

Wege dem Krieg und dem Produktionsstillstand in der Ukraine melden Autozulieferer BMW, VW zusammen mit Töchtern Audi und Porsche, als auch MAN Auswirkungen auf die Werke in Deutschland. Bereits seit Anfang letzter Woche stehen die Bändern in beiden BMW-Werken München und Dingolfing still wegen fehlender Kabelsysteme. Das Unternehmen denkt über Kurzarbeit nach, wovon viele tausend Mitarbeiter betroffen sind, teilte der Konzern mit.

Ab 14. März kündigt der LKW Hersteller MAN eine komplette Produktionseinstellung an, auch hier wegen fehlender Kabelsysteme aus der Ukraine. Grund der deutsche Zulieferer von Verkablungen Leoni besitzt zwei Werke in Stryi und Kolomyja im Westen der Ukraine, die geschlossen wurden. Betroffen sind sämtliche deutsche Autobauer, denen jetzt wichtige Teile zur weiteren Produktion fehlen.

Keine Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine?

Seit 2001 betreibt die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) in der Hafenstadt Odessa den größten Containerterminal, der für die Versorgung der Ukraine von zentraler Bedeutung ist. Angesichts des Kriegsausbruchs wurde der Container Terminal Odessa (CTO) am 24. Februar 2022 geschlossen. Ob und wann dieser den operativen Betrieb wiederaufnehmen kann, ist aufgrund der andauernden Kriegshandlungen derzeit nicht absehbar, lautet die Pressemitteilung.

Die HHLA-Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath nimmt Stellung zu den aktuellen und möglichen Auswirkungen auf die betroffenen Geschäftsaktivitäten und stellt klar:

Durch die vorübergehende Schließung des Terminal im Hafen von Odessa ist die HHLA nicht wesentlich in ihrer erfolgreichen Geschäftstätigkeit beeinträchtigt. Auch die von der EU verhängten Sanktionen haben nach aktueller Einschätzung nur in geringem Maße Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens. Die HHLA steht auf einem soliden finanziellen Fundament. Unter den herausfordernden Bedingungen der Corona-Pandemie hat die HHLA positive Geschäftsergebnisse erzielt. Wir sind auch betrieblich so stabil, um die Anforderungen unserer Kunden sowohl auf unseren Terminals in Hamburg, Tallinn und Triest sowie auf der Schiene zu erfüllen. Logistik heißt auch immer, Volatilität zu managen. Dieser Herausforderung stellen wir uns. Denn wir sind uns unserer Verantwortung als Dienstleister für die Industrienation Deutschland bewusst. Unternehmen und Verbraucher können sich darauf verlassen, dass wir sie weiterhin zuverlässig mit Waren und Gütern versorgen.“

Ukraine-Krieg belastet internationalen Handel deutlich

Laut jüngstem Datenupdate des Kiel Trade Indicator für Februar dürfte der Welthandel im Vergleich zum Vormonat deutlich um 5,6 Prozent zurückgehen (preis- und saisonbereinigt).

Obwohl der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine erst in der letzten Februarwoche eskalierte, scheinen Unsicherheit, Sanktionen und vermehrte Warenkontrollen zur Einhaltung der Sanktionen den Handel jetzt schon nachhaltig zu beeinträchtigen. Bereits Mitte Februar zeichnete sich ein schwächerer Monat ab, die Sanktionen gegen Russland verstärken diesen Trend“, sagte Vincent Stamer, Leiter des Kiel Trade Indicator.

Vor allem russische Exporte dürften sehr stark einbrechen. Die Ukraine ist weitestgehend vom internationalen Seehandel abgeschnitten, der Schwarzmeerhafen Odessa wird praktisch nicht mehr angelaufen.

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