Quelle: Adobestock / Leonid Andronov

Brenner-Transit: Nachts mit Elektro-LKW ohne Fahrverbot

Der Brennerkorridor ist eine der wichtigsten Transitstrecken Europas, doch Sanierungsarbeiten und Verkehrsbegrenzungen stellen die Logistikbranche vor große Herausforderungen. Eine Lösung ist der Einsatz von Elektro-LKW für nächtliche Transporte über den Brenner- ohne Fahrverbote und geringeren Mautkosten. Dank neuer Schnellladestationen in Raubling und Bozen wird dieser nachhaltige Ansatz zunehmend wirtschaftlicher.

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Die Brennerroute, eine der wichtigsten Verkehrsachsen Europas, steht vor großen Herausforderungen. Besonders die Sanierung der Luegbrücke und die Verzögerung des Brennerbasistunnels sorgen für Engpässe im Güterverkehr. Laut Gruber Logistics führt die Brückensanierung zu längeren Transitzeiten, steigenden Kosten und einer Verknappung der Transportkapazitäten, da sich viele Logistikpartner aufgrund der Einschränkungen anderen Märkten zuwenden.

Bahn-Kapazitäten bereits ausgeschöpft

Um diese Auswirkungen abzumildern, setzt Gruber Logistics verstärkt auf die Verlagerung von Transporten auf die Schiene. Von jährlich 175.000 Transporten werden bereits 25.000 per Bahn abgewickelt. Allerdings sind die Kapazitäten auf den Strecken Verona-Köln und Leipzig bereits ausgeschöpft, sodass keine zusätzlichen Transporte möglich sind. Daher wurde eine neue intermodale Verbindung zwischen Verona und Düsseldorf eingerichtet. Zudem überwacht das Unternehmen den Verkehrsfluss auf dem Brennerkorridor in Echtzeit, um Kunden schnell über Verzögerungen zu informieren.

Eine weitere Lösung ist der Einsatz von Elektro-LKW für nächtliche Transporte über den Brenner. Da emissionsfreie LKW von den Nachtfahrverboten in Tirol ausgenommen sind, planen Gruber Logistics und Spedition Dettendorfer einen täglichen Pendelverkehr zwischen Raubling (Deutschland) und Ora bei Bozen (Italien). Diese Alternative reduziert nicht nur Verzögerungen, sondern auch die Mautkosten erheblich: Elektro-LKW zahlen nur ein Viertel der üblichen Mautgebühren und sind von der doppelten Nachtmaut befreit.

Ein zentraler Baustein für die Umsetzung ist der Aufbau von Ladeinfrastruktur. In Raubling betreibt Dettendorfer gemeinsam mit Energie Südbayern einen Schnellladepark, ein weiterer befindet sich in Bozen. Dadurch können die LKW für die rund 240 Kilometer lange Strecke zuverlässig aufgeladen werden. Der Plan sieht vor, dass die Fahrzeuge nach ihrer Ankunft in Raubling erneut geladen werden und anschließend für weitere Nahverkehrsfahrten genutzt werden, um die hohen Anschaffungskosten wirtschaftlich auszugleichen.

Gruber Logistics fordert zudem politische Unterstützung für nachhaltige Lösungen. Laut dem Unternehmen sollten bei verkehrsbegrenzenden Maßnahmen nicht nur die Auswirkungen auf den Individualverkehr, sondern auch die Bedeutung des Brennerkorridors als logistische Hauptschlagader berücksichtigt werden. Daten der Asfinag zeigen, dass 2023 rund 83 Prozent des Verkehrsaufkommens am Brenner PKW betrafen, während LKW nur 17 Prozent ausmachten. Gruber Logistics schlägt daher vor, Teile des PKW-Verkehrs stärker auf die Schiene zu verlagern, um den Gütertransport effizienter zu gestalten.

Diese innovative Lösung zeigt, dass durch kluge Planung und Investitionen in nachhaltige Technologien der Güterverkehr effizienter und umweltfreundlicher gestaltet werden kann.

Aktuelle Entwicklungen im Bereich der LKW-Ladeinfrastruktur entlang der Brennerroute

Die Förderung der Elektromobilität im Schwerlastverkehr gewinnt entlang der Brennerroute an Bedeutung. Aktuelle Entwicklungen umfassen:

Neue LKW-Ladestationen in Bozen und Raubling

  • Bozen: Die LKW-Ladestation ermöglicht den Einsatz von batterieelektrischen Fahrzeugen im Shuttle-Verkehr über die Brennerautobahn.
  • Raubling: An der deutschen Inntalautobahn bei Raubling betreibt die Spedition Dettendorfer gemeinsam mit dem lokalen Stromversorger Energie Südbayern über die Tochterfirma Dettendorfer Energy ein Terminal. Dort können Fahrzeuge für die rund 240 Kilometer lange Strecke aufgeladen werden.

Milence eröffnet ersten LKW-Ladepark in Italien an der A22

Milence, hat kürzlich seinen ersten LKW-Ladepark in Italien eröffnet. Der Ladepark befindet sich in Bagnolo San Vito, etwa 40 Kilometer südlich von Verona, entlang der A22 Autostrada del Brennero und des Skandinavien-Mittelmeer-Korridors. Der Standort verfügt über vier Hochleistungsladesäulen mit einer Leistung von bis zu 400 kW, die fünf Ladeplätze versorgen. Langfristig plant Milence die Einführung der Megawatt-Ladetechnologie (MCS), die Ladeleistungen von bis zu 1.000 kW ermöglichen soll, wodurch Langstrecken-LKW in 30 bis 45 Minuten vollständig aufgeladen werden könnten.

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