Die DHL Group hat im Geschäftsjahr 2024 trotz wirtschaftlicher Herausforderungen einen Umsatzanstieg verzeichnet. Der Konzernumsatz stieg auf 84,2 Milliarden Euro, was einem Plus von 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Gleichzeitig verzeichnete das Unternehmen jedoch einen Rückgang des operativen Ergebnisses (EBIT) um 7,2 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro. Dieser Ertragsrückgang veranlasst den Konzern zu drastischen Sparmaßnahmen.
Stellenabbau in Deutschland
Als Reaktion auf den Gewinneinbruch hat DHL-Chef Tobias Meyer angekündigt, im deutschen Brief- und Paketgeschäft rund 8000 Stellen in diesem Jahr abzubauen. Ziel des Maßnahmenpakets, das Meyer als “Fit for Growth” bezeichnet, ist es, konzernweit über eine Milliarde Euro einzusparen.
2024 haben wir trotz des herausfordernden Umfelds beim Umsatz zugelegt. In einem starken Schlussquartal mit guter Qualität für unsere Kunden konnten wir ein deutliches Umsatz- und Ergebniswachstum erzielen. Wir erwarten auch für 2025 eine volatile weltpolitische und weltwirtschaftliche Lage. Doch wir wollen auch in diesem Umfeld weiter wachsen und konzentrieren uns auf die Maßnahmen, die wir selbst in der Hand haben. Mit dem konzernweiten Programm ‘Fit for Growth’ arbeiten wir weiter aktiv an unserer Effizienz und beschleunigen so unser nachhaltiges Wachstum“, erklärte Meyer.
Der Stellenabbau soll sozialverträglich erfolgen und durch natürliche Fluktuation umgesetzt werden, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, versichert der Konzern.
Geschäftsergebnisse und Prognosen
Trotz des Ertragsrückgangs konnte die DHL Group die Erwartungen der Analysten leicht übertreffen. Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern lag mit 5,9 Milliarden Euro über den Prognosen, ebenso der Umsatz von 84,2 Milliarden Euro. Dennoch reduzierte sich das Ergebnis pro Aktie von 3,09 auf 2,86 Euro. Die Dividende soll mit 1,85 Euro stabil gehalten werden, während das Aktienrückkaufprogramm um zwei Milliarden Euro auf insgesamt sechs Milliarden Euro aufgestockt wird.
Für das Jahr 2025 gibt sich DHL zurückhaltend. Meyer rechnet mit einem “gedämpften makroökonomischen Umfeld” und einem operativen Ergebnis von mindestens sechs Milliarden Euro und einen Free Cashflow (ohne M&A) von ~3 Milliarden Euro. In dieser Prognose sind mögliche Auswirkungen von Änderungen in der Zoll- und Handelspolitik nicht berücksichtigt, die sowohl positive als auch negative Effekte auf den Konzern haben könnten.
Marktumfeld und Konkurrenz
Die Logistikbranche steht weltweit vor großen Herausforderungen. Der schwächelnde Welthandel und die Zurückhaltung der Kunden haben bereits andere Marktteilnehmer getroffen. Der US-Rivale UPS hatte im Januar angekündigt, dass sein Umsatz im Jahr 2025 um zwei Milliarden Dollar auf 89 Milliarden Dollar sinken werde. Auch der Schweizer Logistikkonzern Kühne+Nagel meldete für 2024 einen weiteren Rückgang des operativen Ergebnisses um 13 Prozent.
Zusätzlich sieht sich DHL auf dem deutschen Markt wachsendem Wettbewerb ausgesetzt. Besonders der Online-Händler Amazon nimmt dem Konzern Marktanteile ab. Laut dem Marktbericht der Bundesnetzagentur – Stad November 2023 – hält DHL einen Marktanteil von rund 40 Prozent im deutschen Paketgeschäft, während Amazon mittlerweile auf 25 Prozent kommt. Insgesamt weist der deutsche Konzern nach wie vor einen deutlichen Marktanteilvorsprung vor den übrigen Unternehmen aus.
Gewerkschaft Verdi kritisiert geplanten Stellenabbau
Die Gewerkschaft Verdi äußert scharfe Kritik am angekündigten Stellenabbau bei der Deutschen Post AG und weist die Begründung des Unternehmens zurück, wonach der jüngste Tarifabschluss dafür mitverantwortlich sei. Laut der stellvertretenden Verdi-Vorsitzenden Andrea Kocsis sei der Tarifabschluss notwendig gewesen, um die Einkommen an die gestiegenen Lebenshaltungskosten anzupassen und auf hohe Arbeitsbelastungen zu reagieren.
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Politik soll Postgesetz konsequent umsetzen
Verdi sieht den Stellenabbau vielmehr als Folge einer verfehlten Regulierungspolitik und einer zu geringen Portoerhöhung. Die Gewerkschaft warnt, dass der durch politische Entscheidungen begünstigte Wettbewerb dazu führe, dass tariflich gesicherte Arbeitsplätze verloren gehen und prekäre Beschäftigung zunehme. Sie fordert von der Politik eine konsequente Umsetzung des Postgesetzes, insbesondere Maßnahmen gegen den Preisunterbietungswettbewerb durch steuerliche Vorteile für nicht-universaldienstleistende Wettbewerber der Deutschen Post AG