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Quelle: Adobestok / Björn Wylezich

EU will Halbleiterproduktion bis 2030 verdoppeln

Das Europäische Chip-Gesetz sorgt für erhöhten Flächenbedarf auf dem Industrie- und Logistikmarkt.

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12.09.2023

Laut dem aktuellen Savills-Spotlight „Semiconductors and the Logistics Sector” werden in den nächsten sieben Jahren mehr als 10,8 Mio. Quadratmeter zusätzliche Lagerfläche in Europa benötigt. Hintergrund ist das Vorhaben der Europäischen Union, den europäischen Anteil an der weltweiten Halbleiterproduktion von derzeit 10 Prozent auf 20 Prozent im Jahr 2030 zu erhöhen. Hierfür sollen im Rahmen des Maßnahmenpakets rund 43 Mrd. Euro bereitgestellt werden, um weitere Investitionen in die Halbleiterfertigung zu ermöglichen.

Wir schätzen, dass die Nachfrage nach Halbleitern, angetrieben von Megatrends wie KI, Elektrofahrzeugen, Cloud Computing und Automatisierung, in den nächsten zehn Jahren weiter stark ansteigen wird. Europa steht zwar in hartem Wettbewerb mit etablierteren Märkten, doch politische Maßnahmen wie das Chipgesetz der EU schaffen gute Voraussetzungen für ein erfolgreiches Wachstum, sagt Andrew Blennerhassett, Associate European Logistics Research bei Savills.

Das Wachstum am Halbleitermarkt ist unmittelbar mit der Immobilienbranche verbunden, da sich die Produktionstätigkeit auch auf die Nachfrage nach Industrie- und Logistikimmobilien auswirkt. Denn steigt die langfristige Nachfrage nach Produktionsgütern, werden die Nutzer ihre Präsenz vor Ort erhöhen und ihre Kapazitäten erweitern. So verzeichnete die verarbeitende Industrie in Europa im Jahr 2021 einen Umsatz von rund 5.209 Mrd. Euro – mit ca. 53,8 Mrd. Euro entfiel etwas mehr als 1 Prozent auf die Halbleiterindustrie. Savills geht davon aus, dass dieser Anteil bis 2030 auf 4,2 Prozent steigen könnte, was auch die Umsätze der verarbeitenden Industrie um 2,9 Prozent steigern und somit wiederum die Nachfrage im europäischen Logistiksektor antreiben dürfte.

Wir erhalten vermehrt Anfragen von Halbleiterherstellern und aus verwandten Branchen, was für die europäischen Immobilienmärkte neue Möglichkeiten eröffnet. Dies ist ein weiterer Beweis für die Vielfältigkeit des Industrie- und Logistiksektors sowie für das Onshoring. Gemeinsam mit dem wiedererstarkten Wachstum des E-Commerce wird dies die Nachfrage in den kommenden Jahren ankurbeln, so Marcus de Minckwitz, Head of EMEA Industrial & Logistics bei Savills.


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Gelingt es der EU ihren weltweiten Anteil an der Halbleiterproduktion gemäß Chipgesetz auf 20 Prozent zu erhöhen, rechnet Savills mit zusätzlichen 1,6 Millionen direkten und indirekten Arbeitsplätzen und rund 4,2 Mio. Quadratmeter ergänzender Logistikfläche. Profitieren könnten insbesondere Volkswirtschaften mit höherem Industrieanteil, wie Deutschland und Polen, aber auch Irland, Italien und Spanien.

Allein der US-amerikanische Halbleiterhersteller Intel plant in Deutschland Investitionen in Höhe von 17 Mrd. Euro, dadurch sollen 3.000 neue Arbeitsplätze im Unternehmen selbst und zusätzlich zehntausende bei Zulieferern und Partnern entstehen. Auch der taiwanesische Chipkonzern TSMC wird hierzulande aktiv: Gemeinsam mit Bosch, Infineon und NXP baut das Unternehmen in Dresden eine Halbleiter-Fabrik, die Investitionen betragen insgesamt rund 10 Mrd. Euro.

Die verstärkte Ansiedlung von Unternehmen aus der Halbleiterindustrie ist ein positives Signal für den Wirtschaftsstandort Deutschland und wird diesen stärken sowie auch für andere Branchen attraktiv machen, sagt Bertrand Ehm, Director Industrial Investment bei Savills und ergänzt: Eine steigende Produktion wird auch den Bedarf nach Logistikflächen langfristig erhöhen, so dass in diesem Segment perspektivisch eine Zunahme der Nachfrage zu erwarten ist.

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