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Foto: AdobeStock/ HENADZY

Frachtdiebstähle steigen in Europa um 438 Prozent. Kriminelle nutzen ausgeklügelte Taktiken

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In den vergangenen drei Jahren ist die Zahl der Frachtdiebstähle in Europa dramatisch gestiegen. Branchenexperten warnen, dass organisierte kriminelle Netzwerke zunehmend auf hochwertige Güter abzielen – und dabei zunehmend raffinierte Methoden einsetzen.

Dieser Text wurde vollständig von einem Redakteur verfasst – basierend auf fachlichem Wissen, journalistischer Erfahrung und sorgfältiger Recherche. Künstliche Intelligenz kam dabei nicht zum Einsatz.

Laut von Girteka zitierten Zahlen der Transported Asset Protection Association (TAPA) beliefen sich die registrierten Frachtverluste in der EU im Jahr 2023 auf 549 Millionen Euro – ein Anstieg von 438 Prozent gegenüber 2022 und mehr als zehnmal so viel wie 2021. Eine Studie des Europäischen Parlaments schätzt, dass Frachtkriminalität Unternehmen europaweit jährlich mehr als 8,2 Milliarden Euro kostet.

Weltweit hat das TAPA EMEA Intelligence System zwischen 2022 und 2024 über 157.000 Fälle von Frachtkriminalität erfasst. Allein im Juni 2025 wurden 634 Vorfälle in Europa, dem Nahen Osten und Afrika gemeldet – darunter ein einzelner Diebstahl von Kosmetika im Wert von 4 Millionen Euro aus einem Anhänger in der Lombardei, Italien.

EU-Frachtverluste steigen um 438 Prozent

Deutschland bleibt einer der am stärksten betroffenen Märkte, gefolgt von Italien, Frankreich, Spanien und dem Vereinigten Königreich. Besonders im Visier der Täter stehen Güter mit hohem Wert, starker Nachfrage und guter Wiederverkaufbarkeit. Lebensmittel und Getränke führen regelmäßig die Statistik an; auch Elektronik, Fahrzeugteile und Pharmazeutika zählen zu den bevorzugten Zielen.

Pharmazeutika gelten als besonders gefährdet – aufgrund ihres hohen Marktwerts und der kompakten Verpackung. Neben dem finanziellen Schaden bergen gestohlene Medikamente auch erhebliche Risiken für die öffentliche Gesundheit, insbesondere wenn sie weiterverkauft oder unsachgemäß gelagert werden. Der Straßengüterverkehr ist besonders anfällig: 2024 waren Lkw in über drei Vierteln aller gemeldeten Diebstähle weltweit involviert.

Entführungen als bevorzugte Taktik

Die Art der Frachtkriminalität hat sich von kleinen, opportunistischen Diebstählen zu groß angelegten, koordinierten Operationen verlagert. TAPA-Daten zeigen, dass Entführungen im Jahr 2024 mehr als ein Fünftel der gemeldeten Fälle ausmachten, dicht gefolgt von offenen Fahrzeugdiebstählen. Diebstähle aus Depots und Lagern bleiben eine erhebliche Bedrohung.

Mitte 2025 wurde das Eindringen — wie das Aufschlitzen von Planen oder das Aufbrechen von Schlössern — zur vorherrschenden Methode, verantwortlich für zwei Drittel der Vorfälle. Betrügerische Frachtführer, Cyber-gestützte Betrügereien, Identitätsbetrug und sogar interne Kollusion nehmen ebenfalls zu, während ungesicherte Rastplätze an Autobahnen weiterhin als Hotspots für Diebstähle dienen.

Lieferkettenkosten steigen massiv

Der unmittelbare finanzielle Verlust durch gestohlene Ladung trifft Frachtführer und Versender direkt – doch die Folgen reichen weit darüber hinaus. Verbraucher sehen sich mit Engpässen und steigenden Preisen konfrontiert, während Hersteller, Logistiker und Versicherer ein zunehmendes Risiko tragen. Analysten warnen: Mit der wachsenden Raffinesse krimineller Netzwerke gerät die Widerstandsfähigkeit globaler Lieferketten zunehmend unter Druck.

Der drastische Anstieg der Verluste hat dazu geführt, dass immer mehr Transportunternehmen und Frachtbesitzer den von TAPA entwickelten Sicherheitsstandard „Trucking Security Requirements“ (TSR) als Grundlage ihres Risikomanagements übernehmen.

TSR-Standard verschärft Sicherheitsvorgaben

Das TSR-Framework definiert verbindliche Sicherheitsstandards für Lkw-Transporte – von Aufliegern über Kastenwagen bis hin zum Containertransport auf der Straße. Die Zertifizierung erfolgt in drei Stufen, wobei Stufe 1 das höchste Sicherheitsniveau abbildet.

Die Anforderungen reichen von 24/7-GPS-Überwachung, Geofencing und Notfallalarmierung bis hin zu versiegelten Trailern, gesicherten Parkplätzen und verpflichtenden Fahrerschulungen. Der Standard wird alle drei Jahre überarbeitet, um aktuellen kriminellen Entwicklungen Rechnung zu tragen.

Laut Girteka ist die Einhaltung des TSR inzwischen mehr als ein Pflichtprogramm – sie wird zum echten Wettbewerbsvorteil. Für Versender, insbesondere aus der Pharma-, Elektronik- und Hochwertgüterbranche, bietet der Standard eine verlässliche Basis zur Risikominimierung und erhöht die Kompatibilität mit Versicherungsanforderungen. Auch Versicherer, Regulierungsbehörden und Hersteller profitieren von einer international vergleichbaren Bewertungsgrundlage für Transportsicherheit.

Angesichts des drastischen Anstiegs der Frachtkriminalität und immer ausgeklügelterer Methoden wird die Umsetzung internationaler Sicherheitsstandards wie TAPA TSR laut Branchenexperten für alle Akteure im europäischen Straßengüterverkehr zur strategischen Notwendigkeit.

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