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Frauen in Logistikberufen: eine Frage der Unternehmenskultur

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30.05.2019

An der Qualifikation liegt es nicht, wenn die Frauen in der Logistik nach wie vor schwach vertreten sind. Vielmehr ist es eine Frage der Unternehmenskultur, ob Frauen sich von logistischen Tätigkeitsfeldern angesprochen fühlen. Und es fehlt immer noch an Vorbildern. Zu diesen Ergebnissen kommt die Bundesvereinigung Logistik auf der Basis einer Mitgliederbefragung und von Einzelinterviews, die im Auftrag der transport logistic durchgeführt wurden. Die Session „Männerdomäne?! Chancen für und mit Frauen in der Logistik“ am Messe-Mittwoch, 5. Juni 2019, vertieft das Thema.

Der Wirtschaftsbereich Logistik bietet durch sein stetiges Wachstum und die verstärkte Einbindung hochwertiger Logistikdienstleistungen in die Wertschöpfung von Industrie und Handel vielfältige Karrieremöglichkeiten für Frauen und Männer. Heutzutage finden sich Frauen in der Logistik überwiegend in klassischen Bürojobs, etwa im Controlling, im Einkauf oder in der Personalabteilung. Dabei sind die „weiblichen“ Eigenschaften und Fähigkeiten wie Flexibilität, Serviceorientierung, konsequente Zielumsetzung, Teamwork, Effizienz, Entscheidungs- und Konfliktmanagement ideal, um strategisch und federführend in Organisationen zu arbeiten. Studien belegen zudem, dass sich eine höhere Diversität positiv auf den Unternehmenserfolg auswirkt.

Die BVL hat im April 2019 ein Stimmungsbild über die vorherrschenden Stereotype zu Frauen in der Logistik eingeholt. Dabei wurde die Wahrnehmung, dass die Logistik derzeit noch eine Männerdomäne ist, bestätigt. Aber sie ist längst offener geworden und bietet auch weiblichen Fach- und Führungskräften vielfältige Karrieremöglichkeiten. Bei den Bemühungen um mehr Frauen in der Logistik sehen die Interviewten einzelne Unternehmen und die Branche in ihrer Gesamtheit in der Pflicht, Logistik bei potenziellen Kolleginnen bekannt zu machen und aktiv um diese zu werben.

Dazu vermuten einige, dass die Rund-um-die-Uhr-Mentalität für Frauen wenig attraktiv sein könnte. Dies wird umso deutlicher, wenn nach den Maßnahmen gefragt wird, die Unternehmen und Vorgesetzte ergreifen könnten, um die Geschlechter-Diversität zu steigern. Dort nennen die Meinungsgeber die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Noch wichtiger ist es jedoch offenbar, die Arbeitskultur für beide Geschlechter zu ändern, sodass Männer und Frauen in Absprache mit ihren Arbeitgebern ihre Arbeitsbedingungen entsprechend ihrer Lebensphase anpassen können.

Nahezu alle Befragten sind sich darin einig, dass die Logistik ein spannendes Arbeitsfeld ist. Ihre Attraktivität kann mit einer höheren Beteiligung von Frauen steigen, die die Männerdomäne um Empathie, positives Kommunikationsverhalten und große Offenheit samt Lernbereitschaft bereichern. Denn eins haben die Meinungsgeber in den Kommentaren zum Stimmungsbild klar geäußert: Die Qualifikationen der Frauen in der Logistik sind gleichwertig mit denen der männlichen Kollegen. Der Einstieg in die Logistik fiel den Frauen fachlich nicht schwerer als männlichen Absolventen. Alle berichten von einem guten Start in das Arbeitsleben.

Schwer ist offenbar der Weg in die Logistik. Den Berufswunsch „Logistikerin“ scheint es kaum einmal zu geben. Kein Wunder, denn es fehlt an Vorbildern für weibliche Karrierewege. Die Sichtbarkeit von Frauen, die erfolgreich in der Logistik tätig sind, würde andere dazu anspornen, sich ebenso in die Branche zu orientieren, frei nach dem Motto „If she can see it, she can be it“. Logistikunternehmen versuchen bereits, sich auf einen Wandel der Arbeitswelt einzustellen und ihre Geschäftsmodelle mit den Wünschen der Arbeitnehmer – nicht nur der Frauen! – nach flexiblen Arbeitszeiten, (Lebens-) Arbeitszeitkonten, ergonomischen Arbeitsplätzen und individueller Teilzeit zu vereinbaren. Unternehmen können mehr für eine vielfältige Belegschaft und eine höhere Attraktivität als Arbeitgeber tun. Gerade das Umdenken in der zumeist männlichen Belegschaft ist eine Aufgabe für die Unternehmenskultur. Denn: Die Beschäftigung von qualifizierten Frauen ist kein Problem, sondern eine Chance.

Foto: transport logistic

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