Nach den massiven Einschränkungen des Warenverkehrs infolge der Militärübung „Sapad 2025“ hat Polens Innenminister Marcin Kierwiński am Dienstagabend die Wiederaufnahme des Grenzverkehrs zu Belarus ab dem 25. September um 0:00 Uhr offiziell bestätigt. Premierminister Donald Tusk begründete die Entscheidung mit dem Ende der Manöver und der Reduzierung der sicherheitsrelevanten Bedrohungslage.
„Ich habe soeben die Verordnung zur Wiederöffnung der Grenzübergänge zu Belarus unterzeichnet“ – so Marcin Kierwiński, am 23. September 2025.
Transitkorridor reaktiviert – aber Risiko bleibt
Die Wiederöffnung betrifft sowohl Straßen- als auch Bahnübergänge, die am 12. September im Zuge der russisch-belarussischen Großübung geschlossen worden waren. Gleichzeitig betonte die Regierung, dass im Falle einer veränderten Sicherheitslage jederzeit erneut Grenzschließungen möglich seien – eine Warnung, die Transportunternehmen in ihren Planungen künftig stärker berücksichtigen müssen.
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Millionenverluste durch Standzeiten
Nach offiziellen Angaben saßen während der Schließung rund 1.300 polnische LKW und Reisebusse auf der belarussischen Seite fest. Der wirtschaftliche Schaden ist erheblich: Laut Krzysztof Bosak, Vizepräsident des Sejm, beliefen sich die täglichen Verluste je Fahrzeug auf etwa 350 Euro – bei Kühltransportern sogar bis zu 1.000 Euro. Rafał Mekler, Vorsitzender des Verteidigungskomitees der Transportunternehmen und Arbeitgeber, schätzt den Gesamtwert der blockierten Fahrzeuge und Fracht auf rund 200 Millionen Złoty.
ZMPD: „Bitterer Erfolg“ – Marktanteile verloren
Der Internationale Verband des Straßengüterverkehrs (ZMPD) reagierte mit gemischten Gefühlen auf die Regierungsentscheidung. Präsident Jan Buczek betonte zwar, dass die Interventionen der Branche Wirkung gezeigt hätten, kritisierte jedoch das Fehlen von Notfallplänen:
„Seit der Schließung haben wir unermüdlich auf die dramatischen Folgen hingewiesen – doch es mangelte an klaren Verfahren zur Rückführung der Fahrzeuge und Fahrer.“
Buczek spricht von einem „bitteren Erfolg“. Denn in der Zwischenzeit hätten Mitbewerber aus anderen mittel- und osteuropäischen Ländern Aufträge übernommen – unterstützt durch deren Regierungen. Für Polen und seine Logistikbranche sei dies eine schmerzhafte Lektion.
Ausblick: Wiederaufnahme, aber unter Vorbehalt
Die Wiederherstellung des Grenzverkehrs bringt der polnischen Transport-Branche nach zwei Wochen Stillstand eine dringend benötigte Entlastung. Die Rückführung der blockierten Fahrzeuge sowie die schrittweise Wiederaufnahme der östlichen Relationen sind nun möglich.
Gleichzeitig bleibt das politische Risiko bestehen. Transportunternehmen müssen sich darauf einstellen, dass Grenzschließungen künftig als geopolitisches Instrument kurzfristig reaktiviert werden können – mit allen wirtschaftlichen Folgen.