Es ist nun offiziell: Iveco wechselt den Eigentümer. Die Familie Agnelli wird über ihre Holding Exor ihre Anteile an der Iveco-Gruppe an den indischen Konzern Tata Motors verkaufen. Die am 30. Juli 2025 bekannt gegebene Transaktion hat einen Wert von 3,8 Milliarden Euro und umfasst auch den Verkauf der Militärfahrzeugsparte an den italienischen Rüstungskonzern Leonardo. Damit endet eine Ära in der europäischen Nutzfahrzeugindustrie.
Iveco, bislang Teil der Exor-Gruppe, bestätigte in dieser Woche offiziell, dass es fortgeschrittene Verkaufsverhandlungen führt. Die Mitteilung war knapp – keine Namen, keine Details. Das Unternehmen erklärte lediglich, es gebe „getrennte und fortgeschrittene Verhandlungen“ über den Verkauf der Sparte Defence Vehicles sowie der Muttergesellschaft. Bisher hatten Medien nur über angebliche Verkaufsgespräche spekuliert.
Einige Quellen, darunter Bloomberg, nennen bereits potenzielle Käufer. So soll der italienische Rüstungskonzern Leonardo den Verteidigungsbereich übernehmen, während Tata Motors als neuer Eigentümer der Sparte für LKW, Busse und Motoren gehandelt wird.
Offizielle Informationen zur Transaktion
Am 30. Juli gab die bislang zu Exor gehörende Marke Iveco offiziell den Verkauf ihrer Nutzfahrzeugsparte an Tata Motors bekannt. Die gestern veröffentlichte Erklärung bestätigte die wochenlangen Spekulationen. Im Rahmen derselben Transaktion geht die Sparte Defence Vehicles für rund 1,7 Milliarden Euro an Leonardo.
Sowohl Tata Motors als auch Leonardo kündigten die Übernahmen am späten Nachmittag des Tages an, an dem die Finanzergebnisse für das zweite Quartal veröffentlicht wurden. Die Transaktionen wurden vom Iveco-Verwaltungsrat vollständig unterstützt und durch eine unwiderrufliche Zusage des Hauptaktionärs Exor (27 % Kapitalanteil, 43 % Stimmrechte) abgesichert.
Die neue Gruppenstruktur und nächste Schritte
Die Fusion von Tata Motors und Iveco wird eine Unternehmensgruppe mit einem Jahresumsatz von rund 22 Milliarden Euro und einem Absatz von über 540.000 Fahrzeugen schaffen. Die neue Einheit wird eine geografisch diversifizierte Struktur haben: 50 Prozent der Umsätze sollen aus Europa stammen, 35 Prozent aus Indien und 15 Prozent aus Nord- und Südamerika. Beide Unternehmen betonen die Komplementarität ihrer Produktpaletten und Produktionsstandorte, was die Integration erleichtern und gemeinsame Investitionen in emissionsfreie Technologien und innovative Mobilitätslösungen ermöglichen soll.
Nach Abschluss der Transaktion wird die Iveco-Gruppe von der Börse Euronext Milan genommen und in eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Tata-Gruppe umgewandelt. Es wird erwartet, dass die bestehenden Produktionsstätten und Arbeitsplätze erhalten bleiben.
Schwieriger Jahresbeginn und Verkaufsentscheidung
Der Verkaufsentscheidung ging ein schwieriges erstes Quartal 2025 voraus. Der Umsatz von Iveco sank um 10,1 Prozent auf 3,03 Milliarden Euro, das bereinigte EBIT fiel von 233 Millionen auf 152 Millionen Euro, und der Nettogewinn schrumpfte von 137 Millionen auf 38 Millionen Euro. Trotz eines Marktanteils von 13 Prozent im europäischen Nutzfahrzeugsegment spürt die Marke die Auswirkungen der Branchenflaute. Dies trug maßgeblich zur Entscheidung von Exor bei, sich aus dem Industrieengagement zurückzuziehen.
Reaktionen von Regierung und Gewerkschaften – Sorgen um die Zukunft
Die italienische Regierung will bei der möglichen Transaktion nicht tatenlos zusehen. Der Minister für Unternehmen bestätigte bereits, dass die Situation „mit höchster Aufmerksamkeit“ beobachtet wird. Denn Iveco ist nicht nur eine Marke – es geht um 14.000 Arbeitsplätze in Italien (von insgesamt 36.000 weltweit) sowie um einen strategisch wichtigen Akteur für die italienische Wirtschaft.
Der Minister kündigte für den 31. Juli 2025 ein Treffen mit den Gewerkschaften an. Ziel ist es, mögliche Szenarien zu analysieren und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen vorzubereiten. Die Gewerkschaften selbst äußern sich empört – Fiom-Cgil wirft dem Eigentümer die schrittweise Demontage der italienischen Automobilindustrie durch fortgesetzte Abspaltungen und Verkäufe vor.