Die Ergebnisse des zweiten Quartals bestätigen den konjunkturellen Wandel im europäischen und globalen Straßengüterverkehr. Nach Rekordjahren, getrieben von hoher Nachfrage und Flottenausbau, verzeichnen die Hersteller nun geringere Liefermengen. Eine Analyse der Berichte von Scania, MAN, Volvo Group, Iveco Group, Daimler Truck und Paccar/DAF zeigt: Zwar verschiebt sich die Umsatzstruktur zunehmend in Richtung Dienstleistungen, doch die Aussichten für den Rest des Jahres bleiben vorsichtig.
Scania: Umsatzrückgang, stabiler Marktanteil in Europa
Im zweiten Quartal gingen die Einnahmen von Scania um 10 % auf 49,9 Mrd. SEK (ca. 4,4 Mrd. EUR) zurück, während das bereinigte operative Ergebnis von 8 Mrd. auf 4,5 Mrd. SEK (403 Mio. EUR) fiel. Die operative Marge sank auf 9 % (14,5 % im Q2 2024).
Die Fahrzeugauslieferungen des schwedischen Herstellers reduzierten sich um 5 % auf 24.602 Stück, darunter 117 emissionsfreie Fahrzeuge. Gleichzeitig stiegen die Auftragseingänge um 6 % auf 20.393 Einheiten, vor allem dank Europa.
Scania hielt seinen Marktanteil am europäischen LKW-Markt mit 17,9 %, obwohl sich der Gesamtmarkt verkleinerte.
„Auch wenn das makroökonomische Umfeld instabil bleibt, bin ich überzeugt, dass wir uns in einer starken und einzigartigen Position befinden, die uns erlaubt, eine führende Rolle bei der Gestaltung der Zukunft unserer Branche einzunehmen“, erklärte Christian Levin, CEO von Scania und der TRATON-Gruppe.
MAN: starkes Q2, Auftragseingänge steigen um 43 Prozent
MAN Truck & Bus erzielte im zweiten Quartal 2025 ein bereinigtes operatives Ergebnis von 283 Mio. EUR; die Marge stieg auf 7,9 % (4,6 % im Q1 2025). Im gesamten Halbjahr wuchsen die Auftragseingänge auf 52.500 Stück (+43 % gegenüber dem Vorjahr), auch wenn der Absatz um 5 % zurückging.
Die Verkäufe von Elektrofahrzeugen stiegen um 238 % auf rund 800 Einheiten. Der Hersteller betont, dass Elektromobilität – darunter der MAN eTruck und elektrische Stadtbusse – zu einer tragenden Säule des Wachstums wird.
Die TRATON-Gruppe (mit den Marken MAN, Scania, Navistar und Volkswagen Truck & Bus) erhöhte im ersten Halbjahr 2025 ihren Auftragsbestand um 11 % auf 139.600 Fahrzeuge, obwohl die Auslieferungen um 4 % auf 153.100 Stück zurückgingen.
Die Einnahmen sanken um 6 % auf 21,9 Mrd. EUR, das bereinigte operative Ergebnis belief sich auf 1,4 Mrd. EUR (−750 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr). Damit fiel die bereinigte operative Marge von 9,1 % auf 6,3 %.
Als Hauptgründe nannte das Unternehmen geringere Produktionsauslastung, ungünstige Wechselkurse (v. a. eine starke schwedische Krone) sowie Investitionen in das neue Scania-Werk in China.
Die Jahresprognose wurde nach unten korrigiert: Für 2025 erwartet TRATON nun Umsatz- und Absatzveränderungen von −10 % bis 0 % (zuvor −5 % bis +5 %) und eine bereinigte operative Marge von 6–7 % (zuvor 7,5–8,5 %).
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Volvo: geringere Volumina, Margendruck
Die Volvo Group meldete im Q2 einen Umsatzrückgang um 12 % auf 122,9 Mrd. SEK (11 Mrd. EUR). Das bereinigte operative Ergebnis sank von 19,4 Mrd. auf 13,5 Mrd. SEK (1,2 Mrd. EUR). Die Marge lag bei 11 % (13,9 % im Vorjahr).
Die LKW-Auslieferungen fielen um 10 % auf 52.764 Einheiten, während die Aufträge stabil blieben. In Europa blieb die Nachfrage robust, während Nordamerika unter Unsicherheiten bezüglich Zöllen und den Emissionsvorgaben EPA 2027 litt.
Iveco: Wachstum in Südamerika, Rückgang in Europa
Die Iveco Group erzielte im Q2 einen Umsatz von 3,78 Mrd. EUR (−4 % gegenüber dem Vorjahr). Das bereinigte EBIT sank von 295 Mio. auf 215 Mio. EUR.
Im Truck-Segment gingen die Umsätze um 8,9 % auf 2,34 Mrd. EUR zurück, die Marge sank von 7,4 % auf 5,5 %. Während die Verkäufe in Europa um 18 % einbrachen, legten sie in Südamerika um 41 % zu.
„In den einzelnen Geschäftseinheiten hat das Tempo der Auftragseingänge im Truck-Bereich zugenommen, was die Wettbewerbsfähigkeit unseres Modellangebots bestätigt“, erklärte CEO Olof Persson.
Persson verwies zudem auf das Übernahmeangebot von Tata Motors für die Iveco Group (ohne den Defence-Bereich).
„Die Zusammenführung der Aktivitäten von Tata Motors und Iveco – mit Ausnahme des Verteidigungssegments – würde eine Nutzfahrzeuggruppe mit globaler Reichweite, breitem Produktportfolio und starkem industriellen Potenzial schaffen.“
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Daimler Truck: sinkende Volumina und Rentabilität
Auch der Stuttgarter Konzern verzeichnete Rückgänge. Im Q2 verkaufte Daimler Truck 106.715 Fahrzeuge (−5 % gegenüber dem Vorjahr), die Einnahmen fielen auf 12,62 Mrd. EUR (−5 %).
Erfreulich war hingegen der Absatz emissionsfreier Fahrzeuge: Mit 1.232 verkauften Einheiten erzielte Daimler Truck einen Zuwachs von 90 %.
Der Nettogewinn sank um 61 % auf 310 Mio. EUR, das EBIT auf 494 Mio. EUR (1,076 Mrd. EUR im Vorjahr). Die operative Marge im Segment Industriefahrzeuge halbierte sich nahezu auf 4 % (8,5 % im Vorjahr).
DAF: starke Teile- und Serviceumsätze
Paccar, Eigentümer der Marke DAF, erwirtschaftete im Q2 2025 Einnahmen von 7,51 Mrd. USD (8,77 Mrd. USD im Vorjahr). Der Nettogewinn sank auf 724 Mio. USD (1,12 Mrd. USD im Q2 2024).
Allerdings erzielte Paccar Parts Rekordumsätze mit 1,72 Mrd. USD (+60 Mio. USD gegenüber dem Vorjahr). Die LKW-Auslieferungen beliefen sich auf 39.300 Stück. Gute Ergebnisse gab es insbesondere im Segment Less Than Truckload (LTL) sowie bei Baufahrzeugen.
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