Mit nahezu 290 in Deutschland ansässigen Reedereien und einer Flotte von 1.764 Schiffen sowie einer Bruttoraumzahl (BRZ) von 47,4 Millionen belegt Deutschland weiterhin Platz sieben unter den führenden Seefahrtsnationen.
Schweiz weltgrößte Nation in der Containerschifffahrt
In der Containerschifffahrt verzeichnet Deutschland zwar einen Anstieg von 29 Millionen BRZ auf 30,2 Millionen BRZ, belegt allerdings im internationalen Vergleich den dritten Platz. Die Schweiz führt mit 34,7 Millionen BRZ und China mit 31 Millionen BRZ. Diese Zahlen verdeutlichen den intensiven Wettbewerb in der globalen Schifffahrtsbranche.
Bemerkenswert ist, dass die Schweiz als Binnenland, dennoch die weltweit größte Containerschiff-Nation ist. Dies liegt an der Mediterranean Shipping Company (MSC) mit Sitz in Genf. MSC hat sich in den letzten Jahren durch Übernahmen und Flottenerweiterungen eine dominante Position im globalen Markt gesichert. Auch der Einstieg beim Hamburger Hafenlogistiker HHLA unterstreicht den Einfluss der Schweizer Reederei auf die internationale Seeschifffahrt.
VDR-Präsidentin Gaby Bornheim betonte daher auf der Jahrespressekonferenz des Verbands Deutscher Reeder, die Bedeutung einer wettbewerbsfähigen Handelsflotte für die deutsche Wirtschaft und Versorgungssicherheit.
Ohne eine starke, eigenständige Handelsschifffahrt gibt es weder wirtschaftliche Stabilität noch nationale Sicherheit – gerade in Zeiten, in denen die geo- und handelspolitischen Risiken stetig zunehmen.“
Rund 62 Prozent der deutschen Exporte und 60 Prozent der Importe werden über den Seeweg abgewickelt. Angesichts geopolitischer Spannungen und protektionistischer Tendenzen fordert der VDR eine konsequente nationale maritime Sicherheitsstrategie.
Als führende Exportnation und rohstoffarmes Land sind wir auf gesicherte und freie Handels- und Seewege angewiesen. Es bedarf einer konsequenten nationalen maritimen Sicherheitsstrategie, einer verstärkten Marinepräsenz und einer intensiveren Kooperation zwischen Sicherheitsbehörden und der Handelsflotte. Sicherheit kostet – Zögern kostet mehr“, warnt VDR-Hauptgeschäftsführer Martin Kröger.
Die Sicherheitsstrategie umfasst eine verstärkte Marinepräsenz und eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Sicherheitsbehörden und der Handelsflotte, um den freien Warenfluss und die Versorgungssicherheit Deutschlands zu gewährleisten.
Zudem sei die Tonnagesteuer, die Kostennachteile des Standorts Deutschland gegenüber anderen Schifffahrtsnationen ausgleicht laut Kröger eine “Grundvoraussetzung“ um Schifffahrt am Standort Deutschland betreiben zu können. “Denn wenn es diese Regelung nicht mehr gäbe, würden Reedereien schnell abwandern”, erklärte Kröger gegenüber der Deutschen Verkehrszeitung.
Positives Zeichen für die Zukunft
Ein positives Zeichen für die Zukunft ist der Anstieg der Ausbildungszahlen. Im Jahr 2024 wuchs die Zahl der Berufsanfänger in der Schifffahrt um 14 Prozent auf insgesamt 713 Neueinsteiger – 499 auf See und 214 an Land. Dies zeigt das steigende Interesse junger Menschen an der Branche und trägt zur Sicherung des maritimen Know-hows in Deutschland bei.
Trotz dieser positiven Entwicklungen sieht der VDR Handlungsbedarf, um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Reedereien zu stärken. Besonders der mittelständisch geprägte Sektor, in dem 80 Prozent der Unternehmen weniger als zehn Schiffe betreiben, benötigt Unterstützung, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können.
Zusammengefasst fordert der VDR:
- Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Reedereien,
- maritime Sicherheitsstrategie,
- verstärkte Marinepräsenz,
- weniger Bürokratie und
- globale Regelungen statt regionaler.