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Foto: AdobeStock/bluedesign

Proteste blockieren Bosniens Logistiknetz: Transportunternehmen fordern Reformen und Entlastung

Lesezeit 3 Min.

Seit dem 1. September 2025 kommt es in Bosnien und Herzegowina zu großflächigen Verkehrsblockaden durch LKW-Fahrer. Hintergrund sind Proteste der Transportbranche gegen EU-Regelungen, hohe Abgaben und langwierige Zollverfahren. Der Straßengüterverkehr ist massiv betroffen – auch an den Grenzen zur EU.

Dieser Text wurde vollständig von einem Redakteur verfasst – basierend auf fachlichem Wissen, journalistischer Erfahrung und sorgfältiger Recherche. Künstliche Intelligenz kam dabei nicht zum Einsatz.

Seit dem 1. September 2025 blockieren Tausende LKW-Fahrer in Bosnien und Herzegowina landesweit Straßen, Grenzübergänge und Zollterminals. Organisiert durch das Branchenbündnis „LOGISTIKA“ richtet sich der Protest gegen rechtliche, wirtschaftliche und administrative Belastungen, die aus Sicht der Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit gefährden.

Laut Velibor Peulić vom Konsortium Logistik BiH beteiligen sich rund 47.000 Personen am Protest. Nach seinen Angaben sind infolge der Blockaden aktuell etwa 20.000 Tonnen Waren an den Grenzen festgesetzt. Das Konsortium beansprucht die Kontrolle über 93 Prozent des Warenflusses im Land.

Auslöser: Aufenthaltsregelungen und EU-Einreiseverbote

Unmittelbarer Auslöser der Proteste sind Festnahmen bosnisch-herzegowinischer Fahrer in mehreren EU-Staaten wegen angeblicher Verstöße gegen die 90-Tage-Regelung innerhalb eines 180-Tage-Zeitraums. Kritisiert wird insbesondere die Zählweise, wonach mehrfaches tägliches Überqueren der EU-Grenze – etwa zwischen Neum (BiH) und Ploče (Kroatien) – als mehrere volle Aufenthaltstage gewertet werde. Die Transportunternehmen fordern eine Erfassung in Stunden, nicht in Tagen.

Ein Sprecher des bosnischen Verkehrsministeriums erklärte, man habe auf EU-Ebene erfolglos Ausnahmen für Berufskraftfahrer verhandelt. Die Einreisebestimmungen lägen außerhalb nationaler Zuständigkeit.

Forderungen der Transportbranche

Neben der EU-Regelung fordern die Protestierenden:

  • Gleichbehandlung mit EU-Fahrern gemäß dem AETR-Abkommen
  • 50 Prozent Rückerstattung der Verbrauchssteuer auf Kraftstoff
  • 50 Prozent Ermäßigung der Mautgebühren
  • Anerkennung als Dienstleistungsexporteure
  • Verkürzung von Wartezeiten an Grenzen, Zoll und bei Inspektionen
  • Änderung nationaler Vorschriften, etwa bei Fahrerausbildung (aktuell ca. 750 Euro Schulungskosten pro Person)

Peulić verweist zudem auf administrative Hürden, wie eine dreijährige Wartezeit nach Schulabschluss für Berufseinsteiger – im Kontrast zu Regelungen z. B. in Deutschland, wo Fahranfänger bereits ab 18 unter Aufsicht arbeiten dürfen.

Verkehrslage: Aktuelle Informationen vom 02.09.2025, 10:34 Uhr

Laut dem Auto-Moto Club BIHAMK sind aktuell nahezu alle Frachterminals an Grenzübergängen blockiert, darunter Izačić, Bijača, Orašje, Šamac, Pavlovića Most, Gradiška und Rača. Auch der Personenverkehr ist vielerorts stark beeinträchtigt, obwohl er ursprünglich nicht blockiert werden sollte. Auf Hauptstraßen bilden sich kilometerlange Staus.

Stark betroffen sind unter anderem:

  • Sarajevo (Rajlovac, Centrotrans, Gazprom)
  • Tuzla, Doboj, Mostar, Travnik, Vitez
  • Banja Luka, Bijeljina, Prijedor, Novi Grad
  • Grenzorte wie Brčko, Strmica und Trebinje

An den meisten Grenzübergängen sind Wartezeiten für PKW aktuell unter 30 Minuten, jedoch ist der Verkehrsfluss durch die Blockaden insgesamt stark verlangsamt.

Die Proteste werfen ein Schlaglicht auf die wachsenden Spannungen zwischen den wirtschaftlichen Realitäten osteuropäischer Transportunternehmen und regulatorischen Rahmenbedingungen der EU. Ob und wann eine Einigung erzielt wird, bleibt offen – ebenso wie die Dauer der Verkehrsbehinderungen.

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