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Be- und Entladen gefährdet die Gesundheit der Fahrer. Spediteure fordern EU-weite Reformen

Lesezeit 3 Min.

Berufskraftfahrer in Europa übernehmen noch immer Aufgaben, die nicht zu ihrem eigentlichen Job gehören – mit negativen Folgen für Gesundheit, Sicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit von Transportunternehmen. Branchenverbände fordern deshalb dringend gesetzliche Änderungen, vor allem beim Palettentauschsystem und der Einbindung von Fahrern beim Entladen.

Der Straßengüterverkehr ist ein zentrales Rückgrat der europäischen Wirtschaft. Doch die Branche ist stark fragmentiert: Die meisten Spediteure sind Kleinunternehmen, oft mit nur einem oder wenigen Fahrzeugen. Dadurch ist der Markt besonders anfällig für Praktiken, die versteckte Kosten verursachen, die Effizienz senken und die Gesundheit der Fahrer gefährden.

Im Mittelpunkt stehen zwei Probleme:

  • Die Verpflichtung der Fahrer zum Be- und Entladen sowie
  • das seit den 1980er Jahren etablierte Palettentauschsystem, wie die spanische Transportorganisation ATFRIE betont.

Erste gesetzliche Fortschritte in Spanien

Spanien hat in den vergangenen Jahren erste Reformen eingeleitet:

  • Fahrer von Fahrzeugen über 7,5 Tonnen dürfen – mit Ausnahmen – nicht mehr zum Be- und Entladen verpflichtet werden.
  • Der Palettentausch wurde abgeschafft und wird nun als Teil der Ware behandelt.
  • Die Wartezeit für Be- und Entladung wurde auf eine Stunde begrenzt. Bei Überschreitung steht Fahrern eine finanzielle Entschädigung zu.

Diese Schritte gelten als Meilenstein – lösen das Problem aber nicht auf gesamteuropäischer Ebene.

Auch Italien geht das Problem an: Bei Ladeverzögerungen soll künftig ein Stundensatz von 100 Euro gelten. Die Details dazu in unserem Artikel: Italien plant 100-Euro-Stundensatz bei LKW-Ladeverzögerungen

Palettentauschsystem: Belastung mit hohen Kosten

Laut ATFRIE ist das bestehende Palettentauschsystem nicht nur veraltet, sondern auch riskant:

  • Körperliche Überlastung: Fahrer müssen in Einzelfällen bis zu 924 Kilogramm bewegen – bei nassen Paletten noch mehr.
  • Hygienerisiken: Holzpaletten können Bakterien und Schädlinge übertragen.
  • Umwelt- und Wirtschaftskosten: Zusätzliche Lasten erhöhen Kraftstoffverbrauch und CO₂-Emissionen, begünstigen Diebstähle und Verluste und sorgen für Bürokratie.

Ein Bericht der Organisation beziffert die Kosten dieses Systems im internationalen Transport auf jährlich zehntausende Euro pro Fahrzeug – inklusive Krankheitsausfällen und Produktivitätsverlusten.

Poolsystem als Lösung

Spediteure fordern die Einführung eines Poolsystems: Paletten würden vermietet und von spezialisierten Dienstleistern verwaltet. Vorteile laut Branchenverbänden:

  • bessere Hygiene und Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette,
  • geringerer Kraftstoffverbrauch und weniger Emissionen,
  • Schutz der Fahrer, da körperlich belastende Zusatzaufgaben entfallen.

Darüber hinaus könnte ein Poolsystem den Beruf auch für Frauen attraktiver machen, da körperlich schwere Tätigkeiten wegfallen.

Europäische Dimension der Herausforderung

Die Spediteursorganisationen betonen: Nationale Alleingänge reichen nicht aus. Der Straßentransport ist grenzüberschreitend – und nur eine EU-weite Harmonisierung kann unlauteren Wettbewerb verhindern, die Arbeitsbedingungen verbessern und den Fahrerberuf aufwerten.

Der Sektor steht an einem Wendepunkt: Die Abschaffung der Fahrerpflicht zum Be- und Entladen und das Ende des überholten Palettentauschsystems gelten als entscheidende Schritte, um Gesundheit, Sicherheit und Effizienz im Straßengüterverkehr in Einklang zu bringen.

Die Forderung der Branche ist eindeutig: Fahrer sollen sich auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren – das sichere und würdige Führen von Fahrzeugen.

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