Der Brenner bleibt 2025 die am stärksten befahrene Alpenachse Europas. Zwischen Januar und Oktober rollten laut Asfinag rund 40.000 LKW mehr über die A13 als im Vorjahreszeitraum, ein Plus von knapp 2 Prozent. Das bestätigte ein Sprecher des Autobahnbetreibers gegenüber österreichischen Medien.
Trotz der massiven Baustelle an der Lueg-Brücke – zeitweise mit einspuriger Führung, blieb der erwartete Verkehrseinbruch aus. Laut Tiroler Tageszeitung wird bis Jahresende mit rund 2,4 Millionen LKW-Durchfahrten gerechnet. Damit steuert der Brenner auf einen neuen historischen Höchstwert zu.
Der Pkw-Verkehr entwickelte sich dagegen gegenläufig: Zwischen Januar und Oktober wurden laut Asfinag 676.000 Autos weniger gezählt.
„Ein Zusammenbruch, wie ihn die LKW-Lobby angekündigt hatte, ist nicht eingetreten“, wird Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) zitiert.
Streitpunkt Umwegtransit: Südtirol fordert politische Konsequenzen
Auf italienischer Seite sorgt der Rekordverkehr für heftige Kritik. Laut der Bewegung Süd-Tiroler Freiheit seien über 40 Prozent der Brenner-LKW reiner Umwegverkehr, also Transporte, die den Korridor wegen niedrigerer Mautgebühren wählen.
Landtagsabgeordneter Sven Knoll wirft der Südtiroler Landesregierung Untätigkeit vor: „Die Landesregierung schaut zu, wie Südtirol unter der Transitlawine erstickt.“
Die Bewegung fordert:
- höhere LKW-Maut zur Verringerung des Umwegverkehrs
- mehr Güter auf die Schiene
- verbindliche Verkehrsbeschränkungen entlang der Brennerroute
Besondere Sorge gilt den kommenden Großbaustellen auf der italienischen A22. Ohne koordinierte Maßnahmen drohe eine „massive Zusatzbelastung“, warnt Landtagsabgeordneter Hannes Rabensteiner: „Sonst werden wir bald nicht mehr vom Transit betroffen sein, sondern vom Transit überrollt.“
Asfinag: Verkehrslenkung an der Lueg-Brücke funktioniert
Technisch sieht der österreichische Autobahnbetreiber Asfinag den Verkehrsfluss stabil. Die temporäre Führung der LKW auf dem linken Fahrstreifen („inverses Fahren“) habe sich bewährt, erklärt ein Asfinag-Sprecher.
Auch aus Bayern kommt Lob: Stephan Doppelhammer, Hauptgeschäftsführer des Landesverbands Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT), nennt das Konzept „pragmatisch und fahrerfreundlich“.
Zugleich kritisiert er Blockaden aus Tirol. Sein Verband schlug anlässlich des 20-Kilometer-Staus Anfang Oktober ein befristetes Aussetzen bestimmter Fahrverbote vor – vergeblich. Tirol habe dies abgelehnt, weil man die EuGH-Entscheidung zur italienischen Klage gegen die Tiroler Fahrverbote abwarten wolle.
Österreich insgesamt: Güterverkehr 2024 rückläufig, vor allem beim Transit
Während die Brennerachse 2025 boomt, zeigen die Zahlen für das gesamte österreichische Straßennetz 2024 ein ganz anderes Bild. Laut Statistik Austria wurden 2024:
- 562,6 Mio. Tonnen Güter transportiert (–1,1 % gegenüber 2023)
- 54,9 Mrd. Tonnenkilometer Transportleistung erbracht (–0,4 %)
Damit geht der Straßengüterverkehr im Bundesgebiet bereits das dritte Jahr in Folge zurück.
Besonders betroffen:
- Inlandsverkehr: –1,3 %
- Transit: –4,3 %
Zulegen konnten dagegen:
- grenzüberschreitender Versand: +2,5 %
- grenzüberschreitender Empfang: +0,4 %
Ein klarer Trend bleibt die Dominanz ausländischer Unternehmen: Rund 65,9 Prozent der Transportleistung auf österreichischem Territorium stammt nicht von heimischen LKW, sondern überwiegend von Fahrzeugen aus Polen, Ungarn und Slowenien.



