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Dritter Warnstreik verschärft Probleme der europäischen Lieferkette

  • Zweitägiger Streik in Deutschlands großen Seehäfen
  • Dritter und längster Streik im Rahmen der laufenden Tarifverhandlungen
  • In Hamburg geraten Streikende und Polizei aneinander
  • Steigende Lebenshaltungskosten der Arbeitnehmer durch die hohe Inflation

Lesezeit 4 Min.
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25.07.2022

Am 14. und 15. Juli bestreikten tausende Hafenarbeiter in Hamburg, Emden, Bremerhaven und Wilhelmshaven zum dritten Mal die großen deutschen Seehäfen. Die Gewerkschaft ver.di rief zu dem 48-stündigen Warnstreik auf, nachdem die siebte Verhandlungsrunde im Tarifstreit mit dem Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) ohne Annäherung der beiden Seiten endete. Hafenarbeiter fordern einen angemessenen Inflationsausgleich für die rapide steigenden Lebensmittel-, Miet-, Energie- und Spritpreise. Der jüngste Streik der deutschen Hafenarbeiter ist nur eines von weltweit vielen Beispielen für zunehmende Spannungen aufgrund der sinkenden Kaufkraft.

Die Daten von project44 zeigen, dass die Verweildauer der Container in den Tagen nach Streikbeginn zu steigen begann. Bremerhaven erreichte am 17. Juli einen Spitzenwert von 9,1 Tagen. Dies entspricht einem Anstieg von 112 Prozent im Vergleich zum 11. Juli, an dem die Verweildauer 4,3 Tage betrug. Die Verweildauer der Importcontainer in Hamburg steigt währenddessen weiter an und liegt zum aktuellen Zeitpunkt bei 6,4 Tagen. (Vgl. Abb.1) Obwohl die Verweilzeiten der Exportcontainer seit Beginn des Streiks zurückgegangen sind, veranschaulichen die Daten von project44, wie rapide sich externe Ereignisse auf Verweilzeiten auswirken können. (Vgl. Abb. 2)

Gewaltsame Auseinandersetzungen

Jahrzehntelang prägten nahezu ritualisierte Verhandlungen und meist friedliche Auseinandersetzungen die deutsche Tarifpolitik. Angesichts der rapide steigenden Preise sowie der sinkenden Kaufkraft zeigen sich Gewerkschaftsmitglieder entschlossen, für ihre Rechte zu kämpfen – am zweiten Streiktag in Hamburg im wahrsten Sinne des Wortes. Bei einer Demonstration der Hafenarbeiter kam es zu Auseinandersetzungen, woraufhin die Polizei Pfefferspray einsetze – fünf Demonstranten sowie fünf Polizeibeamte wurden verletzt. Das Hamburger Arbeitsgericht lehnte eine Klage der Hafenarbeitgeber ab, nachdem diese die Rechtmäßigkeit des Streiks in Frage stellten. Das Gericht beschloss daraufhin, dass beide Seiten drei weitere Verhandlungstermine bis zum 26. August vereinbaren müssen sowie ein Streikverbot bis zu diesem Datum.

Zunehmende Überlastung in der Nordsee

Aufgrund des 48-stündigen Streiks der Hafenarbeiter verschärft sich die Überlastung in der Nordsee. Ein Sprecher des Kieler Instituts für Weltwirtschaft erklärte, dass zum ersten Mal seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2016 mehr als 20 Containerschiffe in der deutschen Bucht auf die Einfahrt in die Häfen warten. Aktuell sind rund 2 Prozent der weltweiten Containerfrachtkapazität in der Nordsee gebunden.

Ausblick

Deutsche Hafenbetreiber, Reedereien, die deutsche Seehäfen anlaufen werden erleichtert sein, dass die Gewerkschaft ver.di bis Ende August keine weiteren Warnstreiks in den Häfen ausrufen darf. Beide Parteien in diesem Konflikt konnten sich bisher nicht annähern und mit einer aktuellen Inflationsrate von 9 Prozent ist es nicht ausgeschlossen, dass es im September zu weiteren Streiks kommen wird, die die Lieferkette weiter unterbrechen werden.

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