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Polen hat Details zum Bau des Tiefwasser-Containerterminal in Swinemünde bekannt gegeben

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In Swinemünde wurden im November die final ausgearbeiteten Pläne für den Ausbau des neuen Hafenareals mit dem offiziellen Projektnamen „Przyladek Pomerania“ vorgestellt. 

Zwar ist das Vorhaben seit Jahren bekannt, doch nun liegen erstmals konkrete technische Spezifikationen, Flächenangaben, ein vollständiges Finanzierungskonzept sowie der geplante Funktionsumfang des Terminals vor. Damit ist das Projekt von einer konzeptionellen Entwicklungsphase in eine umsetzungsreife Planungsphase übergegangen.

Das Projekt umfasst die Aufspülung von 186 Hektar neuer Landfläche in der Pommerschen Bucht. Vorgesehen sind nahezu drei Kilometer neuer Kaianlagen, ergänzt durch einen Wellenbrecher, sowie der Bau eines Zufahrtskanals und eines Hafenbeckens mit einer Tiefe von 17 Metern. Diese Parameter ermöglichen die Abfertigung der größten auf der Ostsee verkehrenden Containerschiffe und markieren eine deutliche infrastrukturelle Erweiterung im nördlichen Polen.

Im Mittelpunkt des Vorhabens steht ein Tiefwasser-Containerterminal mit einer Kaikante von 1,3 Kilometern und einer geplanten Jahreskapazität von bis zu zwei Millionen TEU. Die Anlage wird so ausgelegt, dass gleichzeitig drei Schiffe abgefertigt werden können: zwei Containerschiffe mit jeweils bis zu 400 Metern Länge sowie ein weiteres mit etwa 250 Metern Länge. 

Darüber hinaus sieht das Konzept eine doppelte Nutzung des Terminals vor – sowohl für zivile Zwecke als auch für militärische Logistik. Dies stärkt die strategische Präsenz Polens im Ostseeraum und erhöht seine Fähigkeit zur Unterstützung internationaler und sicherheitspolitischer Operationen.

Neue Hinterlandinfrastruktur

Das Terminal wird in ein umfassend modernisiertes Hinterland eingebettet. Auf einer Fläche von über 47 Hektar entstehen sowohl neue Eisenbahnanschlüsse als auch ein ergänzendes Straßennetz. 

Vorgesehen ist ein mehr als drei Kilometer langes Schienensystem, das direkt in das Terminal integriert wird, sowie ein rund zwei Kilometer langer neuer Straßenkorridor, der eine direkte Anbindung an das überregionale Verkehrsnetz sicherstellen wird. Hinzu kommen die notwendigen Versorgungsanlagen, darunter Wasser-, Energie- und IT-Infrastruktur sowie funktionale Einrichtungen für Zoll-, Grenz- und Gesundheitsbehörden.

Umwelt- und Energieaspekte

Besonders betont wird die Ausrichtung des Terminals auf einen emissionsarmen Hafenbetrieb. Die gesamte Umschlagtechnik soll auf moderne, umweltfreundliche Antriebe ausgerichtet sein. Zusätzlich wird ein Landstromsystem installiert, sodass Schiffe während ihrer Liegezeiten nahezu lautlos und abgasfrei betrieben werden können.

Finanzierung und staatliche Bedeutung

Die Kosten im Zuständigkeitsbereich des Hafenbetreibers Zarząd Morskich Portów Szczecin-Świnoujście werden auf rund 1,5 Milliarden PLN (umgerechnet etwa 340 Millionen Euro) geschätzt.

Weitere über 7 Milliarden PLN (rund 1,6 Milliarden Euro) stammen aus dem Staatshaushalt und sind für die Vertiefung des Zufahrtsweges, den Bau des Hafenbeckens sowie die Straßen- und Bahnanschlüsse vorgesehen. Das Projekt ist Teil zentraler nationaler Entwicklungsstrategien im Bereich Transport und Hafeninfrastruktur.

Europäische Bedeutung und Marktveränderung

Wie bereits im Sommer ersichtlich wurde, könnte das Terminal die Hafen- und Logistiklandschaft in Nordeuropa nachhaltig verändern. Mit seiner Kapazität von bis zu zwei Millionen TEU pro Jahr und der Fähigkeit, ULCS-Schiffe (Ultra Large Container Ships) direkt abzufertigen, entsteht ein strategisch positioniertes Drehkreuz, das eine Alternative zu den etablierten Hafenstandorten Hamburg und Rostock bietet. 

Reedereien erhalten damit zusätzliche Spielräume in der Routenplanung, kürzere Wege in das mittel- und osteuropäische Hinterland sowie potenziell niedrigere Umschlag- und Liegezeiten. Branchenbeobachter rechnen daher mit einer spürbaren Verschiebung von Marktanteilen im Ostseeverkehr und einer zunehmenden Diversifizierung europäischer Lieferketten.

Mit „Przyladek Pomerania“ nimmt eines der größten Hafenprojekte der Ostsee konkrete Gestalt an. Das Terminal besitzt sowohl nationale Bedeutung für die Wirtschafts- und Sicherheitspolitik Polens als auch das Potenzial, die logistische Balance in Nordeuropa neu zu definieren.

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