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Fot. Bartosz Wawryszuk

Tödlicher Entladeunfall – das Verbot der Beteiligung von Fahrern an Be- und Entladevorgängen würde dies vermeiden

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Ein Transportunternehmen aus Waalwijk in den Niederlanden wurde vom Gericht zu einer hohen Geldstrafe und einer Suspendierung auf Bewährung verurteilt. Die Spedition war schuld an einem tödlichen Unfall, bei dem ein Fahrer während des Entladevorgangs unter einer Ladung Maismehl begraben wurde.

Das Bußgeld beträgt 100.000 EUR, wovon 25.000 EUR zur Bewährung ausgesetzt werden. Das Gericht verurteilte den Manager zu 120 Stunden gemeinnütziger Arbeit, von denen 40 Stunden ausgesetzt wurden. Die bedingte Aussetzung bedeutet, dass das Unternehmen sechs Monate lang kein Maisfutter mehr laden, transportieren oder entladen darf, wenn es bestimmte Bedingungen nicht einhält, berichtet Nieuwsblad Transport.

Vor kurzen haben wir über das Verbot der Beteiligung von Fahrern an Be- und Entladevorgängen in Portugal berichtet. Auch ein spanischer Transportverband hat eine ähnliche Änderung gefordert. IRU, Global Shippers Alliance (GSA) und International Transport Workers’ Federation sind auch ähnlicher Meinung. Wenn dieses Verbot EU weit eingeführt worden wäre, würde es zu solchen Tragödien nicht kommen.

Wie ist es zu dem Unglück gekommen?

Im August 2018 fuhr der Fahrer des in Waalwijk ansässigen Unternehmens mit 28.000 Kilo Maisfuttermehl zu einem Unternehmen in Helmond, wo er diese Ladung abladen musste. Dem Gericht zufolge wollte das Maisfuttermehl offenbar nicht aus seinem Lkw fließen. Deshalb ging er zur Rückseite des Lastwagens, um dieses Problem mit einem Besen zu beheben, wie er es oft tat. In diesem Moment löste sich die Schwingtür des LKW und das Maismehl strömte plötzlich heraus. Der Fahrer geriet unter die Last.

Sicherhetsvorschriften existieren nicht

Das Unternehmen aus Waalwijk und der 55-jährige Manager seien für die Sicherheit ihrer Mitarbeiter verantwortlich, so der Richter. Die Untersuchung am Unfallort ergab, dass das Unternehmen und der Manager dieser Sorgfaltspflicht nicht ausreichend nachgekommen sind. Sie haben es versäumt, die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen zu treffen, was zu dem tödlichen Unfall führte.

Nach Ansicht des Gerichts hat das Unternehmen die Verantwortung für sicheres Arbeiten zu Unrecht weitgehend auf ihre Mitarbeiter abgewälzt. Die Art und Weise, wie die Sicherheits- und Gesundheitsschutzpolitik umgesetzt wurde, ist nach Ansicht des Gerichts völlig unzureichend. Außerdem gab es keine Sanktionspolitik für die Nichteinhaltung von Sicherheitsvorschriften, befand das Gericht.

Die Aussagen des Managers vor Gericht offenbaren die Unternehmenskultur, in der die Sicherheit eher eine untergeordnete Rolle spielt. So gab er beispielsweise an, dass er „davon ausgehe”, dass die Mitarbeiter wüssten, wie man sicher arbeitet. Er „vertraue darauf”, dass sie die grundlegenden Regeln kennen und „dass man von erfahrenen Mitarbeitern erwarten kann, dass sie wissen, wie die Dinge zu tun sind”.

Das sei nicht der erste Vorfall

Das Gericht befürchtet, dass das Unternehmen die Sicherheit und Gesundheit seiner Mitarbeiter den kommerziellen Interessen unterordnet. Es stellt fest, dass die fehlende Hierarchie im Unternehmen mit einem Mangel an Verantwortung verwechselt wird. Außerdem berücksichtigte der Richter, dass sich zuvor ein ähnlicher Unfall im Unternehmen ereignet hatte. Nach Ansicht des Gerichts war die Reaktion des Unternehmens auf diesen Unfall unzureichend. Erst nach dem aktuellen Unfall beauftragte das Unternehmen einen höheren Sicherheitsfachmann und es fand ein Sicherheitsaudit statt.

Foto: Bartosz Wawryszuk

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