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Transportraten steigen erneut. Markt beginnt Q4 mit gemischten Signalen

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Der europäische Straßentransport geht in das letzte Quartal 2025 mit steigenden Raten, aber in einem wirtschaftlichen Umfeld, das nach wie vor voller Unsicherheiten steckt. Der neueste Bericht von Transport Intelligence zeigt, dass sowohl Vertrags- als auch Spotraten im dritten Quartal gestiegen sind, obwohl die Nachfrage und der Zustand der europäischen Industrie weiterhin ungleichmäßig sind. Wichtige Routen weisen deutliche Diskrepanzen auf – einige erholen sich, während andere immer noch die Auswirkungen der geschwächten Produktion und des Konsums spüren.

Q3 bestätigte eine langsame Erholung des europäischen Straßentransportmarktes. Vertrags- und Spotraten liegen nahe beieinander, beide erreichen einen Indexstand von 134 Punkten, was einen quartalsweisen Anstieg um 1,7 Punkte für beide Märkte darstellt. Jährlich stiegen die Spotraten um 1,9 Punkte und die Vertragsraten um 3,1 Punkte.

Dieses Wachstum wird Faktoren wie stabilisierenden Kosten (insbesondere Kraftstoff), weiterhin hoher Inflation in Teilen von Ländern, leichtem Anstieg der Industrieproduktion und steigenden Volumen im FMCG-Bereich vor der Urlaubssaison zugeschrieben. In der Zwischenzeit handeln die Hersteller in Europa vorsichtiger, begrenzen einige Aufträge und halten ein niedriges Inventarniveau.

Quelle: Transport Intelligence/IRU/Upply

Die Industrieproduktion in Europa zeigt nach wie vor große Volatilität und macht Zeichen der Erholung fragil und mehrdeutig. Deutsche Fabriken haben erneut verlangsamt – laut den Daten des Berichts fielen die Neuaufträge dort um 3,6 % QoQ, und Exporte sanken um 5,2 %, was die Nachfrage nach Transport deutlich abschwächt, insbesondere auf Routen im Zusammenhang mit Lieferketten für Automobil und Maschinen.

Am anderen Ende steht Spanien, das deutlich bessere Dynamik verzeichnet – der Auguster PMI mit 54,3 Punkten bestätigt das stärkste Wachstumstempo seit fast einem Jahr. Dieses kontrastreiche Erholungstempo bedeutet, dass der europäische Transportmarkt heute in einem Umfeld voller Ungleichgewichte operiert: Der Süden des Kontinents beschleunigt sich und erzeugt zusätzliche Volumen in seiner Industrie, während die größte Volkswirtschaft Europas in einer verlängerten Stagnation verbleibt.

Transportraten in Europa im 3. Quartal 2025

Der Anstieg der Vertragsraten wird durch steigende Strukturkosten angetrieben – Fahrerlöhne, Versicherungen und Mautgebühren. Im Gegenzug resultiert der Anstieg der Spotraten hauptsächlich aus saisonalem Aufschwung und erhöhter Nachfrage nach dem Transport von Schnelllebigen Konsumgütern.

Karte der Vertragsmarktraten

Quelle: Transport Intelligence/IRU/Upply

Raten auf ausgewählten europäischen Routen (QoQ):

  • Duisburg – Lille: Anstieg um 9,1 Punkte im Vertragsmarkt und 8,2 Punkte im Spotmarkt (Raten lagen bei 2,22 Euro/km). Der starke Anstieg zeigt die steigende Nachfrage in Nordfrankreich und erhöhte Flüsse von FMCG und E-Commerce vor dem Einkaufspeak.
  • Warschau – Duisburg: Rückgang um 2,4 Punkte bei Verträgen (1,27 Euro/km) und Anstieg um 0,3 Punkte im Spotmarkt (1,30 Euro/km). Die Route erholt sich vom abfallenden Zustand der deutschen Industrie. Schwächere Nachfrage nach Komponenten, Autoteilen und Maschinenproduktion senkt Verträge, aber kurzfristige Bestellungen und saisonaler Druck heben den Spotmarkt.
  • Madrid – Paris: Rückgang um 4,4 Punkte bei Verträgen (1,23 Euro/km) und 1,1 Punkte im Spotmarkt (1,30 Euro/km). Die kurzfristige Nachfrage auf dieser Route wird weiterhin durch den Bereich der Schnelllebigen Güter und den grenzüberschreitenden Verkehr unterstützt, obwohl der industrielle Druck begrenzt ist.

Karte der Spotmarktraten

Quelle: Transport Intelligence/IRU/Upply

Beispieltransportraten auf ausgewählten europäischen Routen

Route Vertragsmarkt (Euro/km) Spotmarkt (Euro/km)
Madrid–Paris 1,23 1,30
Duisburg–Lille 2,22 2,22
Warschau–Duisburg 1,27 1,30
Duisburg–Madrid 1,35 1,35
Lille–London 3,89 4,30

Eigene Studie basierend auf Transport Intelligence/IRU/Upply

Änderungen in den globalen Handelsrichtungen

Im dritten Quartal gerieten europäische Häfen aufgrund der scharfen Änderung in den globalen Handelsrichtungen spürbar unter Druck. Auf der Exportseite beobachten wir einen dynamischen Aufschwung – die Exporte von Waren aus der EU stiegen im ersten Quartal um 8,6 % im Vergleich zum Vorquartal, das stärkste Plus seit 2020. Der Anreiz kam hauptsächlich von der chemischen und dem Maschinen- und Automobilsektor, die 24,4 % bzw. 5 % Wachstum verzeichneten.

Eine so starke Produktionsnachfrage und intensivierter Handelsaustausch mit den USA erhöhten die Vertragsraten in Richtung Häfen und spiegelten die Erwartungen der Unternehmen hinsichtlich eines weiteren Volumenwachstums wider.

Eine völlig andere Situation herrscht auf der Importseite, wo die Spotraten fallen und der Markt von geringerer kurzfristiger Nachfrage geprägt ist. Dies wird durch das sich verschlechternde wirtschaftliche Klima (der ESI-Stimmungsindex für die gesamte Union lag im Juni bei 94 Punkten) sowie die zunehmende Unsicherheit im Zusammenhang mit US-Zöllen und der wachsenden Wahrscheinlichkeit eines stärkeren Zuflusses billigerer Güter aus China beeinflusst.

All diese Faktoren begrenzen den Nachfragedruck auf Routen von Häfen zu Städten, was zu einem Rückgang der Importraten und erhöhter Volatilität im Transportmarkt führt, der die großen europäischen Seehäfen bedient.

Was in den kommenden Monaten zu erwarten ist?

Der europäische Straßentransportmarkt geht mit einem klaren Schwung in das letzte Quartal des Jahres. Steigende Vertrags- und Spotraten, Erholung des Einzelhandels, insbesondere im Lebensmittelsegment, und wirtschaftliche Erholung in südeuropäischen Ländern schaffen Bedingungen für eine moderate Verbesserung der Situation der Frachtführer.

Gleichzeitig entwickelt sich die Branche weiterhin ungleichmäßig, und der Kostendruck durch steigende Löhne, Versicherungen und Mautgebühren erlaubt es dem Sektor nicht, durchzuatmen. Zudem werden die Marktdynamiken zunehmend von Veränderungen in den globalen Handelsrouten beeinflusst, die das Wachstum der Exportraten unterstützen und die Struktur der europäischen Handelsflüsse verändern.

Im Hinblick auf die kommenden Monate können typische Jahresend-Preisspitzen erwartet werden, insbesondere in Richtung UK und im FMCG-Sektor, in dem das Volumen vor den Feiertagen traditionell seinen Höhepunkt erreicht.

Ein weitaus größere Unbekannte bleibt das Jahr 2026, das eine stärkere Wiederbelebung der europäischen Industrie bringen könnte, insbesondere in Deutschland und Italien, während es gleichzeitig Frachtführer mit einer Serie von Mauterhöhungen in vielen Ländern belastet. Dies führt dazu, dass sich der Straßentransport in einer Phase der heiklen Stabilisierung befindet: geordneter und widerstandsfähiger als vor einem Jahr, aber dennoch anfällig für Nachfrageschwankungen, regulatorische Veränderungen und geopolitische Spannungen.

Wichtige Marktdaten – Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien (3. Quartal 2025)

Land Vertragsraten (Index) Monatsänderung Quartalsänderung Jahresänderung Spotraten (Index) Monatsänderung Änderung seit Juli Jahresänderung Ausgewählte wirtschaftliche Daten
Deutschland 144,2 +0,3 –7,2 –1,1 117,0 –1,5 –12,8 –24,5

– BIP-Prognose 2025: 0,1 % (schwächste in G7)

– 14/1000 Transportunternehmen gingen 2024 in Insolvenz (höchste in der Wirtschaft)

– 39 % der Automobil-Spediteure erwarten Volumenrückgänge

– Stabilität der Vertragsraten resultiert aus Angebotseinschränkungen

Frankreich 123,8 –0,6 –1,1 +2,4 127,2 –1,3 –5,4 –2,7

– Einzel- und Großhandel: -7,6 % YoY

– Rekord-Haushaltseinsparungen

– E-Commerce-Wachstum (11 % Anteil, 30–31 % bei Elektronik)

– Spotmarkt unter Druck durch schwache Nachfrage, möglicher saisonaler Aufschwung

Italien 108,8 –0,2 –6,2 –2,7 107,7 –2,1 –11,9 –8,5

– BIP im 2. Quartal 2025: -0,1 % (erster Rückgang seit 2023)

– Industrieproduktion: -2,7 % YoY

– USA erhöhen Zölle auf Pasta auf 107 % ab dem 1. Januar 2026

– Möbel-Exporte in die USA: -30 %

– Schwache Exportaufträge schwächen Transportnachfrage

Spanien 139,3 +0,9 –0,5 +3,9 156,7 –1,7 +6,1 +16,1

– BIP im 2. Quartal 2025: +0,8 % QoQ (Bestes in Europa)

– FMCG: Lebensmittel +5,5 % QoQ

– Geräte: +13,3 % QoQ

– Industrie-PMI: 54,3 Punkte (höchster Stand seit einem Jahr)

– Starker Konsum- und Produktionsauftrieb erhöht die Spotraten

Eigene Studie basierend auf Transport Intelligence/IRU/Upply

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