Auf der Mosel fahren Binnenschiffer ab sofort abgabenfrei. Die Wasserstraße soll damit für den Gütertransport noch attraktiver werden. (Quelle: Bayernhafen Passau)

Schub für die Wasserstraße: Moselabgaben abgeschafft. Pilotprojekte für Schwertransporte setzen neue Standards

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Mit gleich zwei wichtigen Entwicklungen hat sich die deutsche Binnenschifffahrt in dieser Woche zukunftsweisend positioniert: Zum einen wurde der jahrzehntelang gültige Moselvertrag geändert, die Schifffahrtsabgaben auf der Mosel entfallen ab sofort komplett. Zum anderen meldet das Bundesverkehrsministerium gemeinsam mit dem Land Nordrhein-Westfalen einen erfolgreichen Abschluss des Pilotprojekts zur Etablierung sogenannter Mikrokorridore für Großraum- und Schwertransporte (GST) auf Wasserstraßen.

Seit dem Ausbau der Mosel zur internationalen Großschifffahrtsstraße im Jahr 1964 mussten Binnenschiffer eine Maut entrichten, das ist nun Geschichte. Die Verkehrsminister Deutschlands, Luxemburgs und der französische Botschafter haben am 19. November 2025 in Berlin die Ratifikationsurkunden zur Änderung des Moselvertrags ausgetauscht.

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder betonte:

„Ich freue mich sehr, dass wir ab heute die Moselschifffahrt um jährlich sechs Millionen Euro Schifffahrtsabgaben und die damit zusammenhängende Bürokratie entlasten können.“

Damit ist die Mosel die letzte Wasserstraße in Deutschland, auf der die Nutzung nun ebenfalls abgabenfrei möglich ist. Ein wichtiger Anreiz für mehr Güterverkehr auf dem Wasser – und ein deutliches Signal für die klimafreundliche Logistik.

Luxemburgs Verkehrsministerin Yuriko Backes sieht darin eine klare Weichenstellung für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit:

„Die Abschaffung dieser Abgaben führt zu einer spürbaren finanziellen Entlastung und bietet neue Perspektiven für Investitionen und Attraktivität im Güterverkehr.“

Auch Frankreich lobte die Trinationalität des Abkommens. Der französische Botschafter François Delattre sprach von einem „Erfolgsmodell europäischer Kooperation“, das gerade in Zeiten der Verkehrswende Vorbildcharakter habe.

v.l.n.r.: luxemburgische Ministerin Yuriko Backes, Bundesminister Patrick Schnieder und französischer Botschafter François Delattre

Dortmund als Blaupause: Mikrokorridore für Windkrafttransporte

Parallel zur historischen Vertragsänderung meldete das Bundesministerium für Verkehr (BMV) gemeinsam mit dem Land NRW einen weiteren Meilenstein. Die Pilotphase zur Nutzung der Wasserstraße für Großraum- und Schwertransporte wurde erfolgreich abgeschlossen. Besonders hervorgehoben wurde der erste GST-Mikrokorridor im Hafen Dortmund.

Das Konzept: definierte Streckenabschnitte auf Wasser und Straße, die rechtlich, technisch und logistisch abgestimmt sind und damit Genehmigungsverfahren vereinfachen und beschleunigen.

Christian Hirte, parlamentarischer Staatssekretär im BMV, erklärte:

„Unser Ziel ist klar: Wir wollen die Wasserstraßen für Großraum- und Schwertransporte attraktiver machen, indem wir den bürokratischen Aufwand für unsere Logistiker weiter abbauen.“

NRW-Staatssekretär Viktor Haase verwies auf die Potenziale für den Windenergieausbau:

„Mikrokorridore können die Errichtung von Windparks beschleunigen und unsere Straßen entlasten – ein Gewinn für Betreiber, Häfen und die Klimaziele gleichermaßen.“

Auch die Dortmunder Hafenchefin Bettina Brennenstuhl fand klare Worte:

„Binnenhäfen sind keine Freizeithäfen. Sie sind Industriezentren, die für die Verkehrswende essenziell sind.“

Ein doppelter Impuls für die Logistik der Zukunft

Beide Maßnahmen – die Gebührenfreiheit auf der Mosel und die Einrichtung von Mikrokorridoren zeigen, welchen Stellenwert die Wasserstraße künftig im Güterverkehr spielen soll. Sie steht für Klimaschutz, Versorgungssicherheit und eine Entlastung der überlasteten Straßeninfrastruktur.

Mit Blick auf den vom Bundesverkehrsministerium veröffentlichten Abschlussbericht zum GST-Pilotprojekt, der auf über 60 Seiten Daten, Herausforderungen und Empfehlungen aufzeigt, dürfte klar sein: Die Zukunft des Binnentransports verläuft auf dem Wasser.

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