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Dumpingpreise bedrohen deutsche Transportunternehmen: Branchenverbände schlagen Alarm

Das deutsche Transportgewerbe steht weiterhin unter einem enormen Preisdruck. Der BGL fordert vehement, die Frachtkosten zu senken, denn steigende Frachtraten belasten insbesondere die mittelständischen Transportunternehmen.

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Ein aktuelles Beispiel ist die PKW-Sparte der Mercedes-Benz AG, die ihre Transportdienstleister zu einer Reduktion der Frachtkosten um 10 Prozent auffordert. Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) kritisiert diese Forderung scharf und warnt davor, dass solche Maßnahmen deutsche Anbieter aus dem Markt drängen könnten.

BGL-Vorstandssprecher Dirk Engelhardt spricht aus, was die deutschen Mittelständler denken:

Die Automobilindustrie hat sich noch vor einem Jahr bei der Politik für eine Verdopplung der LKW-Maut stark gemacht und diese auch durchgesetzt. Das hat die Betriebskosten jedes einzelnen LKW um ca. 20.000 Euro pro Jahr verteuert und das bei sowieso nur durchschnittlichen Margen im Straßengüterverkehr von 0,1 bis rund 2 Prozent. Und heute sollen unsere Mittelständler die Kohlen für eine verfehlte Politik der Automobilindustrie aus dem Feuer holen und ruinöse Frachtraten anbieten. Wer hier nicht mitgehen kann, weil anders ein kostendeckender Betrieb nicht möglich ist, verliert wahrscheinlich den Auftrag an osteuropäische Billiganbieter, die ihre Fahrer oft zu Hungerlöhnen weit unter Mindestlohn beschäftigen. Diese Form des Dumping-Wettbewerbs ist einer deutschen Premium-Marke wie Mercedes-Benz unwürdig.“

Profiteure wären vor allem Billiganbieter aus Osteuropa. Der BGL sieht darin nicht nur eine Gefahr für die Existenz vieler Unternehmen, sondern auch für die Qualität und Sicherheit von Transportdienstleistungen.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir ein Gräfenhausen 2.0 erleben, gepaart mit dem Wegfall heimischer mittelständischer Transportunternehmen“, so Engelhardt.

Warnungen der Speditionsbranche

Die Europäische Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure AG (ELVIS) mahnt ebenfalls zur Vorsicht.

Im Marktreport für das dritte Quartal 2024 weist ELVIS auf das schwache Geschäftsklima hin, rät jedoch davon ab, Eigenfuhrparks weiter zu reduzieren. Nur durch Flexibilität könnten Spediteure auf die volatilen Marktbedingungen reagieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten.

Die aktuelle Preissituation ist ein Damoklesschwert für die Speditionen. Ohne eine Anpassung der Preise drohen Insolvenzen – und damit eine weitere Verknappung des Laderaums“, warnte Nikolja Grabowski, Vorstand der Elvis AG ende November 2024.

Nox Germany: Preisanpassungen als Reaktion auf Kostendruck

Der Logistik-Dienstleister Nox Germany passt seine Preise Eigenangaben zufolge ab Januar 2025 an. Demnach erhöhte das Unternehmen die Frachtpreise für seine Kunden um durchschnittlich 7,8 Prozent.

Grund dafür seien gestiegene Personal- und Energiekosten sowie gezielte Investitionen in das Netzwerk, die Cybersicherheit und die Elektrifizierung der Fahrzeugflotten.

Wie alle anderen Logistik-Dienstleister spüren auch wir den Kostendruck bei Personal und Energie und müssen unsere Kunden an den Kostensteigerungen beteiligen, um weiterhin einen hohen Qualitätsstandard bieten zu können“, erklärt Daniel Novak, Group Director Sales, Marketing & Customer Service.

Branchenweite Herausforderungen

Die deutsche Transportwirtschaft steht vor einem Dilemma – einerseits verlangen Auftraggeber niedrigere Preise, andererseits kämpfen Dienstleister mit steigenden Kosten und Investitionsbedarf, etwa in Infrastruktur und Digitalisierung.

Branchenverbände wie der BGL fordern ein Umdenken bei Auftraggebern, um langfristige Schäden an der deutschen Transportbranche und Versorgungssicherheit zu vermeiden.

Die Entwicklungen zeigen, dass die Branche dringend stabile Rahmenbedingungen benötigt, um den Herausforderungen von Dumpingpreisen, steigenden Kosten und internationalen Wettbewerbsverzerrungen standzuhalten.

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