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Hutchison Ports ECT Rotterdam (Symbolbild)

Rotterdam und Hamburg gehören zu den langsamsten Häfen Europas – Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr

Lesezeit 5 Min.

Europas führende Containerhäfen geraten zunehmend ins Hintertreffen. Neue Daten zeigen: Rotterdam, Hamburg und Felixstowe zählen zu den ineffizientesten Terminals weltweit – während kleinere regionale Knotenpunkte deutlich aufholen. Diese Entwicklung bedroht die Handelskompetenz des Kontinents.

Dieser Text wurde vollständig von einem Redakteur verfasst – basierend auf fachlichem Wissen, journalistischer Erfahrung und sorgfältiger Recherche. Künstliche Intelligenz kam dabei nicht zum Einsatz.

Die Weltbank und S&P Global Market Intelligence haben die fünfte Ausgabe des Container Port Performance Index (CPPI) veröffentlicht, der die Jahre 2020 bis 2024 abdeckt. Der Index bewertet die Leistung von Häfen auf Basis der durchschnittlichen Verweildauer von Containerschiffen und liefert eine klare Momentaufnahme zur Belastbarkeit europäischer Maritimgateways im Vergleich zu globalen Wettbewerbern.

CPPI als Maßstab für Effizienz

Der CPPI kombiniert Verwaltungsdaten von Reedereien mit statistischen Modellen, um eine standardisierte Punktzahl zu ermitteln. Ein hoher Score steht für kurze Liegezeiten und hohe Effizienz. Seit seiner Einführung 2021 gilt der Index als wichtiger Referenzwert für politische Entscheidungsträger, Reedereien und Hafenbetreiber, die ihre Logistikkosten senken, Planbarkeit verbessern und Emissionen reduzieren wollen.

Der aktuelle Fünfjahreszeitraum spiegelt massive Turbulenzen in globalen Lieferketten wider. Nach pandemiebedingten Engpässen in 2021 und 2022 folgte eine langsame Erholung 2023 – die jedoch 2024 durch neue Krisen unterbrochen wurde: Geopolitische Unsicherheiten im Roten Meer zwangen Reedereien zu Umleitungen um das Kap der Guten Hoffnung, während Niedrigwasser den Transit durch den Panamakanal einschränkte. Die Folge: gestörte Fahrpläne, steigende Hafenüberlastung.

Europa bleibt stabil – aber ohne Fortschritt

Laut Bericht blieb die Gesamtleistung europäischer Häfen 2024 weitgehend konstant – ebenso wie in Nordamerika. Im Gegensatz dazu erzielten Regionen wie Südasien und Ostasien signifikante Effizienzsteigerungen.

Vor allem Mittelmeerhäfen litten unter den Auswirkungen der Umleitungen im Roten Meer-Korridor, während Nordseehäfen mit unzuverlässigen Fahrplänen und Engpässen im Hinterlandverkehr zu kämpfen hatten.

Besteuropäische Performer

Spaniens Hafen Algeciras führt erneut das europäische Ranking an und erreichte weltweit Platz 20 mit einem CPPI von 109,0 – begünstigt durch seine Rolle als wichtiger Umschlagpunkt an globalen Handelsrouten. Gdańsk in Polen stieg auf Rang 47 (61,7) und Gioia Tauro in Italien belegt Platz 49 (60,0). Weitere europäische Häfen in den Top 100 sind Sines (79., 42,0) und Piräus (82., 40,0).

Abbildung 1: Algeciras, Gdańsk und Gioia Tauro führten Europas Rangliste im CPPI 2024 an, während Sines und Piräus ebenfalls zu den globalen Top 100 gehörten.

Dynamik bei Erholungshäfen

Einige Häfen verzeichneten beeindruckende Verbesserungen: Triest steigerte seinen Score um +118 Punkte, Gdańsk um +85 und Le Havre um +72. Auch Koper in Slowenien legte deutlich zu (+51). Diese Zahlen belegen die Wirkung gezielter Investitionen in Digitalisierung, Produktivitätssteigerung und Hinterlandanbindung.

Auch die Türkei zeigte Dynamik: Mersin (+227) und İskenderun (+134) rückten durch ihre geostrategische Lage im östlichen Mittelmeer in den Fokus.

Abbildung 2: Triest, Gdańsk und Le Havre verzeichneten in 2024 die stärksten Erholungen, wobei auch die türkischen Häfen Mersin und İskenderun erhebliche Gewinne zeigten.

Europas Mega-Häfen schwächeln

Ganz anders das Bild bei Europas größten Gateways: Rotterdam liegt auf Rang 197 mit einem CPPI von nur 4 Punkten – laut CPPI-Daten verbringen Schiffe dort rund 65 % ihrer Zeit am Liegeplatz. Antwerpen-Brügge landet auf Rang 123 (19), Hamburg gar auf Platz 295 (-13) und Felixstowe auf Platz 336 (-33). Auch Valencia fiel auf Rang 308 (-18).

Die Ergebnisse zeigen: Importlastige Häfen mit komplexer Infrastruktur und begrenzten Flächen kämpfen zunehmend mit Ineffizienzen – im Gegensatz zu exportorientierten oder spezialisierten Umschlaghäfen.

Abbildung 3: Europas größte Häfen – Rotterdam, Antwerpen, Hamburg, Valencia und Felixstowe – rangierten alle in der unteren Hälfte des CPPI 2024.

Langfristige Trends: Resilienz statt Fortschritt

Betrachtet man den gesamten Zeitraum 2020–2024, stechen einige europäische Häfen durch anhaltende Verbesserungen hervor. Göteborg in Schweden erhöhte seinen Score um +71 Punkte, Marseille um +59, Nantes–Saint-Nazaire um +27 und Aarhus um +26. Diese Gewinne deuten auf langfristige Fortschritte in der betrieblichen Effizienz trotz jüngster Störungen hin.

Für Europa malt der CPPI ein Bild von Resilienz statt Aufschwung. Die Häfen vermieden den starken Leistungsabfall während der Pandemie, aber sie haben noch nicht die Effizienzgewinne anderer Regionen erzielt. Die Stabilität verdeckt drastische Unterschiede zwischen leistungsstarken Umschlagspunkten und überlasteten Eintrittshäfen.

Die Ergebnisse deuten auf zwei klare Schlussfolgerungen hin. Erstens, europäische Häfen, die frühzeitig in Automatisierung, digitale Systeme und optimierten Zugang zum Hinterland investiert haben, profitieren von kürzeren Umschlagzeiten. Zweitens, die größten Gateways des Kontinents stehen weiter vor strukturellen Einschränkungen, die sie anfällig machen, wenn globale Versandmuster gestört werden.

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