Daimler Truck, die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) und der japanische Industriekonzern Kawasaki Heavy Industries haben am 22. Oktober 2025 eine Absichtserklärung unterzeichnet. Ziel: Aufbau einer leistungsfähigen, internationalen Lieferkette für tiefkalten, verflüssigten Wasserstoff – mit Hamburg als zentralem Importknoten für Europa.
„Europa wird bei grüner Energie auch zukünftig auf Importe angewiesen sein – hier wird Wasserstoff eine Schlüsselrolle spielen“, erklärte Dr. Andreas Gorbach, Technologievorstand bei Daimler Truck.
Der Hamburger Hafen soll dabei nicht nur Umschlagplatz sein, sondern zum Herzstück einer neuen Energieinfrastruktur avancieren.

Vertragsunterzeichnung strategische Partnerschaft zum Aufbau einer Lieferkette für Flüssigwasserstoff in Europa – v.l.n.r: Dr. Manfred Schuckert (Daimler Truck AG), Annette Walter (Hamburger Hafen und Logistik AG), Kei Nomura (Kawasaki Heavy Industries, Ltd.) / Foto: HHLA
Flüssig statt Pipeline: Flexibilität als Vorteil
Im Fokus steht flüssiger Wasserstoff (LH2), der unabhängig von Pipeline-Infrastruktur transportiert werden kann. Laut Annette Walter, Finanzvorständin der HHLA, sei dies besonders vorteilhaft für Mobilität, Logistik und Luftfahrt sowie für kleine und mittelständische Unternehmen.
„Unser Ziel ist es, die Industrie über unser europäisches Logistiknetzwerk zuverlässig mit Wasserstoff zu versorgen“, betonte Walter.
Logistik trifft Technologie
Die drei Partner bringen unterschiedliche Kernkompetenzen in die Allianz ein:
- HHLA: europäisches Logistiknetzwerk mit Seehafen-Terminals in Hamburg, Tallinn, Triest und Odessa – ideal für Verteilung ins europäische Hinterland.
- Daimler Truck: setzt auf eine Doppelstrategie mit batterieelektrischen und wasserstoffbetriebenen LKW. Der GenH2 Truck bewies 2023 seine Reichweite mit einer Fahrt über 1.047 km mit nur einer Tankfüllung.
- Kawasaki Heavy Industries: weltweit führend bei Technologie für Transport, Lagerung und Betankung von Flüssigwasserstoff – inklusive Entwicklung von Spezialschiffen mit bis zu 160.000 m³ Kapazität.
„Wir arbeiten seit Langem daran, die technologische Grundlage dafür zu schaffen“, so Kei Nomura von Kawasaki.
Man wolle das Know-how in die europäische Versorgungskette einbringen und globale Partnerschaften weiter ausbauen.
Vision mit konkretem Zeitplan
Die Partner planen in den kommenden Monaten, die logistischen Anforderungen für Umschlag, Lagerung und Transport per LKW und Bahn zu analysieren. Ziel ist es, gemeinsam mit weiteren Akteuren ein vollständiges Konsortium entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette zu schaffen – von der Produktion bis zum Endverbraucher.
Bereits ab Ende 2026 will Daimler Truck eine Kleinserie von 100 wasserstoffbetriebenen Sattelzugmaschinen produzieren. Die industrielle Serienfertigung für den europäischen Markt ist ab Anfang der 2030er Jahre geplant.
Eine Chance für die Branche
Für die Transport- und Logistikbranche in Deutschland eröffnet das Projekt neue Geschäftsfelder – nicht nur im Güterumschlag, sondern auch bei der Entwicklung und Nutzung emissionsfreier Antriebstechnologien. Sollte Hamburg tatsächlich zur zentralen Wasserstoffdrehscheibe Europas werden, wäre das ein Meilenstein für die Energiewende – und ein Wettbewerbsvorteil für alle Beteiligten in der Logistik.