Quelle: AdobeStock/IndiaPix

Immer mehr Exotik auf dem Arbeitsmarkt. Europäische Transportunternehmen suchen nach LKW-Fahrern in Sri Lanka und Marokko

Um das Problem des Fahrermangels zu beheben, beschloss Manvesta, ein großes Transportunternehmen aus Litauen, nach Mitarbeitern in Asien zu suchen. Die spanische Regierung will wiederum Arbeitgebern ermöglichen, Berufskraftfahrer aus Marokko zu beschäftigen.

Lesezeit 4 Min.

Manvesta, einer der größeren Akteure auf dem litauischen Transportmarkt, hat mit der Suche nach Personal in Sri Lanka begonnen. Das Unternehmen hat vor, 250 Lkw-Fahrer einzustellen. Um sie zu gewinnen, wird ihnen ein monatliches Gehalt von 2550 € und eine Reihe von Benefits angeboten, darunter eine Unterkunft, flexible Arbeitszeiten, ein Versicherungspaket und ein “Mentorenprogramm”, d. h. eine zusätzliche Ausbildung für Fahrer mit wenig Erfahrung.

Die Wahl des Rekrutierungslandes ist kein Zufall, weil Sri Lanka aufgrund der Pandemie eine der schlimmsten Wirtschaftskrisen seiner Geschichte erlebt. Manvesta beauftragte die Personalvermittlungsagentur Fortuna, die sich unter anderem auf die Personalbeschaffung für die Transportbranche spezialisiert hat.

Das Unternehmen sucht Trucker, die bereits Erfahrung im internationalen Transport haben, fließend Englisch sprechen, unter 45 Jahre alt sind und über einen CE-Führerschein verfügen.

Manvesta stellt keine Ausnahme unter litauischen Transportunternehmen dar. Ein weiteres Beispiel könnte der Frachtführer cagoGo sein, der angesichts des Personalmangels mit der Einstellung von Mitarbeitern in Indien begonnen hat. Darüber hinaus schlossen Mitte Dezember die Vertreter von Linava, dem litauischen Verband der Transportunternehmen, und Aircuz, einer Transportorganisation aus Usbekistan mit dem Verkehrsministerium eine Vereinbarung, die darauf abzielt, die Zusammenarbeit im Transportsektor zu fördern, Erfahrungen im Bereich der Digitalisierung und Plattformisierung auszutauschen sowie das Problem des Lkw-Fahrermangels zu beheben. Im Rahmen dieser Kooperation soll auch an Lösungen gearbeitet werden,
die die Beschäftigung usbekischer Lkw-Fahrer in Litauen erleichtern werden.

Spanien will nach Arbeitskräften in Marokko suchen

Spanien wiederum konzentriert sich auf Afrika. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge werde die spanische Regierung versuchen, das Problem des Fahrermangels durch die Ausbildung und Einstellung von Lkw-Fahrern aus Marokko zu entschärfen.

Nach Angaben von Reuters werden die Spanier im Rahmen eines Pilotprojekts Marokkaner ins Land holen, was durch die neuen Einwanderungsgesetze möglich sein wird. “Diese ermöglichen eine flexiblere Einstellung von Ausländern”, so die Nachrichtenagentur.

Von dem Programm könnten Lkw- und Busfahrer profitieren, die in Marokko geschult werden sollten, bevor sie ihre Arbeit in Spanien aufnehmen werden. Auf die erfolgreichen Mitarbeiter warten Verträge mit einer Laufzeit von mindestens 12 Monaten.

Die Initiative der spanischen Regierung gehört zu einem fortschreitenden Trend zur Einstellung von Berufskraftfahrern aus Nicht-EU-Ländern. Bisher handelte es sich vor allem um Mitarbeiter aus der Ukraine und Weißrussland. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat jedoch den Zugang zu Arbeitskräften aus diesen Staaten eingeschränkt. Dies hat Transportunternehmen aus vielen EU-Ländern dazu veranlasst, nach Berufskraftfahrern in Kasachstan, Usbekistan, Indien und den Philippinen zu suchen.

Madrid bietet Subventionen an

Die Spanier ergreifen entsprechende Maßnahmen, um den Arbeitskräftemangel in der Transportbranche auch auf lokaler Ebene zu lindern. Die Autonome Gemeinschaft Madrid hat kürzlich Subventionen für die Ausbildung von Lkw-Fahrern angekündigt. Angeboten werden Schecks in Höhe 600 €.

Das Ziel des Pilotprojektes besteht darin, den Erwerb von Führerscheinen der Klassen C (Lastkraftwagen), D (Bus) und C+E (Kraftfahrzeug mit Anhänger) sowohl arbeitslosen als auch bereits berufstätigen Interessenten zu erleichtern. Wer an dem Programm teilnehmen möchte, muss im Besitz eines Führerscheins der Klasse B sein, um einen Zuschuss für den Erwerb der Führerscheine der Klasse C und D zu erhalten, oder über einen Führerschein der Klasse C verfügen, um von einer Subvention für die C+E-Ausbildung profitieren zu können. Ein und derselbe Antragsteller kann sich für eine Ausbildung für maximal zwei verschiedene Genehmigungen entscheiden, für die er zwei Schecks erhält, so das spanische Transportsportal rutedeltransporte.com. Die Gemeinschaft möchte 2857 solcher Gutscheine verteilen.

Magazin zum Thema Fachkräftemangel

Tags