Bremerhaven steht vor einem historischen Modernisierungsschub: Laut Beschluss des Haushaltsausschusses des Bundestags vom 14. November 2025 sollen in den kommenden Jahren rund 1,35 Milliarden Euro in die Infra- und Suprastruktur des Hafens investiert werden. Die Mittel stammen aus dem Verteidigungshaushalt des Bundes und sollen vor allem dazu dienen, Bremerhaven zu einem “maritimen Logistik-Hub” mit militärischer Einsatzfähigkeit auszubauen.
Die Stadt selbst bezeichnet die Investition als “die mit Abstand höchste Förderung, die der Bund jemals für ein Projekt im Land Bremen bereitgestellt hat”, heißt es aus der Senatskanzlei.
Doppelfunktion: zivil und militärisch nutzbar
Vonseiten der Hafeninfrastrukturgesellschaft bremenports heißt es, dass das Geld in umfangreiche Baumaßnahmen fließt. Dazu gehören Arbeiten an der drei Kilometer langen Containerkaje, der Ersatz der Drehbrücke, der Umbau des Speckenbütteler Bahnhofs sowie die Verbesserung der Verkehrsanbindung.
Auch Digitalisierung, Energieinfrastruktur und die Modernisierung von Hafenanlagen sind Teil des Plans. Robert Howe, Geschäftsführer von bremenports, spricht von einer “Double-Use-Funktion” – zivil nutzbar, aber für den Ernstfall verteidigungsrelevant.
„Wir alle wünschen uns, dass diese militärischen Funktionen nie zum Einsatz kommen. Aber die geplanten Baumaßnahmen sind ein enormer Gewinn für die generelle Zukunftsfähigkeit der Häfen“, so Howe.
Strategische Rolle Bremerhavens
Die Standortwahl ist kein Zufall: Bremerhaven hat sich in der Vergangenheit als Drehscheibe für NATO-Transporte bewährt. Der Hafen verfügt über seetiefes Wasser an der Stromkaje und ist damit unabhängiger von tidebedingten Einschränkungen als Hamburg.
Hinzu kommt, dass Hamburg seit 2023 eine umstrittene Minderheitsbeteiligung der chinesischen Reederei Cosco an einem Terminal aufweist – ein Aspekt, der sicherheitspolitisch zunehmend kritisch bewertet wird.
Kritik an fehlenden Investitionen in Hamburg
Die Entscheidung zugunsten Bremerhavens hat jedoch auch Fragen aufgeworfen. Warum wird Deutschlands größter Seehafen, Hamburg, nicht einbezogen? Laut Zentralverband der deutschen Seehäfen (ZDS) sei die Investition zwar zu begrüßen, reiche aber nicht aus. Der Verband fordert insgesamt drei Milliarden Euro für die Modernisierung aller relevanten Hafenstandorte in Nord- und Ostsee. Nur so lasse sich Deutschlands Verteidigungs- und Versorgungssicherheit umfassend gewährleisten.
Auch wirtschaftlich wird die Investition als richtungsweisend bewertet. Laut IHK Bremen handelt es sich um einen “entscheidenden Impuls, um unsere Wettbewerbsfähigkeit und die strategische Leistungsfähigkeit Bremerhavens weiter zu stärken”.
Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) erwartet durch die verbesserte Infrastruktur auch positive Effekte für die private Hafenwirtschaft.
“Der Hafen ist der größte Arbeitsplatz der Stadt”, so Grantz.









