Der Eurogate Container Terminal Wilhelmshaven (CTW) war in den letzten sechs Monaten Schauplatz eines vielbeachteten Pilotprojekts zur Zukunft der automatisierten Hafenlogistik. Gemeinsam mit dem autonomen Fahrtechnologieanbieter Embotech, dem Terminalfahrzeughersteller MAFI und der ICT Group hat Eurogate erfolgreich ein System getestet, das autonome Terminal-Trucks (ATT) sicher und zuverlässig im Live-Betrieb einsetzt. Das Ergebnis: 18 praxisrelevante Anwendungsszenarien wurden erfolgreich bewältigt und damit der Beweis erbracht, dass fahrerlose Fahrzeuglogistik im Hafen nicht länger Science-Fiction ist.
Vom Proof-of-Concept zum realen Hafenbetrieb
Das Testprogramm umfasste zentrale Herausforderungen im Containerumschlag, darunter:
- Einsatz im gemischten Verkehr bei jeder Wetterlage
- Exakte Containerpositionierung unter Brückenkränen
- Rückwärtsfahren mit Zentimetergenauigkeit
- Navigation in GPS-losen Bereichen
- Integration in bestehende Terminal-IT
Besonders beeindruckend: Die autonome Traktorlösung von Embotech plant ihre Routen nicht statisch, sondern nutzt Echtzeit-Trajektorienplanung. Dadurch können auch unvorhersehbare Situationen souverän gemeistert werden.
„Das System funktioniert fahrzeugunabhängig und lässt sich flexibel auf unterschiedliche LKW-Plattformen übertragen“, erklärt Niklas Thomas, Business Development Director bei Embotech.
Rotterdam macht’s größer 30 autonome Trucks ab 2027
Während Eurogate den funktionalen Beweis liefert, arbeiten andere Häfen bereits am nächsten Skalierungsschritt. APM Terminals Maasvlakte II im Rotterdamer Hafen wird ab 2027 eine Flotte von 30 autonomen, elektrisch betriebenen Terminal-Trucks einsetzen. In Kooperation mit Embotech und dem Spezialfahrzeughersteller Terberg entsteht so das europaweit erste vollautomatisierte Großterminal mit gemischtem Verkehr und autonomen LKW im Regelbetrieb.
Das System basiert auf Embotechs „Level 4 AV Kit“, das Hindernisse erkennt, präzise navigiert und eine Lokalisierungsgenauigkeit von unter fünf Zentimetern erreicht. CEO Harold Kunst spricht von einem „neuen Standard für Sicherheit und Effizienz im Hafenbetrieb“.
Vernetzt, skalierbar, elektrifiziert. Europas Weg zur smarten Terminallogistik
Der Trend zur Automatisierung beschränkt sich nicht auf Einzelprojekte. Auch in anderen Teilen Europas, etwa beim Projekt ANITA in Ulm, wurden autonome LKW bereits im intermodalen Kombi-Verkehr getestet. Die Ergebnisse zeigten bis zu 40 Prozent Effizienzgewinn im Güterumschlag.
Eurogates erfolgreicher Pilotversuch reiht sich somit in eine wachsende Zahl europäischer Innovationsvorhaben ein, die Terminallogistik durch Digitalisierung, Elektrifizierung und Automatisierung revolutionieren wollen.
Herausforderungen bleiben, doch der Weg ist bereitet
Trotz aller Erfolge stehen Terminalbetreiber und Technologiepartner vor strukturellen Herausforderungen:
- Kompatibilität mit IT-Systemen: Schnittstellen zu TOS (Terminal Operating Systems) und Flottenmanagement müssen zuverlässig funktionieren.
- Infrastrukturaufbau: Elektrische autonome Fahrzeuge erfordern Ladeinfrastruktur und angepasste Verkehrsflächen.
- Regulatorische Klarheit: Sicherheitsstandards und Zulassungen für autonome Anwendungen im Mischbetrieb müssen definiert und harmonisiert werden.









