Die Spediteure protestieren und der litauische Fuhrunternehmerverband fordert den Präsidenten auf, sein Veto gegen ein Gesetz einzulegen, das die Auszahlung von Löhnen in bar verbietet.
Bei der Entlohnung von Lkw-Fahrern innerhalb der Europäischen Union gibt es weiterhin extreme Differenzen. Das kommt daher, dass Spediteure Schwarzgeld bzw. Steuerhinterziehung betreiben. Eine litauische Art des Sozialdumpings ist Löhne in bar zu zahlen, denn es werden andere Beträge ausgezahlt, als die tatsächlich vertraglich vereinbarten. Zur leichteren Kontrolle müssen die Zahlungen nun per Banküberweisung erfolgen. Die Spediteure sind empört.
Am Dienstag verabschiedete das litauische Parlament das Gesetz mit 82 Stimmen dafür und nur 6 Stimmen dagegen (24 Abgeordnete enthielten sich). Wenn der Präsident das Dokument unterschreibt, werden Arbeitgeber ab dem 1. Januar 2022 keine Löhne mehr in bar auszahlen können.
Arturas Telmentas, ein Vertreter des Spediteurverbands Linava, sagt, dass viele Fahrer es bevorzugen, eine Barauszahlung zu erhalten, da sie so zum Beispiel die Suche nach Geldautomaten entlang der Strecke vermeiden können. Telmentas fügte hinzu, dass der Transportsektor die vom Parlament vorgeschlagene Änderung im Allgemeinen befürworte, dass sie aber „schrittweise, in Vorbereitung und nach Rücksprache mit dem Unternehmenssektor, unter Berücksichtigung von Kompromissen und nicht in Eile” eingeführt werden sollen.
Befürworter des Gesetzesvorhabens der Regierung verweisen jedoch auf die Ergebnisse einer Umfrage unter Fahrern. Diese zeigt, dass bis zu 90 Prozent der Befragten lieber eine Überweisung erhalten wollen.
Schattenseiten der Barauszahlung
Kürzlich veröffentlichte der litauische Fernsehsender Laisves TV ein Material, das das Ausmaß der Unregelmäßigkeiten bei der Beschäftigung von Nicht-EU-Bürgern durch litauische Spediteure aufdeckt. Zu den vielen Vorwürfen gegen die Arbeitgeber gehörte die Verwendung von Barauszahlungen, um die Besteuerung zu umgehen oder die den Fahrern zustehenden Löhne erheblich zu reduzieren.
Die im Video erwähnten Spediteure bestreiten die Vorwürfe. Nichtsdestotrotz fand das Video in Litauen großen Anklang und könnte die Abgeordneten dazu veranlasst haben, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Foto: Linava