Foto: BALM / BALM-Kontrolle eines LKW auf einem Rastplatz (Archivbild)

Kontrolle endet mit 30.000 Euro Bußgeld. BALM kassiert erneut kräftig

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Auf dem Autohof „Aurea“ an der A2 decken Autobahnpolizei und BALM eine hoch professionelle Tachomanipulation in einem fast neuen LKW auf. Ein versteckter Schalter sollte dem Kontrollgerät „Ruhezeit“ vortäuschen, während der Fahrer weiterfuhr. Die Polizei warnt vor massiven Risiken für Verkehrssicherheit und Assistenzsysteme.

Die Autobahnpolizei Bielefeld meldet einen besonders schweren Fall von Tachomanipulation auf der A2. Am vergangenen Mittwoch stoppten Beamte des Verkehrsdienstes gemeinsam mit dem BALM (Außenstelle Münster) einen 34-jährigen LKW-Fahrer aus der Türkei auf dem Autohof „Aurea“ bei Rheda-Wiedenbrück.

Bereits bei der ersten Prüfung stellten die Einsatzkräfte Unregelmäßigkeiten bei den Lenk- und Ruhezeiten fest. Laut Polizei zeigten Messungen der Stromaufnahme Hinweise darauf, „dass das Kontrollgerät nicht mehr im Originalzustand wie vom Hersteller vorgesehen war“. Besonders brisant: Die Erstzulassung des LKW lag weniger als zwei Wochen zurück.

Der versteckte Schalter, ein manueller Eingriff in die Aufzeichnung

Nach dem Ausbau des Kontrollgeräts bestätigte eine Fachwerkstatt in Beckum die Manipulation. Bei einer intensiven Durchsuchung des Fahrerhauses stießen die Ermittler auf die eigentliche Technik:

  • ein versteckter Kippschalter,
  • ein passender Kabelstrang,
  • angeschlossen direkt bis zum Kontrollgerät / Armaturenträger.

Eine anschließende Probefahrt zeigte die Funktionsweise deutlich: Durch Betätigung des Schalters konnte der Fahrer während der Fahrt auf „Ruhezeit“ umschalten. In der Folge fielen die Geschwindigkeitsaufzeichnungen im Gerät auf 0 km/h zurück.

Damit konnte der Fahrer fahren, ohne dass das Kontrollgerät die Bewegung registrierte – eine vorsätzliche Umgehung der Lenk- und Ruhezeiten.

Polizei: „Dauerhafte Übermüdung und Verkehrsgefährdung werden wissentlich herbeigeführt“

Nach Angaben der Polizei hätte die Manipulation weit gravierendere Folgen als die reine Umgehung der Sozialvorschriften:

„Eine dauerhafte Übermüdung des Fahrers und eine dementsprechende Verkehrsgefährdung wird damit wissentlich und vorsätzlich herbeigeführt“, heißt es in der Mitteilung.

Besonders gefährlich sei zudem, dass durch den Eingriff sämtliche Assistenzsysteme deaktiviert werden:

  • Abstandsregeltempomat,
  • ABS,
  • ESP,
  • weitere sicherheitsrelevante Systeme.

Dem Fahrzeug werde technisch suggeriert, es stehe still, mit potenziell fatalen Konsequenzen. Die Polizei spricht von einer „sehr gefährlichen Konstellation“, in der schwere Unfälle „vorprogrammiert“ seien.

Halterfirma bereits im Juli auffällig, nun 30.000 Euro Bußgeld

Der Fahrer sowie die verantwortliche türkische Spedition stritten alle Vorwürfe ab. Dennoch: Laut Polizei war das Unternehmen bereits im Juli mit der gleichen Manipulation aufgefallen.

Nach Rücksprache mit der Bußgeldstelle des BALM Bremen wurde nun ein Bußgeld in Höhe von 30.000 Euro festgesetzt. Die geforderte Sicherheitsleistung zahlte die Firma an den Folgetagen in zwei Raten.

Die Weiterfahrt wurde untersagt, bis der LKW vollständig repariert ist. Alle manipulierten Bauteile wurden zu Beweiszwecken sichergestellt.

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