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Quelle: DreferComm, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Litauen: Lkw-Fahrer aus Drittstaaten bitten „jeden Tag“ um Hilfe bei ausstehenden Löhnen

Der litauische Frachtführerverband LVPS setzt sich weiterhin mit dem Problem der Ausbeutung von Lkw-Fahrern aus Drittstaaten innerhalb der dortigen Transportbranche auseinander. Nach Angaben des Vereins werden seine Vertreter „jeden Tag“ gebeten, bei Fällen der unbezahlten Löhne zu helfen. Eine der Anfragen enthüllt die Geschichte eines Transportunternehmens, der versucht hat, seinen Fahrer zu betrügen, indem er Geld für Schulungen abzog, die er nie absolviert hatte.

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Der Transportsektor leidet stark darunter, dass die Ukrainer gegangen sind, um ihr Heimatland zu verteidigen, und dass es niemanden mehr gibt, der arbeiten kann. Ja, es fehlt an Fahrern, aber tut die Branche überhaupt etwas, um die vorhandenen Mitarbeiter zu halten? Nein!”, hieß es in einer kompromisslosen Mitteilung, die am Mittwoch auf der Facebook-Seite des litauischen Transportverbandes (Lietuvos vežėjų profesinė sąjunga, LVPS) veröffenticht wurde.

Die Organisation fügte hinzu, sie erhalte „jeden Tag“ Anfragen von Fahrern bezüglich der unbezahlten Gehälter.

Der Verband erklärte dann auch den Verfahrensablauf, bevor eines seiner Mitglieder das ihm zustehende Geld vor Gericht erhalten konnte.

Nach Angaben von LVPS handelte es sich bei einem der gemeldeten Fälle um einen Fahrer, dessen Arbeitgeber Dokumente vorgelegt hatte, die eine Rechnung in Höhe von ca. 590,00 EUR vom Schulungszentrum des litauischen Transportverbandes Linava enthielten. So ein Betrag wurde auch von dem Lohn des Truckers abgezogen.

Als der Verband den Fahrer nach den Rechnungen und der Schulung fragte, sagten er und fünf weitere Kollegen, sie hätten keinerlei Schulung absolviert – weder persönlich noch online. LVPS wandte sich daraufhin an einen Journalisten der Delfi-Website, der den Fall weiter untersuchte, indem er das litauische Ministerium für Bildung und Wissenschaft, Mitarbeiter des Unternehmens und das Linava-Schulungszentrum interviewte.

Linava gab an, keine derartigen Rechnungen ausgestellt zu haben, während der Arbeitgeber des Fahrers zu dem Fall keine Stellungnahme abgeben wollte. Laut LVPS weigerte sich auch die litauische Kommission für Arbeitsstreitigkeiten, zu prüfen, ob die Unterlagen gefälscht waren oder nicht.

LVPS gab jedoch nicht auf und brachte den Fall vor Gericht, wo alle Zeugen geladen wurden. Dem Gericht wurde die oben genannte Rechnung vorgelegt, und erst dann räumte der Frachtführer ein, dass dies „ein Irrtum“ war. Das dem Fahrer geschuldete Geld wurde sofort auf sein Konto überwiesen.

Obwohl der Verband letztendlich den Fall gewann, äußerte er seine tiefe Besorgnis darüber, dass die Angelegenheit aufgrund der Untätigkeit der Regierungsbehörden des Landes vor Gericht gebracht werden musste. Darüber hinaus betonte LVPS, dass das Transportunternehmen nicht bestraft wurde, obwohl es zugegeben hatte, dass seine Rechnungen gefälscht wurden.

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