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LKW-Brände: MAN reagiert auf Risiken bei Diesel-Motoren. Ölwechsel kürzer, Lagertausch ausgeweitet

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Nach einer Reihe von LKW-Bränden und einer laufenden KBA-Überprüfung weitet MAN seine Serviceprogramme für ältere D26-Euro-6c-Motoren deutlich aus. Der Hersteller reagiert damit auf Motorprobleme, die unter bestimmten Bedingungen zu Schäden, in seltenen Fällen auch zu Bränden – führen können. Für viele Betreiber bedeutet das: erneut in die Werkstatt.

MAN Truck & Bus setzt seine bereits laufenden Service- und Prüfmaßnahmen für Fahrzeuge mit D26-Euro-6c-Motoren (Baujahre 11/2016 bis 8/2019) fort und weitet sie ab Mitte November deutlich aus. Das teilte das Unternehmen in einer aktuellen Pressemeldung mit. Laut MAN sind rund 90 Prozent der bisherigen Aktionen abgeschlossen, die Maßnahmen hätten sich als „effektiv zur Vorbeugung von Motorschäden“ erwiesen.

Betroffen sind Motoren der Typen D2676LF51–53 sowie D2676LOH35–37, die in MAN-LKW und -Bussen dieser Generation verbaut sind.

Ölwechselintervalle werden pauschal gekürzt

Eine zentrale Änderung betrifft alle Fahrzeuge dieser Motorgeneration: MAN verkürzt die empfohlenen Ölwechselintervalle um 25 Prozent. Wie das Unternehmen erklärt, dient die Anpassung dazu, die „Einsatzrobustheit bei zunehmender Laufleistung weiter zu erhöhen“, heißt es in der Mitteilung.

Laut MAN kann überaltertes oder verschmutztes Motoröl Schäden an Ölfilterbauteilen und Motorhauptlagern begünstigen – und im schlimmsten Fall zu Motorschäden und selten auch zu Bränden führen.

Bis zu 25 Prozent der Flotte: vorsorglicher Lagertausch

Zusätzlich plant MAN einen vorsorglichen Austausch der unteren Motor-Hauptlager – allerdings nicht für alle Fahrzeuge, sondern für jene mit erhöhtem Risiko. Betroffen seien:

  • Fahrzeuge, bei denen ein Lagertausch bereits empfohlen, aber vom Halter abgelehnt wurde.
  • Fahrzeuge, deren Einsatzprofil oder Wartungshistorie eine erhöhte Beanspruchung zeigt.
  • Fahrzeuge, bei denen „umfangreiche Erkenntnisse aus der Feldbeobachtung“ auf ein steigendes Ausfallrisiko schließen lassen.

MAN geht davon aus, dass bis zu 25 Prozent der betroffenen Euro-6c-Motoren diese Maßnahme benötigen könnten. Halter werden ab Mitte November individuell angeschrieben.

Der Hersteller betont, dass interne Analysen die hohe Wirksamkeit dieser Maßnahme belegen. Rund 10.000 LKW hätten im Rahmen der bisherigen Kampagnen bereits neue Hauptlager erhalten.

Brandrisiko laut MAN weiterhin gering, aber nicht Null

Wie MAN erklärt, könne es bei Fahrzeugdefekten „eine Vielzahl von Ursachen“ geben – etwa überhitzte Bremsen, Tuning-Einbauten oder elektrische Defekte. In Europa seien insgesamt rund 880.000 MAN-Fahrzeuge unterwegs, davon 120.000 LKW und über 5.000 Busse mit den betroffenen Euro-6c-Motoren der Baujahre 2016–2019.

Für diese Motoren dokumentiert MAN 263 Brandfälle weltweit innerhalb von neun Jahren. Laut Hersteller entspricht das einem Anteil von 0,2 Prozent der Fahrzeuge.
Bei den meisten Fällen seien „Wartungsintervalle deutlich überschritten oder Vorreparaturen nicht nach Herstellervorgaben erfolgt“, heißt es.

Wiederkehrende Brände rückten MAN bereits 2024 in den Fokus

Die neuen Maßnahmen stehen im Kontext einer seit Jahren anhaltenden Problematik: Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hatte 2024 eine Rückrufaktion als „ernstes Risiko“ eingestuft. Auslöser waren Motorschäden der D26-Euro-6c-Reihe, die unter bestimmten Wartungsbedingungen zu Bränden führen können.

Nach Recherchen des NDR brannten allein auf dem Autobahnabschnitt der A7 zwischen Göttingen und dem Kirchheimer Dreieck von Januar 2023 bis August 2025 33 LKW, darunter in 27 Fällen MAN-Modelle.

Unternehmer klagten damals über wirtschaftliche Schäden, Fahrer berichteten von gefährlichen Situationen, Einsatzkräfte von risikoreichen Einsätzen.

 

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