Der europäische Nutzfahrzeugmarkt bleibt angespannt. Während MAN und Scania im laufenden Jahr steigende Bestellungen und teils stabile Absatzzahlen melden, belasten Investitionen, Marktverlangsamung und regionale Nachfrageeinbrüche die Profitabilität.
MAN: Absatzschub bei E-Fahrzeugen, LKW-Verkäufe rückläufig
MAN Truck & Bus erzielte in den ersten neun Monaten 2025 trotz schwieriger Rahmenbedingungen ein „robustes Ergebnis“, wie das Unternehmen mitteilt. Der Umsatz blieb mit 9,9 Milliarden Euro nahezu stabil (–1 %), der Absatz stieg dagegen um 4 Prozent auf 71.672 Fahrzeuge.
Besonders im Schwerlastsegment zeigt sich jedoch die weiterhin verhaltene Marktdynamik:
- LKW-Verkäufe gingen um 5 Prozent zurück (44.047 gegenüber 46.275 Einheiten im Vorjahr),
- starke Zuwächse gab es dagegen bei Bussen (+35 %) und Vans (+18 %).
Der Auftragseingang legte deutlich um 32 Prozent auf rund 72.615 Einheiten zu – allerdings „ausgehend von einem niedrigen Niveau“, wie es heißt. Das bereinigte operative Ergebnis lag bei 557 Mio. Euro (Vorjahr: 712 Mio. Euro), was einer operativen Rendite von 5,6 Prozent entspricht (Vorjahr: 7,1 %).
CFO Inka Koljonen erklärte dazu:
„Unser Ergebnis unterstreicht die Widerstandsfähigkeit, die unser Unternehmen inzwischen aufgebaut hat – insbesondere vor dem Hintergrund eines weiterhin herausfordernden Marktumfelds beim Truck. Die erhoffte nachhaltige Erholung unserer Kernmärkte – insbesondere in Deutschland – bleibt bislang aus. Auch mittelfristig sehen wir keine wesentliche Markterholung. Deshalb arbeiten wir weiterhin konsequent daran, unsere Resilienz zu stärken.“
Elektromobilität legt deutlich zu
Im Bereich Elektromobilität erzielte MAN ein Verkaufsplus von 184 Prozent bei E-Trucks und -Bussen. Insgesamt wurden 1.090 vollelektrische Fahrzeuge abgesetzt. Mit der Einführung des vollelektrischen Reisebusses MAN eCoach im September 2025 erweitert das Unternehmen sein E-Portfolio.
Scania: Aufträge steigen trotz schwachem Absatz
Scania meldete für das dritte Quartal 2025 einen Umsatzrückgang um 3 Prozent auf 46,9 Mrd. SEK (ca. 3,99 Mrd. €). Das bereinigte operative Ergebnis sank um 26 Prozent auf 5,2 Mrd. SEK (ca. 442 Mio. €), was einer bereinigten operativen Rendite von 11,1 Prozent entspricht (Vorjahr: 14,7 % bzw. 7,1 Mrd. SEK bzw. ca. 604 Mio. €).
Als Gründe nennt der Hersteller:
- niedrigere Lieferzahlen,
- ungünstigen Markt- und Währungseffekt,
- Kosten für den Aufbau eines neuen Industriehubs in China.
Die LKW-Auslieferungen sanken im dritten Quartal um 1 Prozent auf 21.545 Einheiten, während die Auftragseingänge um 20 Prozent auf 20.492 Fahrzeuge stiegen. Darunter 133 Zero-Emission-Fahrzeuge.
Besonders deutlich war der Rückgang der Lieferzahlen in Brasilien, bedingt durch hohe Zinsen, Inflation und Zölle. In Europa und Asien konnten hingegen mehr Fahrzeuge ausgeliefert werden. Der Marktanteil in Europa blieb mit 17,9 Prozent stabil.
Christian Levin, CEO Scania und TRATON Group betonte:
„Unsere steigenden Bestellungen zeigen, dass wir das Vertrauen unserer Kunden halten, während wir das Unternehmen für langfristiges Wachstum vorbereiten.“
Produktneuheiten bei Scania
Ein Highlight des Quartals war laut Scania die Einführung des neuen Dieselmotors Super 11. Er schließt die Lücke zwischen den bestehenden 9- und 13-Liter-Aggregaten und bietet bis zu 7 Prozent mehr Kraftstoffeffizienz gegenüber dem kleineren Modell. Damit richtet sich der Motor gezielt an gewichtsoptimierte Transportanwendungen.
Vergleich MAN & Scania: Schwerlastsegment auf dem Prüfstand
| Kennzahl | MAN (9M 2025) | Scania (Q3 2025) |
|---|---|---|
| LKW-Absatz | 44.047 Einheiten | 21.545 Einheiten |
| Veränderung zum Vorjahr | -5 % | -1 % |
| Auftragseingang | 72.615 Einheiten | 20.492 Einheiten |
| Veränderung zum Vorjahr | +32 % | +20 % |
Beide Hersteller zeigen vergleichbare Muster: rückläufige Absatzzahlen im Schwerlastsegment bei gleichzeitig deutlichem Auftragseingangszuwachs – ein Zeichen für langsame Markterholung oder strategische Neuausrichtung.











