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Gründerinterview: Es erfordert viel Mut, ein neues Unternehmen aufzustellen

Die NeoCargo AG will die Digitalisierung im Mittelstand vorantreiben. In unserem Interview verrät Larissa Eger, Co-Founder & Vorständin Vertrieb, wie man das Vertrauen der mittelständischen Speditions- und Logistikunternehmen in digitale Plattformlösungen erarbeitet.

Lesezeit 4 Min.

Natalia Jakubowska, Trans.iNFO:Was genau macht Ihr Start-up?

Larissa Eger, Co-Founder & Vorständin Vertrieb bei der NeoCargo AG: Wir entwickeln und betreiben eine unabhängige Vernetzungsplattform für mittelständische Spediteure. Dadurch ermöglichen wir dem Spediteur, sich unternehmensübergreifend und digital für die Zukunft aufzustellen.

Was für ein Problem wird durch Ihr Produkt gelöst? Welche Nachfrage wird damit gedeckt?

Durch die unternehmensübergreifende Vernetzung der heterogenen Inhouse-IT-Systeme der Speditionen unterstützen wir die Digitalisierung des Mittelstands im Komplett- und Teilladungsbereich. Im ersten Schritt können Speditionen Aufträge und Statusmeldungen von Partnerunternehmen (Subunternehmer, Fachtführer) digital im Transport-Mangement-System (TMS) empfangen. Im nächsten Schritt stellt die Plattform Matching Algorithmen bereit, die bei einer effizienteren Durchführung der Transporten, der Senkung des Zeitaufwands in der Disposition und der Steigerung der Transparenz in den Entscheidungsprozessen unterstützen. Darüber hinaus können sich auch Partnerunternehmen mit ihren Dienstleistern wie beispielsweise Frachtenbörsen, Palettenhandling, CO2-Nachweise, bei uns anbinden. Die NeoCargo-Plattform dient als Multiplikator zwischen den Speditionen und den Dienstleistungsanbietern, sodass wir auch für die Partnerunternehmen Aufwände im Vertrieb und Marketing reduzieren. Eine Branchenlösung, von der alle Akteure profitieren können und ein dadurch entstehendes digitales Ökosystem ist unser Ziel.

Was ist Ihre Zielgruppe?

Unsere Zielgruppe sind mittelständische Speditions- und Fuhrparkunternehmen.

Inwiefern entspricht das Produkt den aktuellen Markttrends?

Die NeoCargo Plattform steht für die Digitalisierung von mittelständischen Unternehmen, welches einen großen Trend seit vielen Jahren in nahezu allen Branchen darstellt.

Wann und wie sind Sie auf Ihre Gründungsidee gekommen?

Das Konzept der NeoCargo wurde während eines Beratungsprojekts für einen Branchenverband von Speditionen, welches Hr. Brandt und ich aus wissenschaftlicher Sicht am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) begleitet haben, ins Leben gerufen.

Welche Art von Wissen hatten Sie in diesem Bereich während der Gründung Ihres Startups? Und wie haben Sie Ihr Produkt überprüft?

Gemeinsam mit etwa 20 Speditionen sind wir von Null gestartet, um den Alltag und die Problemstellungen des Mittelstandes zu verstehen und in enger Zusammenarbeit mit der Branche eine Lösung zu entwickeln. Eine der größten Erkenntnisse war, dass wir eine einheitliche Sprache in Form eines standardisierten Datenformats benötigen, um die IT-Systeme der mittelständischen Speditionen zu vernetzen und so einen digitalen Austausch zwischen den Speditionen ermöglichen.

Woher kam das Kapital für Ihr Unternehmen?

Da wir seit unserer Gründung eine Aktiengesellschaft sind, stammt unser Kapital von unseren Investoren, welche hauptsächlich mittelständische Speditionen sind. Grund dafür ist das Mitentscheidungsrecht und das Vertrauen der Investoren gegenüber der NeoCargo Plattform. Für die Idee unserer AG konnten wir bereits mehr als 30 Investoren gewinnen.

Was hätten Sie rückblickend in der Startphase anders gemacht?

Es wird leider häufig vergessen, auf das bereits Erreichte zu schauen. Erfolge und Errungenschaften reflektieren und mehr in den Fokus stellen ist etwas, was im Alltag
leider zu oft untergeht. Da können wir noch besser werden.

Welche Tipps können Sie anderen Gründerinnen und Gründern geben?

Es erfordert viel Mut, ein neues Unternehmen aufzustellen und den Willen, eine sich bietende Gelegenheit zu ergreifen. Wir haben einen sehr engen Austausch mit den Kunden und anderen Marktteilnehmern, um unsere Nutzer zu verstehen und gemeinsam mit Ihnen Lösungen zu entwickeln. Das können wir jedem empfehlen, denn der Kunde sollte die Grundlage einer Idee sein. Darüber hinaus ist es relevant, pragmatische Lösungen für die vielen unterschiedlichen Herausforderungen zu finden und direkt die gesammelten Erfahrungen in die Entwicklung zurück zu spiegeln.

Was ist die größte unmittelbare Herausforderung für Ihr Unternehmen und wo sehen Sie sich selbst in fünf Jahren?

Die größte Herausforderung ist das Vertrauen der mittelständischen Speditions- und Logistikunternehmen. Dieses Vertrauen in Plattformlösungen muss erst erarbeitet werden. Die Angst, die Datenhoheit zu verlieren und langfristige Abhängigkeiten einzugehen, ist hoch. Wir arbeiten jeden Tag daran, diese Ängste der Branche zu nehmen und gemeinsam Konzepte zu erarbeiten, die das Vertrauen in die Lösung weiter stärken. In fünf Jahren sehe ich die NeoCargo als ein aufstrebendes, wachsendes und etabliertes Unternehmen, welches unseren mittelständischen Speditionen ihren Alltag deutlich erleichtert.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up hätten?

Das ist immer schwierig zu sagen. Ich denke dann wäre ich in der Logistikbranche oder in einer Branche mit Schnittstelle zur Logistik tätig.

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