Am 28. Juli 2025 veröffentlichte das britische Analysehaus Drewry neue Zahlen zur Entwicklung der Allianz „Gemini Cooperation“. Demnach konnten die von Hapag-Lloyd und Maersk betriebenen Hauptlinien-Schiffe ihre Pünktlichkeit deutlich steigern: Während im Februar – dem Startmonat der Kooperation – die Fahrplanzuverlässigkeit je nach Fahrtgebiet noch zwischen 48 Prozent (Atlantikrouten) und 67 Prozent (Europa-Asien) lag, erreichte sie im Juni bereits 87 bis 89 Prozent. Als pünktlich gelten laut Drewry Schiffe, die ihr Ziel mit einer maximalen Verspätung von 24 Stunden erreichen. In der Branche gelten sonst Werte um 50 Prozent als normal.
Gemini setzt auf zentrale Umschlagpunkte – mit Wirkung
Drewry zufolge wäre der Pünktlichkeitswert im Juni sogar noch höher ausgefallen, hätten nicht überlastete Häfen wie Antwerpen in Europa und asiatische Terminals die Anläufe verzögert.
Dem entgegen wirkten gezielte Umladungen in weniger überlaufenen Häfen wie Bremerhaven, Rotterdam und Tanger Med (Marokko). Laut Drewry nutzt Gemini diese Standorte bevorzugt als Transhipment-Hubs – eine Entscheidung, die sich bewährt.
Fahrplanstabilität durch Hub-and-Spoke-System
Maersk und Hapag-Lloyd setzen bei Gemini auf ein sogenanntes Hub-and-Spoke-System. Ähnlich wie im Luftverkehr laufen große Schiffe ausschließlich große Häfen (Hubs) an, von denen die Container auf kleinere Verbindungen verteilt werden. Drewry betont, dass diese Strategie zur Reduktion von Verspätungen beiträgt – insbesondere, da die Reedereien eigene Terminalkapazitäten kontrollieren und so Koordination und Abläufe besser steuern können.
Ein Vergleich mit anderen Allianzen zeigt: Im Juni war die durchschnittliche Pünktlichkeit der Gemini-Schiffe auf Transpazifik- und Asien-Europa-Routen mindestens doppelt so hoch wie bei der Ocean Alliance und der Premier Alliance, so Drewry in seiner Analyse vom 28. Juli 2025.

Quelle: Drewry Container Capacity Insight
Hafenüberlastung bleibt limitierender Faktor
Die Zuverlässigkeit ist jedoch stark vom Zustand der angelaufenen Häfen abhängig. Drewry fand heraus, dass die Pünktlichkeit bei Anläufen in Antwerpen im Juni rund 20 Prozent unter derjenigen in Rotterdam lag – ein direkter Einfluss der Hafenüberlastung.
Wenn ein Hafen schwer überlastet ist, reicht selbst optimiertes Flotten- und Terminalmanagement nicht mehr aus, um Fahrplanabweichungen zu verhindern“, so Drewry.
Für Importeure mit Standorten in Antwerpen bedeutet das konkret: Eine 90-prozentige Fahrplanzuverlässigkeit ist dort derzeit nicht erreichbar.
Wirtschaftlichkeit bleibt Prüfstein des Modells
Auch wenn Gemini bei der Pünktlichkeit überzeugt, bleibt laut Drewry die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Modells zu beobachten. Die neue Struktur müsse sich auch im Kostenvergleich bewähren. Eine erste Zwischenbilanz sei bislang nicht möglich, da die Q1-Ergebnisse von Hapag-Lloyd nur einen Monat der neuen Allianz abbilden. Der nächste Quartalsbericht wird für den 14. August erwartet und dürfte erstmals belastbare Aussagen zum sogenannten „Cost-Test“ des Hub-and-Spoke-Systems ermöglichen.