Gericht in Rotterdam untersagt Streik unter der Woche – Arbeitskampf darf nur am Wochenende fortgesetzt werden – Verhandlungen laufen weiter
[Update 14. Oktober 2025, 10:50 Uhr]
Rotterdam: Gericht erlaubt Streik nur am Wochenende
Nach fast einer Woche Stillstand im größten Seehafen Europas hat das Bezirksgericht Rotterdam entschieden, dass der laufende Streik der Lascher vorübergehend ausgesetzt werden muss.
Die Gewerkschaft FNV Havens und die beteiligten Unternehmen International Lashing Service (ILS) und Matrans Marine Services (MMS) einigten sich auf einen gerichtlich gebilligten Kompromiss, der die Fortsetzung der Arbeit unter der Woche vorsieht.
Laut Gerichtsbeschluss (Az. C/10/708227 / KG ZA 25-1016) gilt folgende Regelung:
- Zwischen Montag und Freitag (13.–17. Oktober) muss im Hafen regulär gearbeitet werden.
- Ab Freitag, 17. Oktober, 7:00 Uhr darf der Arbeitskampf erneut aufgenommen werden, sofern bis dahin keine Einigung erzielt wurde.
Ein mögliches Urteil im Eilverfahren ist für Montag, 20. Oktober 2025 angekündigt. Das Gericht bestätigte damit im Kern den Antrag der Hafenbetreiber, den unbefristeten Streik zumindest während der Werktage auszusetzen, um den Containerumschlag wieder anlaufen zu lassen.
Nach Angaben der Hafenbehörde Rotterdam dauert es selbst bei sofortiger Wiederaufnahme der Arbeit bis Ende Oktober, um den Rückstau vollständig aufzulösen. Rund 25 Containerschiffe warteten am Montagvormittag weiterhin auf Abfertigung.
Die Gewerkschaft FNV Havens hatte ursprünglich 7 Prozent Lohnerhöhung plus automatische Inflationsanpassung gefordert, die Forderung später auf 6,5 Prozent gesenkt. Die Arbeitgeber halten auch das für überzogen.
[Update 13. Oktober 2025, 11:00 Uhr]
Rotterdam: Lascher-Streik wird unbefristet fortgesetzt
Im Rotterdamer Hafen, dem größten Seehafen Europas, ist der seit dem 8. Oktober laufende Arbeitskampf der Lascher auf unbestimmte Zeit verlängert worden. Das bestätigte die Gewerkschaft FNV Havens, nachdem ein Vermittlungsversuch mit den Unternehmen International Lashing Service (ILS) und Matrans Marine Services am Freitag (10. Oktober) ohne Ergebnis beendet wurde.
Der Containerumschlag in Rotterdam liegt damit vollständig still – betroffen sind alle großen Terminals, darunter APM Maasvlakte II, ECT Delta, RWG und Euromax. Laut Hafenbehörde warten inzwischen über 18 Schiffe vor der Küste.
Die FNV fordert sieben Prozent mehr Lohn und eine automatische Inflationsanpassung.
„Weniger als ein Euro pro Container würde ausreichen, um den Konflikt zu lösen“, sagte FNV-Vorstandsmitglied Niek Stam.
Belgien: Lotsenstreik blockiert Schiffsverkehr auf der Schelde
In den Häfen Antwerpen, Zeebrugge und Gent stehen seit Sonntag (5. Oktober) zahlreiche Schiffe still. Grund ist ein Streik der Hafenlotsen, die gegen die geplante Rentenreform der Föderalregierung protestieren. Laut belgischen Medien warteten Mitte der Woche bereits rund 80 Hochsee- und Küstenschiffe auf Ein- oder Ausfahrt.
Die Gewerkschaft ACOD hatte zuvor errechnet, dass junge Lotsen nach der Reform bis zu 45 Prozent weniger Rente erhalten könnten als ältere Kollegen. Der Lotsenverband BvL kritisiert zudem, dass Sondervergütungen, die bislang für die Rentenberechnung berücksichtigt wurden, abgeschafft werden sollen.
Flanderns Mobilitätsministerin Annick De Ridder appellierte an die Lotsen, den Streik zu beenden und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Sie sagte am Dienstag:
„Wir hatten mit der Berufsvereinigung der Lotsen (BvL) eine Abmachung getroffen, dass wir um den 30. November herum ein prinzipielles Abkommen […] treffen wollen.“
Bislang warten die Lotsen jedoch auf eine offizielle Reaktion der Regierung. Wann der Arbeitskampf endet, ist offen. Laut Hafenbehörde Antwerpen-Brügge wird versucht, die Schiffsbewegungen zu priorisieren, um Engpässe im Containerverkehr zu begrenzen.
Luftfracht-Streik am 14. Oktober angekündigt
Während die Seehäfen noch mit Verzögerungen kämpfen, steht Belgien kurz vor dem nächsten Logistik-Stillstand: Laut dem Speditionskonzern DSV wird es am 14. Oktober (6 Uhr) bis 15. Oktober (6 Uhr) zu einem landesweiten Streik kommen, der vor allem die Luftfracht betrifft.
Beteiligt sind sämtliche belgische Gewerkschaften, darunter Mitarbeitende der Bodenabfertigung, Sicherheitsdienste und Zollbehörden. Betroffen sind insbesondere die Flughäfen Brüssel (BRU) und Lüttich (LGG).
In der Mitteilung von DSV heißt es, dass während des Streiks ausgehende Frachtflüge ausfallen und eingehende Sendungen verspätet oder umgeleitet werden könnten. Auch die Zufahrtsstraßen zu den Flughäfen würden „erheblich beeinträchtigt“. Der Flughafen Brüssel bestätigte, dass Mitarbeitende des wichtigsten Sicherheitsdienstleisters teilnehmen werden, „wodurch ein sicherer Betrieb unmöglich wird“.
Laut Branchenkreisen wird erwartet, dass Expressdienste und E-Commerce-Transporte in Europa kurzfristig umgeroutet werden – unter anderem über Frankfurt, Luxemburg, Paris oder Amsterdam.
Zeitleiste der Arbeitskonflikte
| Datum | Ort | Akteure | Grund | Dauer / Status |
|---|---|---|---|---|
| seit 5. Okt. | Antwerpen / Zeebrugge (BE) | Hafenlotsen | Protest gegen Rentenreform | unbefristet |
| seit 8. Okt. | Rotterdam (NL) | Lascher (ILS, Matrans) | Forderung nach +7 % Lohn | unbefristet (s. Gerichtsurteil) |
| 14.–15. Okt. | Belgien (national) | Gewerkschaften / Luftfracht | Protest gegen Lohn- & Arbeitsbedingungen | 24 Stunden |
Europaweite Auswirkungen möglich
Während die Hafenbehörden in Antwerpen und Rotterdam noch versuchen, den Rückstau zu kontrollieren, warnt die belgische Wirtschaftskammer bereits vor „sekundären Effekten“ auf die Lieferketten in Deutschland, Frankreich und Osteuropa.
„Es ist zu erwarten, dass sich die Engpässe über die gesamte kommende Woche fortsetzen“, heißt es aus Branchenkreisen. Besonders gefährdet seien zeitgebundene Lieferungen im Automotive-, Chemie- und Lebensmittelbereich.
Wie schnell sich die Lage normalisiert, hängt nun von den Verhandlungen in Rotterdam und Brüssel ab – und davon, ob der belgische Lotsenstreik tatsächlich bis Ende Oktober andauert.











