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Wenn ein System Ihre Arbeit übernimmt – Automatisierung in greifbarer Nähe

Lesezeit 9 Min.
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21.10.2020

Die Automatisierung sichert Ihnen viele Wettbewerbsvorteile gegenüber Ihrer Konkurrenz. Sie erlaubt, die Effektivität zu erhöhen, während gleichzeitig die Kosten für die Betriebsführung gesenkt werden. Kein Wunder, dass die größten Akteure auf dem Markt Milliarden von Dollar in moderne Technologien investieren, die Ihnen eine kontinuierliche Entwicklung und Verbesserung ermöglichen.

Wir haben Łukasz Muzyka, den Experten für die Systemintegration bei Trans.eu, gefragt, was die Automatisierung in der Logistikindustrie bedeutet und wie diese in Ihrem Unternehmen implementiert werden kann.

Wir hören immer wieder, dass Automatisierung die Entwicklung eines Unternehmens fördert. Worum genau handelt es sich eigentlich bei dieser Automatisierung im Zeitalter von Logistik 4.0?

Industrie und Logistik 4.0 ist definitionsgemäβ ein vollständig integriertes und zusammenarbeitendes Herstellungs- (Produktions-) und Liefersystem, das im Stande ist, in Echtzeit auf die sich ändernden Kundenbedürfnisse und die Bedingungen in der Lieferkette zu reagieren.

Natürlich ist dies nur eine reine Definition, was in der Praxis bedeutet, dass man ständig nach einer besseren Kontrolle der Prozesse und Daten durch die Verbindung mit weiteren (bislang geschlossenen) Systemen strebt. Das Ziel ist es, die wiederholbaren, reproduktiven und manuellen Arbeitsabläufe auf Maschinen zu übertragen und unsere Aufmerksamkeit auf das Treffen wichtiger Schlüsselentscheidungen zu lenken.

Die Automatisierung gibt uns Raum und Zeit, um auf immer dynamischere Veränderungen auf dem Markt reagieren zu können. Die Integration von Betriebssystemen und -daten liefert uns wiederum Informationen, die erforderlich sind, um die besten Entscheidungen zu treffen.

Ein Beispiel für die Automatisierung in der Logistik sind die autmatischen Regeln, die in die Trans.eu Plattform eingebaut sind. Sie ermöglichen jedem Nutzer, ein Szenario zu erstellen, mit dessen Hilfe die Information über eine Ladung automatisch mit weiteren Geschäftspartnern geteilt wird (z.B. Stamm-Frachtführern, Frachtführern, die vertrauenswürdig sind und auf Anfrage mit den Kunden zusammenarbeiten oder Frachtführern aus der Börse). Die Maschine übernimmt die aufwendigen Anfragen an die Subunternehmer, während sich der Dispatcher darauf konzentriert, zu verhandeln und den besten Preis zu erhalten. Dank dieser Automatisierung ist der Spediteur im Stande, bei dutzenden von Dienstleistern nach dem Preis zu fragen, ohne die Zeit für die Organisation des Transportes zu verlängern. Dadurch entstehen erheblich größere Chancen, einen besseren Preis bzw. die erwartete Qualität zu erhalten.

Unseren Untersuchungen zufolge führt eine solche Änderung zu einer Ersparnis von bis zu 6% der Straßentransportkosten.

Wann können wir sagen, dass ein Unternehmen vollständig automatisiert ist?

Automatisierung bedeutet das ständige Streben nach Fortbildung durch Unternehmen und die Freigabe ihrer Ressourcen. Eine vollständige Automatisierung ist erwünscht, jedoch sehr schwer zu erreichen. Deshalb sollte sich ein Teamleader immer die Frage stellen, ob eine bestimmte Aufgabe durch einen Menschen ausgeführt werden muss und ob die Effektivität nur durch die Einstellung weiterer Mitarbeiter erhöht werden kann.

Zur Priorität für die Automatisierung sollte derjenige Bereich gemacht werden, in den das Unternehmen die meisten Ressourcen investieren muss, d.h. der die meisten Arbeitsplätze beansprucht. Es ist ein Ort, an dem das ständige Treffen von Entscheidungen mit vielen manuellen Aufgaben konkurriert. Deshalb zählen die Arbeit eines Spediteurs/Dispatchers/Logistikers sowie die Integration der von ihm verwendeten Werkzeuge zu den Bereichen, die in der Logistik natürlicherweise Automatisierung erfordern. Sie erhöht Produktivität und ermöglicht, die volle Kontrolle über den Prozess zu erlangen.

Wie funktioniert diese Integration genau?

Es handelt sich um eine Verknüpfung von Systemen, die untereinander Daten austauschen. Dabei ist die Technologie in diesem Prozess zweitrangig, am Wichtigsten ist das Ergebnis. Ein einfaches Beispiel dieser Anwendung ist die Möglichkeit, ein Frachtangebot an unsere Börse zu senden. Allein die Einschränkung des manuellen Kopierens von Daten von einem Auftrag in ein Angebot kann in vielen mittelständischen Unternehmen zur Zeitersparnis führen, die in Arbeitsplatz-Einheiten erfasst wird.

Allerdings arbeiten wir an einer viel umfassenderen Arbeitsautomatisierung und der Integration mit TMS-Systemen auf dem polnischen und europäischen Markt. Noch in diesem Jahr erhalten Nutzer von TMS SPEED und Nawigator nicht nur direkten Zugriff auf die Börse, sondern auch auf geschlossene Auktionen mit Frachtführern, sowie die Möglichkeit, die Aufgaben des Spediteurs in Form von automatischen Regeln zu gestalten. Auch die Schlüsseldaten des ausgewählten Frachtführers sowie die Transportpreise werden von der Plattform in das TMS importiert. Dies ermöglicht eine automatisierte Bearbeitung der Aufträge von seiten des TMS.

Wie profitieren Kunden von der Integration ihres Systems mit der Trans.eu-Plattform? Was zeichnet sie aus?

Was uns auszeichnet, ist unsere Gemeinschaft, die aus rund 40.000 der wettbewerbsfähigsten Transportunternehmen in Europa besteht. Die TMS-Integration mit unserer Plattform bedeutet daher, dass Sie Ihr eigenes System für den Transportmarkt und die daraus einflieβenden Daten öffnen. Es ist die Automatisierung des Frachtführer-Auswahlprozesses und die Möglichkeit, Entscheidungen auf der Grundlage von Marktdaten zu treffen.


Selbst wenn ein Unternehmen heute lediglich mit seinen Stamm-Frachtführern zusammenarbeitet, kann es auf der Plattform folgende Tätigkeiten automatisch organisieren:

  • Verwaltung von festen Routen und Verträgen mit ausgewählten Frachtführern,
  • Ad-hoc-Zusammenarbeit mit vertrauenswürdigen Frachtführern, mit denen der Preis in privaten Auktionen verhandelt werden kann,
  • eigene interne Ladungsbörse (Spot),
  • Transportanfragen auf dem offenen Markt (Börse).

All diese Optionen der Frachtführerauswahl können gekoppelt und als Prozesse definiert werden (automatische Regeln) und anhand des vom Algorithmus angegebenen Preises an die aktuelle Marktsituation angepasst werden.


Warum ist die Automatisierung in Unternehmen so wichtig? Wie wird die Arbeit in der Transportindustrie in einigen Jahren aussehen?

Die Automatisierung bietet einen Wettbewerbsvorteil, der z.B. von vielen digitalen Speditionen genutzt wird. Dies bedeutet eine größere Effizienz und niedrigere Betriebskosten. Nicht ohne Grund investiert CH Robinson 5 Milliarden US-Dollar in Technologie. Als Transportvermittler wird er mit Sicherheit Mittel für die Automatisierung, Datenintegration und Prognosen bestimmen, um die “einfachen” Entscheidungen eines Spediteurs zu automatisieren und ihm Daten zu geben, die es ihm ermöglichen, kluge Entscheidungen in kritischen Situationen zu treffen.

Lasst uns nicht vergessen, dass der Transportmarkt von Angebot und Nachfrage reguliert wird – ähnlich wie die Finanz-, Währungs- und Rohstoffmärkte. In diesem Sektor wird schon heute die Mehrheit der Kauf- und Verkaufsentscheidungen durch Roboter und Algorithmen getroffen, nicht durch Menschen. Der Transportmarkt entwickelt sich in eine ähnliche Richtung. Deshalb werden Daten immer wichtiger, auf deren Grundlage wir profitable Entscheidungen treffen können.

Andererseits leistet die Integration von weiteren Systemen in der Lieferkette einen Beitrag zur Automatisierung der Arbeit des Frachtführers. Der Datenaustausch zwischen dem GPS-System im Sattelzug und dem Lagerverwaltungssystem ermöglicht uns schon heute die automatische Verwaltung von Lieferungen. Nimmt man autonome Fahrzeuge hinzu, die von der Testphase bereits in die rechtliche Genehmigungsphase übergegangen sind, so können wir möglicherweise schon in einigen Jahren mit großen Änderungen rechnen.

Was sind die Ziele der Trans.eu-Plattform im Bereich der Automatisierung? Stimmen sie in irgendeiner Art und Weise mit der oben beschriebenen Vision überein?

Selbstverständlich. Derzeit ist unser wichtigstes Ziel, polnische Unternehmen mithilfe von Technologien und Dienstleistungen zu unterstützen, die es ihnen ermöglichen, einen noch größeren Wettbewerbsvorteil auf dem Markt zu erreichen.

Wir möchten die Aufmerksamkeit unserer Börsen-Community auf die neuen Funktionen richten, z. B. sequentielle und private Auktionen, automatische Regeln oder die Integration mit führenden TMS-Systemen.

Das Treffen von profitablen Entscheidungen wird schon heute durch einen Preisalgorithmus unterstützt, der den Benutzer über den zu erwartenden Preis auf dem offenen Markt informiert. Dadurch kann jeder “seinen” Preis mit den auf dem Markt akzeptierten Tarifen überprüfen und auf optimale Art und Weise die Wahl des Frachtführers treffen. Mit einem Klick entscheidet der User, ob er einen Stamm-Frachtführer zu dem vertraglich ausgehandelten Tarif, die Auktionen und Verhandlungen mit vertrauenswürdigen Frachtführern oder eine Anfrage auf der Frachtenbörse wählt.

Ebenso kann ein Spedtitionsleiter Berichte erhalten, die die Effektivität eines Mitarbeiters veranschaulichen. Ein solcher Bericht ist vom Wert her einzigartig, da er neben Angaben zur Anzahl der Anfragen, stattgefundenen Verhandlungen und der erhaltenen Preisangebote auch einen Verweis auf den Marktpreis erhält. Dies ermöglicht dem Speditionsleiter eine objektive und vollständige Bewertung des Mitarbeiters.

Wir führen auch ein Pilotprojekt hinsichtlich der Fahrzeugüberwachung durch, bei dem jeder Frachtführer seinem Verlader vollständige Transparenz bieten kann. Die Überwachungsfunktion wurde bereits von über hundert Telematikdienstleistern implementiert und die Liste wächst ständig.

All diese Funktionen und Dienstleistungen bieten wir innerhalb einer Plattform an, die mit dem TMS oder ERP des Kunden integriert ist. Auf diese Art und Weise unterstützen wir den Automatisierungsprozess beim Verlader, während der Frachtführer Zugriff zu allen Daten an einem Ort hat (von der Angebotsanfrage über den Auftrag bis zur Abrechnung).

Łukasz Muzyka, System Integration Manager – Er ist IT-Spezialist mit 15-jähriger Erfahrung im Business Development sowie in der Entwicklung neuer Dienstleistungen, die auf Technologie und Datenaustausch basieren. Er war verantwortlich für die Integration des Systems zum Austausch von wirtschaftlichen Informationen in größten Unternehmen im Banken-, Versicherungs- und Telekommunikationssektor. Er baute technologische Partnerschaften mit führenden ERP-Systemanbietern, wie COMARCH, Asseco und Insert auf. Heute wendet er seine Erfahrungen in der Logistik an und ist verantwortlich für das Schaffen technologischer Lösungen für die Schlüsselkunden der Trans.eu Group SA.

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