Der deutsche Arbeitsmarkt kühlt sich weiter ab. Besonders deutlich zeigt sich dies in der Transport-, Logistik- und Automotive-Branche, die bislang als vergleichsweise robust galt. Laut dem aktuellen Arbeitsmarktbarometer der ManpowerGroup für das vierte Quartal 2025 sackt der Netto-Beschäftigungsausblick (NBA) in diesem Sektor von 31 auf 17 Prozent ab – ein Rückgang um 14 Prozentpunkte gegenüber dem Vorquartal und 13 Punkte im Jahresvergleich.
Transport, Logistik & Automotive: Vom Vorzeigesektor zum Sorgenkind
Noch im dritten Quartal meldete die Branche die besten Jobaussichten. Jetzt ist davon wenig übrig: Mit einem NBA von nur 17 Prozent liegt die Transport- und Logistikbranche auf einem Niveau mit dem Gesundheitswesen und deutlich unterhalb der IT (24 Prozent).
Die Gründe sind vielschichtig: Investitionsverzögerungen, Unsicherheiten durch die US-Strafzölle sowie eine insgesamt schwache weltwirtschaftliche Dynamik belasten die Branche. Hinzu kommt der Fachkräftemangel: Laut Studie berichten 88 Prozent der Unternehmen in Transport und Logistik von Schwierigkeiten, geeignete Mitarbeiter zu finden.
Damit verwandelt sich der Sektor innerhalb weniger Monate vom Stabilitätsanker zum Symbol für Umbruch und Unsicherheit.
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Regionaler Vergleich: Ruhrgebiet zieht davon, Osten am Ende
Ein Blick in die Regionen zeigt ein differenziertes Bild:
- Ruhrgebiet: Mit einem NBA von 41 Prozent führt die Region deutlich und verzeichnet ein starkes Comeback.
- Berlin: Nach zuvor starker Entwicklung verliert die Hauptstadt sieben Punkte und liegt nun bei 26 Prozent.
- München: Leichter Anstieg um sieben Punkte auf 20 Prozent – bleibt aber unter dem Bundesdurchschnitt.
- Osten Deutschlands: Mit nur 8 Prozent Schlusslicht im regionalen Vergleich.
Für Transport- und Logistikunternehmen bedeutet dies: Während im Westen und besonders im Ruhrgebiet Chancen auf Neueinstellungen bestehen, verschärft sich die Lage im Osten weiter.
Branchenvergleich: Energie legt zu, Industrie schwächelt
Neben Transport und Logistik zeigen auch andere Branchen deutliche Bewegungen:
- Energie und Versorgung: NBA bei 22 Prozent, ein Plus von 20 Punkten zum Vorquartal.
- IT: 24 Prozent, im Quartalsvergleich leicht erholt, aber mit 17 Punkten Jahresverlust stärkster Rückgang.
- Gesundheitswesen: 17 Prozent, minus 11 Punkte im Jahresvergleich.
- Industrie: Mit 12 Prozent Schlusslicht aller Branchen.
„Was wir aktuell beobachten, ist keine dramatische Trendwende, sondern eine erwartbare Reaktion deutscher Unternehmen“, erklärt Iwona Janas, Country Manager der ManpowerGroup Deutschland. „Der Arbeitsmarkt sortiert sich neu – in einem Umfeld, das weiterhin von Transformation geprägt ist.“
Unternehmensgrößen: Kleinstbetriebe optimistischer
Auch nach Unternehmensgrößen differenziert sich das Bild: Kleinstbetriebe (unter zehn Mitarbeitende) steigern ihre Erwartungen um elf Punkte auf 10 Prozent. Großunternehmen mit 1.000 bis 4.999 Beschäftigten liegen bei 23 Prozent (–5 Punkte), bleiben aber im soliden Bereich. Mittelständische Unternehmen verzeichnen leichte Verbesserungen.
Ausblick
Die nächste Erhebung wird im Dezember 2025 veröffentlicht und gibt dann Aufschluss über die Beschäftigungserwartungen für das erste Quartal 2026. Für die Transport- und Logistikbranche steht fest: Der bisherige Wachstumspuffer ist aufgebraucht – die Branche muss sich im Zuge globaler Handelskonflikte und struktureller Transformation neu behaupten.