Ein Lkw-Fahrer im Ruhestand beschwert sich bei der Europäischen Union. Er möchte weiterhin arbeiten, aber laut Gesetz darf er das nicht

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– Lkw-Fahrer zu sein ist nicht nur ein Job, es ist eine Leidenschaft fürs Leben. Würde irgendjemand einem Sportler, der untersucht und für gesund befunden wurde, sagen, er solle mit dem Sport aufhören, nur weil sein Identitätsausweis es nicht zulässt? – fragt sich Silvano De Longhi, der in ein paar Monaten 68 Jahre alt wird. Ab diesem Tag darf er nach italienischem Recht keinen Lkw mehr fahren…

Silvano De Longhi aus Treviso überzeugt, dass er sich einer guten Gesundheit erfreut. Ebenso wie sieben seiner Kollegen. Sie verstehen nicht, warum sie nach ihrem 68. Geburtstag in Rente gehen müssen. Also haben sie beschlossen, das Gesetz in Italien zu ändern.

Und heute ist dieses extrem streng. Ein Fahrer, der über die Altersgrenze hinaus fährt, riskiert ein hohes Bußgeld. Anfang März erhielt ein 70-jähriger Lkw-Fahrer aus diesem Grund ein Bußgeld in Höhe von 1.200 Euro. 

Die Fahrer haben eine Petition an die Europäische Kommission geschrieben. Sie wollen, dass sie sich die nationale Gesetzgebung ansieht und prüft, ob es rechtsmäβig ist, dass italienische Seniorfahrer keine Lkw fahren dürfen, während es ihren Kollegen aus anderen Ländern der Gemeinschaft nicht verboten ist. Sie wollen, wie sie betonen, Rechtsgleichheit und Chancengleichheit für EU-Bürger herbeiführen.

Wie sich herausstellte, wird sich die Kommission mit dieser Sache befassen, denn sie hat soeben entschieden, dass „dies in die Zuständigkeit der Europäischen Union fällt” – berichtet qdpnews.it.

Sie nehmen keine Arbeitsplätze weg

Die Petition der Italiener wurde auch an den Ausschuss für Verkehr und Tourismus des Europäischen Parlaments und das italienische Parlament gerichtet.

Der Anwalt Fabio Capraro, der den Fahrern hilft, hat formell die „Angleichung der italienischen Gesetzgebung an die anderer europäischer Länder” gefordert. Wie er erklärt, könnte die Transport- und Logistikindustrie so von der Arbeit ihrer Landsleute profitieren, ohne Lkw-Fahrer aus anderen Ländern beschäftigen zu müssen.

Der Anwalt argumentiert auch, dass reife Fahrer vorsichtiger im Straßenverkehr und weniger anfällig für Versuchungen sind, zu schnell zu fahren. „Nur 6 Prozent der in Unfälle verwickelten Fahrer sind über 65 Jahre alt”, so Capraro.

Dies wird von Silvano De Longhi bestätigt. Wie er den Vertretern der Europäischen Kommission erklärt, macht der Vorwurf, sein Verbleib im Job sei ein Hindernis für den Generationswechsel im Transportsektor, keinen Sinn. Tatsächlich ist der Zustrom junger Menschen gering, und es wird geschätzt, dass heute in Italien mindestens 20.000 Fahrer fehlen.

Foto: Shutterstock

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