Quelle: Electreon Electric Road System

Induktives Laden auf der A6: Pilotstrecke für E-LKW startet

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Das induktive Laden von Elektrofahrzeugen während der Fahrt wird erstmals auf einer deutschen Autobahn getestet – ein Pilotprojekt mit großem Potenzial für den Straßengüterverkehr.

Im bayerischen Amberg ist der Startschuss für ein wegweisendes Infrastrukturprojekt gefallen. Auf der A6 testet der Bund gemeinsam mit einem Forschungskonsortium erstmals das induktive Laden von Elektrofahrzeugen auf einer Autobahn. Das Projekt „E|MPower“ zielt vor allem auf Anwendungen im Straßengüterverkehr ab – insbesondere für Flotten im Bereich E-LKW und Busse.

Herzstück der Maßnahme ist ein ein Kilometer langer Abschnitt zwischen Sulzbach-Rosenberg und Amberg-West in Fahrtrichtung Nürnberg. Dort wurden Ladespulen unsichtbar in den Asphalt eingelassen, über die speziell ausgerüstete Fahrzeuge während der Fahrt kabellos mit Strom versorgt werden können.

Quelle: Autobahn GmbH

Die Technologie stammt vom israelischen Unternehmen Electreon, das bereits in mehreren Ländern ähnliche Projekte realisiert hat – unter anderem in Israel, Frankreich, den USA und China.

Fokus auf Logistik und Schwerlastverkehr

Für den Logistiksektor könnte das System laut Projektpartnern ein echter Wendepunkt sein: Die Stromversorgung während der Fahrt macht lange Ladepausen überflüssig, reduziert die notwendige Batteriegröße und spart damit Gewicht und Kosten. Auch die heute noch begrenzte Ladeinfrastruktur im Fernverkehr würde entlastet.

Bisher galt: Der Weg ist das Ziel – ab heute gilt: Der Weg gibt die Power – und diese kommt aus Bayern. Klar ist: Das induktive Laden kann ein echter Gamechanger für die E-Mobilität sein“, erklärte Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume beim Projektstart. Der Wirkungsgrad des Systems liege bei über 90 Prozent, so Blume. „Reichweitenprobleme lösen sich“.

Funktionsweise: Laden während der Fahrt

Das sogenannte „Electric Road System“ (ERS) basiert auf einem magnetischen Wechselfeld, das durch die in der Fahrbahn eingelassenen Spulen erzeugt wird. Befährt ein Fahrzeug die Strecke, wird über eine Gegenspule im Fahrzeugboden eine Spannung induziert – ganz ohne Kontakt. Anders als bei Oberleitungs- oder Ladeschienensystemen bleibt die Technik vollständig unter der Oberfläche verborgen und ist somit für PKW wie LKW gleichermaßen nutzbar.

Die E|MPower-Technologie ist passiv für Fahrzeuge ohne spezielle Ausrüstung – eine Gefährdung durch magnetische Felder besteht nicht. Auch in den ausgerüsteten Fahrzeugen sorgt eine Abschirmung dafür, dass internationale Sicherheitsstandards eingehalten werden.

Start der Tests in der zweiten Jahreshälfte

Die Bauarbeiten an der Teststrecke sind im Rahmen einer regulären Sanierung von rund 5,7 Kilometern Fahrbahnlänge erfolgt. Neben der Spulenverlegung wurden auch Schutzplanken erneuert und der Oberbau instand gesetzt. Die Koordination liegt beim Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik (FAPS) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU).

Die ersten Fahrversuche mit entsprechend ausgestatteten Testfahrzeugen sind für die zweite Jahreshälfte 2025 geplant.

Prof. Dr. Florian Risch vom FAPS erklärt:

Uns interessiert unter anderem, wie effizient das System tatsächlich arbeitet – und wie sich Induktionsspulen wirtschaftlich und automatisiert in Straßen integrieren lassen. Dank der Teststrecke erhalten wir wichtige Praxiserkenntnisse und wissenschaftlich fundierte Daten für optimierte Systeme auf Seiten der Infrastruktur und der Fahrzeuge.

Industrie, Forschung und Staat im Schulterschluss

Am Projekt beteiligt sind neben der FAU auch die Technische Hochschule Nürnberg sowie die Unternehmen Eurovia, Seamless Energy, VIA IMC, Risomat und Electreon. Die Autobahn GmbH des Bundes ist als Projektpartner eingebunden. Finanziert wird das Forschungsvorhaben durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des Programms „Elektro-Mobil“.

Die gesammelten Erkenntnisse sollen die Grundlage für weitere Streckenabschnitte bilden – ein wichtiger Schritt in Richtung alltagstauglicher Elektromobilität im Fernverkehr. Sollte sich die Technologie bewähren, könnte die Zukunft des elektrifizierten Straßengüterverkehrs nicht an der Ladesäule, sondern direkt auf der Straße liegen.

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