Deutschland erlebte im zweiten Quartal 2025 eine signifikante Erholung im Frachtangebot. Bereits im Mai zeigte sich ein klarer Aufwärtstrend, insbesondere auf den Relationen nach Tschechien (+49 Prozent), in die Schweiz (+47 Prozent) und nach Frankreich (+34 Prozent). Auch wenn es weiterhin Einbrüche auf einigen Strecken gab (z. B. Österreich → Deutschland: -10 Prozent), waren diese deutlich geringer als noch im Februar.
Im Juni setzte sich dieser Trend fort: Die Nachfrage stieg auf nahezu allen Strecken, mit einem Rekordzuwachs von 120 Prozent auf der Relation Deutschland → Schweiz. Im Juli legten alle beobachteten Strecken zu. Besonders auffällig: Deutschland → Schweiz (+96 Prozent), Deutschland → Tschechien (+55 Prozent) und Deutschland → Belgien (+52 Prozent).
“Der deutsche Markt zeigte im Juli einen klaren Anstieg der Frachtangebote auf allen Routen. Das deutet auf eine zunehmende Handelsaktivität mit den europäischen Partnern hin,” kommentiert Marek Chudy, Operations Manager bei TSL Antkowiak.
Fahrermangel trotz steigender Nachfrage
Anders sah es bei der Fahrernachfrage aus: Im Juni verzeichnete man auf 13 von 18 analysierten Strecken einen Rückgang der Frachtsuchen durch Transportunternehmen. Im Juli stieg die Aktivität nur auf zwei Routen (Deutschland → Schweiz, Italien → Deutschland); auf zwei weiteren (Polen → Deutschland, Tschechien → Deutschland) blieb sie stabil. Auf allen anderen Strecken wurden deutliche zweistellige Rückgänge gemeldet (z. B. Dänemark → Deutschland: -42 Prozent).
“Die zunehmende Konkurrenz durch osteuropäische Carrier mit niedrigeren Lohnkosten verdrängt deutsche und polnische Spediteure vom Markt,” analysiert Natalia Foszt von OMIDA VLS.
Arleta Marczyńska, Präsidentin von eXportsy, ergänzt:
“Die Relation Deutschland – DACH – Polen/Italien ist die Autobahn der europäischen Logistik. Hier erreichen Angebot und Nachfrage schneller ein Gleichgewicht. Dagegen hängt der Verkehr aus den Niederlanden und Dänemark stark von der Hafenlogistik ab.”
Frachtraten auf Rekordkurs
Die Folge der steigenden Nachfrage und sinkenden Transportkapazität: deutliche Preissteigerungen. Seit Februar 2025 kletterten die Raten auf nahezu allen Strecken. Besonders starke Anstiege im Juli:
- Deutschland → Dänemark: +20,3 Prozent
- Deutschland → Schweiz: +16,6 Prozent
- Deutschland → Tschechien: +14,8 Prozent
- Deutschland → Frankreich: +12,4 Prozent
- Deutschland → Polen: +8,4 Prozent
Karol Kupczak, Transportleiter bei Flash Logistics, erläutert: “Die stabilen Zuwächse bei Frachten nach Frankreich und in die Schweiz resultieren aus konstanter Nachfrage in Schlüsselsektoren wie Automotive, Chemie und Pharma. Der Fahrzeugmangel verstärkt den Preisdruck.”
“Frachtraten werden wohl weiter steigen, auch wenn sich das Wachstumstempo verlangsamen könnte,” so Kupczak weiter.
Nachhaltiges Wachstum oder vorübergehendes Hoch?
Die Marktbeobachter sind sich einig: Deutschland bleibt der zentrale Hub für den europäischen Export. Die anhaltende Angebotsstärke, gepaart mit einem strukturellen Mangel an Fahrern, führt zu anhaltendem Preiswachstum.
Dennoch mahnt Marek Chudy zur Vorsicht:
“Saisonale Effekte und möglicher Konsumrückgang könnten das Tempo der Ratensteigerungen im Herbst 2025 bremsen.”
Fazit: Der deutsche Transportmarkt sendet positive Signale. Doch ohne ausreichende Transportkapazitäten und strukturelle Reformen könnte sich der Boom schnell als fragil erweisen.









